Kronberg (mw) – Für das noch junge Museum in der städtischen Villa Winter, das den Malern der Kronberger Malerkolonie nun ein wirkungsvolles eigenes Haus zur Verfügung stellt, um die Geschichte der Kronberger Malerkolonie auch für die zukünftigen Generationen lebendig zu halten, war es eine außergewöhnliche Vernissage vergangenen Samstag. Zu der hatten die Leiterin des Museums Kronberger Malerkolonie, Ingrid Ehrhardt, und der Kunstlehrer der Altkönigschule, Thomas Böhm, gemeinsam eingeladen. Zu sehen waren in den zweistöckigen Museumsräumen die aktuelle Schau alter Kronberger Meister aus der Zeit zwischen 1850 und 1940, der aktiven Zeit der Kronberger Malerkolonie und nebenstehend 19 Arbeiten der Kunstleistungskurs-Schülerinnen und Schüler von Thomas Böhm. Ehrhardt und Böhms Kooperation war dank des Hochtaunuskreis-Kunstförderungsprojektes entstanden. „Herr Böhm war dort bei der Preisverleihung als Lehrer mit seinen Schülern zu Gast und ich saß in der Jury“, berichtete Ehrhardt in ihrer kurzen Begrüßungsansprache. So entstand bei der ersten Begegnung sogleich eine Kooperation – denn Ehrhardt war klar, dass sie aktiv die Kooperationen suchen möchte für das neue Museumsformat. In Böhm habe sie einen aktiven Partner gefunden, freut sie sich. Den Dank konnte Böhm nur zurückgeben, dem es wichtig ist, die Kunstangebote, die sich vor Ort bieten, mit den Schülern auch zu nutzen. Es wäre ja ein Frevel, beim Studium der Landschaftsmalerei diesen Ort auszulassen, erklärte er. Nichtsdestotrotz war ihm wichtig, dass die Schüler frei blieben in ihrer Motivwahl, genauso wie in der malerischen Umsetzung. Es sei eine tolle Außenwirkung für die kooperative Gesamtschule, sagte Keppler. Böhm hatte seinen Schülerinnen und Schülern als Thema „kleine Leute in der großen Welt“ vorgegeben und ihnen eine Kiste mit H-Null-Menschlein dazu gestellt.Diese eignen sich dazu, sie so im Raum zu platzieren, dass sie innerhalb eines Fotos plötzlich an Größe gewinnen und sich Räume erschließen. Alina Wehrheim (16) und Scarlett Kosir (16) erklärten, dass eine Kunsteinheit dazu genutzt wurde, um auf dem Schulhof mit den Miniaturmenschen ein Motiv für ein Foto zu machen. Gleichzeitig gab es einen Museumsbesuch mit einer Führung von Ingrid Ehrhardt durch die frühen und späteren Maler der Kronberger Malerkolonie. Im Museum nun konnten die Schüler dann von den Sujets der Kronberger Maler, von ihrem kompositorischen Aufbau der Landschaften lernen und sich inspirieren lassen. Was Böhm nicht wollte: dass die Schüler einfach nur versuchten, die naturalistischen Ansichten zu kopieren. So konnten ganz neue Motive entstehen, in denen die Plastikfiguren eingebaut oder hineingemalt wurden. Aus idyllischen Landschaften beispielsweise von Philipp Francks Blick auf den Altkönig wurden Themen unserer Zeit wie Sofia Montalbettis „Ausflug in die Fantasie“. Für die Schülerin lag es auf der Hand – die Idylle zweier Personen, die auf einem Ast sitzend die blühende Landschaft vor dem Altkönig betrachten – das kann nur noch in der Fantasie bestehen! Warum? „Weil wir es doch sind, die die Welt zerstören.“ Ähnlich ging es der Schülerin Jolina Kuhwede, die sich ebenfalls von einem ruhigen Landschaftsbild inspirieren ließ. Doch dann entdeckte sie ein Set kleiner Miniaturmenschen in den typischen Sicherheitsanzügen nach einem Atomunfall. Und plötzlich wurde ihr Wald zu einem undurchdringlichen Rankenwerk, in dem sich ein Mensch dem Angriff einer Killer-Wespe gegenübergestellt sieht.
Aber auch idyllische und surrealistische Landschaften sind entstanden. Den Schülern gefiel vor allem die Möglichkeit, die Technik frei zu wählen. So waren die Bilder mit Mischtechniken, Wasserfarben, Gouache, aber ein interessantes Bild auch mittels eines Kugelschreibers entstanden.
Die Schülerinnen und Schüler genossen bei der Vernissage die Aufmerksamkeit auf ihre Arbeiten, die Museumsleiterin die vielen jungen Besucher und ihre Familien. Viele von ihnen bemerkten, dass sie zum ersten Mal in dem Museum Kronberger Malerkolonie seien und waren sichtlich beeindruckt von dem Ort und der Bilderschau. Ihnen gefielen vor allem die späteren Eindrücke der Kronberger Idylle mit Burgansichten und Pferdegespann und der Blick Nelson Kinsleys auf die Kronberger Altstadt in einer Winternacht. Zwar würde sich Sofia Montalbetti wie die meisten der AKS-Schüler die alten Werke mit ihrer oftmals sehr düsteren Farbwahl wohl nicht mehr ins Wohnzimmer hängen. Doch kunstaffin ist sie durchaus, Montalbetti kennt alte Kunst von zuhause und hat eine kunstbegeisterte Schwester, verriet sie. Aber auch die übrigen jungen Kunstleistungskursler genossen die Möglichkeit, die alten Meister aus nächster Nähe und in aller Ruhe betrachten zu können, dabei deren Mittel der Raumgestaltung kennenzulernen und selbst anzuwenden. „Wir würden uns wünschen, dass diese Kooperation Schule macht“, bemerkte Ingrid Ehrhardt, die gemeinsam mit Lehrer Thomas Böhm schon um 10 Uhr begonnen hatte, die Ausstellung vorzubereiten, die noch bis zum 10. Februar in den Räumen in der Heinrich-Winter-Straße zu den Öffnungszeiten des Museums zu sehen ist.