Kronberg (hmz) – Mit dem Entrollen der Fahne wurde ein starkes Zeichen für die Zusammengehörigkeit in einer seit 50 Jahren währenden Städtefreundschaft zwischen Kronberg und Guldental gesetzt. Sie war eines der Gastgeschenke der Stadt Kronberg und symbolisiert mit den beiden Wappen und der Jubiläumsaufschrift „50 Jahre Städtefreundschaft“ den Geist dieser Gemeinschaft. Ein weiteres war eine Edelstahl-Stele, auf der künftig in vier Sprachen an dieses Ereignis erinnert wird, das Pendant dazu wird im Eingangsbereich zum Viktoriapark in Kronberg aufgestellt. Die Stadt Kronberg und der Altstadtkreis haben gemeinsam eine Busreise zum Freundschaftsfest nach Guldental organisiert, das im kommenden Jahr in der Taunusstadt wiederholt wird.
Vereinsmitglieder, Mandatsträgerinnen und -träger aus allen Parteien sowie Gäste durften im Rahmen dieser gemeinsamen Fahrt in die Weinbaugemeinde Guldental noch einmal den Anfängen und Entwicklungen dieser Freundschaft nachspüren, „die auch ohne städtische Urkunde funktioniert, es ist eine von Herz zu Herz“. Das sagt Horst Neugebauer, Ehrenbürger der Ortsgemeinde Guldental, der in seiner Wahlheimat kurz „Guldi“ genannt wird und sich dort größter Beliebtheit erfreut. Es war sein Tag und diese 50-jährige Freundschaft zeigt ein Verhältnis von Menschen zueinander, das sich durch Sympathie und Vertrauen auszeichnet und von dem sich viele wünschen, dass es als Fundament in die künftige Generation trägt. Die ortsansässigen Winzer und Vereine haben dabei eine zentrale Aufgabe und ganz offenbar wird die Fackel bereits an die Jungwinzer und -winzerinnen weitergereicht. Bei der Besichtigung von drei Guldentaler Weingütern, denen von Wolfgang Schneider, Helmut Schmitt und Kurt Schmitt, wurde deutlich, wie die gelebte Winzertradition mit den erforderlichen Innovationen harmonisch in Einklang gebracht wird. Ausführlich wurden im Rahmen von Weinproben einige Schritte des Weinanbaus vom Anbau der Reben bis hin zum Ausschank edler Tropfen erläutert. Das Ergebnis: Der Grundstein für einen guten Wein liegt immer in der Arbeit im Weinberg. Für die Pflege der Weinstöcke wird sich sehr viel Zeit genommen. Ganz gezielt wird versucht, das Potenzial der einzelnen Standorte zu fördern. Dies setzt sich dann fort in einer selektiven Lese und im schonenden Ausbau der Weine. Sie werden dann so wenig wie nur möglich bewegt und dürfen lange nach der Gärung (oft bis Februar) noch auf der Feinhefe ruhen. Weine mit Potenzial brauchen Zeit. Besondere Tropfen (auch Weißweine) werden in kleinen Eichenholz-Fässern gelagert, die dem Wein das gewisse Etwas geben. „Wir müssen auch immer wieder Neues kreieren, wie etwa den Roten Riesling“, so Helmut Schmitt, der sich, wie alle anderen auch, kleine kreative Wettbewerbsvorteile verschaffen möchte. Diese Besonderheit wird übrigens auch beim Kunst- und Weinmarkt am zweiten Augustwochenende ausgeschenkt. Sabrina und Björn Schmitt vom Weingut Kurt Schmitt treten das väterliche Erbe in kleinen Schritten an und auch sie werden in Kronberg mit ihrem Nahewein dabei sein. Björn Schmitt ist gelernter Gastronom und hat bei Spitzenköchen seine Ausbildung gemacht. Auch im werblichen Auftritt erfahren, versucht er zusammen mit seiner Frau eigene Akzente in der Guldentaler Winzerszene zu setzen: „Wir werden Weinperlen anbieten und bei den sommerlichen Temperaturen setzen wir spezielle eisgekühlte Gläser ein, für einen Eiswein der besonderen Art.“ Bei dem jungen Ehepaar treffen sich die Freundinnen und Freunde guter Weine im „Raum der Wünsche“ oder im Keller „Unfassbar“. Bald soll es „Krimi-Weinproben“ geben, eingebunden sind Autorinnen und Autoren, die über mörderischen Wein schreiben. Zudem setzen sie auf spezielle Farbkontraste mit einem überraschenden sensorischen Ergebnis. Im Hofgut Schneider wurden die Gäste von der „TonArt“ musikalisch überrascht. Auch hier ist die junge Generation eingebunden und damit auch der Grundstein für weitere „Reifeprozesse“ gelegt. Beim Kunst- und Weinmarkt wird es ein Wiedersehen geben, einige Winzer haben ihr Kommen bereits zugesagt. Auch er geht auf die Initiative von Horst Neugebauer zurück: Unter seiner Federführung wurde die ursprüngliche Idee des jetzt so genannten Marktes verwirklicht. Durch die vielen Stunden seines persönlichen Engagements, die aufwändigen Vorbereitungen für die zahlreichen Zusammenkünfte und die zeitintensiven Organisationen hat dieses Band gehalten. Ein ganz anderes schlang Heike Hinkel im Weinbaumuseum durch die Geschichte der Gemeinde, wo durch die vielen sorgfältig zusammengetragenen Exponate ein kleiner Eindruck von der Weinbau- und Handwerksgeschichte vermittelt wurde.
„Guldental so Nahe“
Mit diesem Slogan wirbt der gleichnamige Verein, dessen Vorsitzender Rolf Lichtenberg ist, für die Weinbaugemeinde. Er begrüßte die Kronberger Gäste am Vormittag in der Gustav Pfarrius Halle und dort kam man auch am Festabend mit der Naheweinmajestät Johanna Lorenz wieder zusammen, die das Programm moderierte. Lichtenberg wie auch Ortsbürgermeisterin Elke Demele erinnerten an die Anfänge zum Auftakt dieser Städtefreundschaft, die von den damaligen Bürgermeistern Karl-Ernst Lüch (Guldental) und Rudolf Möller unterstützt wurde. Auf diesem Weg kamen Wein und Kunst „genussvoll“ zusammen, offenbar eine ideale Verbindung, denn „seitdem haben wir viele weinselige Stunden miteinander verbracht“, erinnerte Elke Demele und auch daran: Im Jahr 1973 reisten 780 Kronberger Seniorinnen und Senioren in einem Sonderzug zum Weinfest nach Guldental, das sollte sich als eine logistische Herausforderung für die Gemeinde herausstellen. Ihr Vorgänger, Alfons Lorsbach, war, wie auch Horst Neugebauer und Günter Buchholz, der ehemals das Hotel-Restaurant Kaiserhof leitete, „mit Herzblut dabei“.
Zu diesem Festabend hatte sich auch Bundesprominenz eingefunden: Julia Klöckler (CDU), Dr. Joe Weingarten (SPD) und natürlich auch Vertreterinnen und Vertreter der örtlichen Parteien. Für Kronberg ergriff Bürgermeister Christoph König das Wort und er brauchte nicht mehr viele Worte zu machen, denn vieles war bereits gesagt worden. Ein Hinweis dann aber doch in eigener Sache: Seit dem Jahr 2000 und mit der Unterstützung durch Guldentaler Winzer wächst und gedeiht im Kronberger Rathausgarten ein Weinberg mit „Regent-Reben“, die einen ansehnlichen Ertrag abwerfen. Damit zähle die Stadt quasi zum Weinanbaugebiet Rheingau. Sehr launig und zu fortgeschrittener Stunde haben Horst Neugebauer, die Ikone des Altstadtkreises, Hans Will Schmidt, und sein Nachfolger Thorsten Buss jeweils aus ihrer Sicht das Besondere dieser Städtefreundschaft nochmals betont. Landrätin Bettina Dickes dankte Horst Neugebauer nicht nur mit Worten, sondern mit einer herzlichen Umarmung, nicht die einzige an diesem Tag und Ausdruck einer tiefen Verbundenheit.
Mit zwei weiteren Weinreben für Bürgermeister König sowie Weinflaschen mit einem eigens für diesen Anlass entworfenem Etikett im Gepäck wurde schließlich die Heimreise angetreten. Weinselig, was so viel heißt wie: Durch Genuss von Wein leicht berauscht und voller Wohlbefinden.
Rund 60 Freundinnen und Freunde Guldentals wollten die Jubiläumsfeierlichkeiten miterleben. Fotos: Muth-Ziebe
Bürgermeister Christoph König und Rolf Lichtenberg entrollten die Fahne.
v.l.n.r. Renate Gänz, Horst Neugebauer und Julia Klöckler
Die Edelstahlstehle war eines der Gastgeschenke. Sie wird künftig an das Jubiläum erinnern, ein Pendant wird im Viktoriapark aufgestellt. v.l.n.r. Thorsten Buss, Ortsbürgermeisterin Elke Demele und Hans Willi Schmidt