Kronberger Geschichtsverein berichtet über Ehrenbürger Fritz Schulte

Fritz Schulte im Alter von ungefähr 35 Jahren

Fotos: privat

Kronberg (kb) – Am 5. Juni traf sich der Geschichtsverein in der C-Lounge der Schönberger Taunushalle. Grund war ein Vortrag über Friedrich Wilhelm Heinrich Schulte, kurz Fritz Schulte, Sohn von Marie und Heinrich, der am 2. Mai im Jahr 1868 in Siegen geboren wurde. Seine Mutter starb bei der Geburt und hinterließ ihren Mann und drei Kinder. Die Großmutter Wilhelmine Meinhard geb. Berg übernahm die Erziehung der Kinder. Fritz besuchte für den Zeitraum von drei Jahren das Realgymnasium in Siegen. Nach dem Umzug setzte er in Düsseldorf seine Schullaufbahn bis zum Abschluss der „Obersekunda“ fort. Zwischen den Jahren 1888 und 1890 machte er eine Ausbildung zum Bankkaufmann bei der Firma Jordan & Co. in Frankfurt am Main. Seinem Wunsch gemäß, eine militärische Laufbahn einzuschlagen, leistete er seinen Einjährig-freiwilligen Dienst als Unteroffizier beim Großherzoglich Hessischen Feldartillerie Regiment No. 25 in Darmstadt ab. Durch einen Reitunfall musste er seine Laufbahn beenden. Als Kaufmann im Bankgewerbe arbeitete er ab dem Jahr 1892 einige Zeit in England. Nach seiner Rückkehr besuchte er in der Pfalz eine Landwirtschaftsschule. Am 24. Mai im Jahr 1895 heiratete er in Siegen Pauline von der Linde. Beide zogen anschließend nach Kronberg im Taunus. Dort wohnte das Ehepaar zunächst in der Wilhelm-Bonn-Straße.

Im Jahr 1898 kaufte Schulte die Villa Germania mit großem Grundstück in der Königsteiner Straße 10. Hier fand am 30. Juli im Revolutionsjahr 1848 die Fahnenweihe der Kronberger Schützen und viele Jahre die Kronberger Kerb statt. Das Erbe seiner Eltern ermöglichte ihm ein sorgenfreies Leben. Die Familie vergrößerte sich mit den Jahren. Drei Söhne (Kurt 1897, Fritz 1899 und Oskar 1907) kamen hinzu. Am 7. April im Jahr 1899 begann Schultes kommunale Laufbahn als Stadtverordneter bei der Stadt Kronberg. Am 24. Januar im Jahr 1900 wurde er zum Stadtverordnetenvorsteher und am 27. Februar im Jahr 1902 für sechs Jahre als Beigeordneter – Vertreter des Bürgermeisters – gewählt. Zwei Wiederwahlen am 11. April 1908 und am 11. April 1914 folgten. Darüber hinaus war Fritz Schulte viele Jahre Geschworener am Landgericht Wiesbaden und Mitglied im Kreisausschuss des Obertaunuskreises. Bis zum Jahr 1914 entwickelte sich die Stadt Kronberg zusehends. Mit Beginn des Ersten Weltkriegs musste Schulte die Aufgaben des Bürgermeisters Pitsch übernehmen. Dieser war am 17. Januar im Jahr 1915 in Lothringen gefallen. Die Stadt musste nun auf Kriegswirtschaft umstellen. Erst im Juni 1915 wurde der neue Bürgermeister Müller-Mittler in sein Amt eingeführt. Schwere Jahre folgten. Nach Kriegsende wurde Kronberg für zehn Jahre von den Franzosen besetzt. Nach der ersten Kommunalwahl in Kronberg in der Weimarer Republik trat Fritz Schulte nicht mehr als Beigeordneter an. Zwischen den Jahren 1919 und 1921 war er noch als Magistratsschöffe tätig.

Am 18. Juni 1921 schied Fritz Schulte aus dem Magistrat aus gesundheitlichen Gründen aus und wurde für seine ehrenamtliche Tätigkeit für die Stadt (1898 – 1919), vor allem in der bürgermeisterlosen Zeit während des Krieges, zum Ehrenbürger ernannt. Im Jahr 1920 verkaufte Fritz Schulte die Villa Germania und zog zu seiner Schwester in die Jaminstraße. Durch die Hyperinflation verlor er einen großen Teil seines Vermögens. Durch den Erlös des Verkaufs der Villa seiner Schwester Charlotte bauten die Geschwister in der Frankfurter Straße ein voll verschiefertes Haus im Siegener Stil, das sie im Jahre 1925 bezogen. Hier verbrachte er seine letzten Lebensjahre und verstarb am 18. Juni im Jahr 1933. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Friedhof an der Frankfurter Straße.

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