Kronberg (kb) – Eine Klappe wird geschlossen. Eine Kammer der Stille öffnet sich. Gleich zwei fantastische Frauen besuchen Kronberg: erst Rotkäppchen, dann Medusa. Dann sind da noch zwei Krankheiten sowie die Frage, wie man damit umgeht: die Demenz einer Mutter und Beethovens Taubheit. Und das ist erst das erste Vierteljahr.
Satirischer Jahresrückblick
Der Kronberger Kulturkreis startet mit einem Rückblick auf das Jahr 2023 mit dem Kabarettisten HG Butzko „Klappe zu! – der satirische Jahresrückblick“ in der Reihe Live im Kino in Zusammenarbeit des Kulturkreises mit den Kronberger Lichtspielen. Los geht es am Mittwoch, 24. Januar, um 20 Uhr. Das zurückliegende Jahr ist Geschichte und lieferte an 365 Tagen viele kleine und große Geschichtchen mit jeder Menge Unterhaltungspotenzial. HG Butzko hat sie sich alle notiert. Und kommentiert. Und pasteurisiert und püriert, aber vor allem immer pointiert. Herausgekommen ist dabei ein ambitionierter „Ritt“ durch die Meldungen des vergangenen Jahres und ein Potpourri der guten Laune. Und zwar eines, das man sich nicht entgehen lassen sollte. Denn das nächste Jahr kommt bestimmt. Und wer weiß, ob es dann wieder so viel zu lachen gibt.
Chris Gall
Am 16. Februar erwartet die Besucher ein außergewöhnliches Klavierkonzert in der Villa Winter mit Chris Gall, den viele als Pianisten der Band Quadro Nuevo kennen. „Room of Silence“ ist ein intimer Mix aus Impressionismus und Jazz. Ständig wird man zugemüllt mit Klängen und Geräuschen, muss die Berieselung in Aufzügen und Kaufhäusern, das permanente Gelaber von Mobiltelefon-Nutzern in Tram und U-Bahn ertragen – der Münchner Pianist Chris Gall hat das Gegenprogramm zum täglichen Alltagslärm. Sein Solo-Album ist eine Oase der Stille, bietet der Seele des Zuhörers Gelegenheit, sich zu erholen. In Eigenkompositionen und vier Coverversionen horcht der aus München stammende 43-jährige Klavierspieler ganz tief in sich hinein. Seine Musik ist reich an Einflüssen (neben Jazz etwa Minimal Music und Impressionismus) und reduziert an Tönen. Die wenigen Laute aber, die er spielt, sind sehr gehaltvoll, haben es in sich. Bemerkenswert ist, dass Chris Gall auch dem Raum zwischen zwei angeschlagenen Noten einige Bedeutung zumisst.
Rotkäppchen mal anders
Und für alle Junggebliebenen ab fünf Jahren kommt im Rahmen des Kindertheater-Festivals „Starke Stücke“ Polly und ihre Papageien am Sonntag, 25. Februar, in die Stadthalle, Rotkäppchen mal gänzlich anders erzählt.
Sabine Fischmann
Ebenfalls in Kronberg nicht unbekannt ist Sabine Fischmann, die mit einem feministischen Wutausbruch ihr neues Programm #Me Too Medusa am 6. März in den Kronberger Lichtspielen zum Besten gibt.
Eine kämpferische One-Woman-Performance – auf der Spielfläche wütet Medusa alias Sabine Fischmann. Medusa, eine der wirkungsmächtigsten Frauengestalten der griechischen Mythologie, wurde vergewaltigt von Poseidon im Tempel der Athene, die sie zur Strafe in ein schlangenhaariges Monster verwandelte – ein früher Fall von Victim Blaming! Wir geben Medusa die Kontrolle über ihre eigene Geschichte zurück, eine alptraumhafte #MeToo Erfahrung, in einem antiken Sprachgestus erzählt, aber verdächtig nach Gegenwart klingend, denn sie war und ist ein Opfer männlicher Gewalt. Aber sie klagt nicht, sie ist wütend – wenn weibliche Wut ein Gesicht hat, dann ist es das der Medusa, und da unsere Medusa mit Leib und Seele Musikerin ist, ballt sich ihre Wut in der Musik. Sie schreckt nicht zurück vor frauenfeindlichem Rap, vor frauenlobhudelnder Romantik, vor Ballermannhits; alle Genres nach Sexismen durchwühlend, wutinterpretiert sie Musik neu, jedes Stück wird zum Wutausbruch. Fischmann bearbeitet aber nicht nur den Flügel, sondern auch – zum ersten Mal – ein Schlagzeug. Sie haut drauf, und sie wird uns umhaun!
Ein Stück voller Demenz
Liebevoll, traurig, tragisch und sehr intim zeigt das DAS Theater das Stück „Du bist meine Mutter“ am Donnerstag, 14. März, in Kooperation mit der Fachstelle für Demenz des Hochtaunuskreises.
Dieses preisgekrönte Theaterstück zeigt Alltägliches zwischen Kind und Mutter. Nähe und Distanz wechseln wie das Erinnern und das Verschwinden der gemeinsamen Geschichte. Das Besondere ist, dass ein Schauspieler beide Rollen spielt: die der Mutter und die des Sohns. Der Sohn erkennt sich in der Mutter und umgekehrt. Natürlich ist die Mutter mit ihrem Kind verbunden. Wer weiß das nicht aus eigener Erfahrung – als Kind und als Elternteil. Man selbst hat immer auch Anteile der Eltern in sich: Aussehen, Charakter, Angewohnheiten. Ob man das will oder nicht. Und man gibt manches an die eigenen Kinder weiter. Ob gewollt oder nicht.
Das Stück zeigt exemplarisch, wie sich das Verhältnis zwischen den Generationen verändert, wenn das Erinnern, das Gedächtnis immer mehr schwindet – die Demenz die Beziehung zwischen den Menschen immer mehr bestimmt.
„Das Theaterstück greift viele der möglichen Verhaltensweisen eines Menschen mit Demenz auf und stellt wirklich eine eindringliche Reise in die Gefühlswelt von Menschen mit Demenz dar“, so Alexandra Rauf vom Hochtaunuskreis.
Beethoven
#Beethoven – dat dat dat darf! Darüber fabuliert der rheinländisch-italienische Kabarettist Konrad Beikircher am 20. März in den Kronberger Lichtspielen, ein etwas anderer Abend zum Beethoven und wie Konrad Beikircher sagt: „Mit drei Jahren habe ich die erste Schellackplatte auf den Küchenboden fallen lassen: Beethovens Klaviersonate ,Pathétique‘, gespielt von Wilhelm Kempff. Alle fielen ins Koma, ich hab’s überlebt. Mein Leben lang hat er mich seitdem begleitet, Ludwig der Große. Jetzt ist es an der Zeit, zu erzählen, was dabei herausgekommen ist. Dass er die Fünfte, die Neunte, den Fidelio oder die Wut über den verlorenen Groschen geschrieben hat, weiß jeder. Dazu brauchen Sie nicht zu mir zu kommen, das steht alles in den Programmheften der Konzertsäle. Privat war er allerdings alles andere als der Fackelträger abendländischer Moral: Der Schwerenöter war hinter Frauen her. Meistens aber erfolglos und wenn die Sehnsucht allzu groß wurde, hat er sie sich gemietet, er jonglierte mit dem Geld, dass es jeden Hütchenspieler begeistert hätte, er schrieb immer wieder Rheinlieder und versteckte sie in berühmten Kompositionen, weil der Rhein in Wien kein Schwein interessierte, er war verlobt mit einer Bonnerin, die ebenfalls in Wien lebte, er war ein Helikopteronkel wie er im Buch steht, er hat Fürsten erpresst und der Trinker Beethoven war ein launiger Griesgram, der allein mit seinem Lachen Geld hätte verdienen können, so laut und ansteckend war es. Er war ‚harthörig’ und später taub, was ihn mißtrauisch ohne Ende machte und er war rheinischer Republikaner von Grund auf. Kurz: Der große, unberührbare Titan, der größte Komponist und der Held der Menschheit war im Alltag ein ganz normaler Mensch. Ein Leben lang hab ich zusammengetragen und verspreche Ihnen, dass ich Ihnen nur die Wahrheit erzähle – wenn auch in meinen Worten. Wissen Sie, was Sie bisher nicht wussten, glauben Sie, was Sie bisher nicht glauben wollten, erfahren Sie mehr: über ihn und über – sich.“
Karten und weitere Informationen für alle Veranstaltungen, die kostenpflichtig sind, gibt es online unter www.kronberger-kulturkreis.de sowie direkt für die Abende in den Kronberger Lichtspielen eben dort, für die anderen an allen offiziellen Vorverkaufsstellen, in Kronberg ist dies die Kronberger Bücherstube.