„Lang lebe die Freundschaft zwischen unseren Städten, lang lebe Europa!“

Der Abend wurde von den Chören der Altkönigschule Kronberg und dem Woltersdorf-Gymnasium Ballenstedt eröffnet. Foto:Puck

Kronberg (pu) – Der 29. von der Stadt Kronberg ausgerichtete Partnerschaftsabend geht als außergewöhnliche Veranstaltung in die Historie ein, nachdem gleich zwei prägende Menschen der Burgstadt im Scheinwerferlicht standen. Zum einen Stadträtin Brigitte Möller, der die städtische Ehrenplakette verliehen wurde (siehe auch weiteren Bericht in dieser Ausgabe), zum anderen Bürgermeister Klaus Temmen (parteilos). Zwar noch fast ein ganzes Jahr in Amt und Würden, stellte er durch seinen im August bekanntgegebenen Verzicht auf eine erneute Kandidatur für den Chefsessel im Rathaus die Weichen, dass er die zahlreich angereisten Gäste aus den verschwisterten oder befreundeten Kommunen sowie die anwesenden Kronberger*innen zum letzten Mal als Bürgermeister der Stadt Kronberg im Taunus offiziell zum Partnerschaftsabend begrüßen durfte.

Verändertes Protokoll

Diesem Fakt Rechnung tragend, wichen die federführenden Regisseure bei der Begrüßung ein wenig vom üblichen Protokoll ab. Im Gegensatz zu den Vorjahren begrüßte Stadtverordnetenvorsteher Andreas Knoche (CDU) zunächst alleine die Geladenen, vor allem die Delegationen aus den Partnerstädten mit ihren Bürgermeistern oder ihren Stellvertretern an der Spitze sowie alle Partnerschaftsvereine und deren Vorsitzende. Nach wie vor nehmen sich die Freunde aus Le Lavandou, Porto Recanati, Aberystwyth und Ballenstedt trotz Vorweihnachtsstress und langer Anreisewege gerne die Zeit, die beispielhafte Tradition zu pflegen, schon den Vorabend des arbeitsreichen Kronberger Weihnachtsmarkt-Wochenendes zusammen zu verbringen und durch mitgebrachte kulturelle Botschafter das Programm zu bereichern. Samstag und Sonntag trotzten dann alle bei der 49. Marktauflage in ihren Ständen dem Regen und versprühten dennoch wie gewohnt beste Laune. Wenn so enge Freunde alle paar Monate zusammenkommen, gibt es immer viel zu erzählen, ganz gleich, welche Wetterbedingungen herrschen.

Grenzenlose Zusammenarbeit

Dieses Mal waren die Reisegruppen aus den Partnerstädten auffallend groß, das hing zweifellos auch mit Temmens angekündigtem Abschied aus seinem Amt zusammen. Der nutzte die Gelegenheit, um den offiziellen Vertreterinnen und Vertretern der Partnerstädte und Kommunen sowie den Partnerschaftsvereinen und Komitees für die, wie der Kronberger Rathauschef herausstrich, „im wahrsten Sinne des Wortes, grenzenlose und herzliche Zusammenarbeit“ zu danken. In den zurückliegenden zwölf Jahren seien echte Freundschaften erwachsen. „Ohne Euch wären unsere Städtepartnerschaften nicht das, was sie sind“, schickte er an die Adresse aller, unter ihnen seit Jahrzehnten agierende Motoren der Städtepartnerschaft. Der Kronberger Rathauschef sprach von vielen unvergesslichen Augenblicken und Begegnungen, Herzlichkeit und Gastfreundschaft, der Treue der Freunde zu Kronberg im Taunus, „die Ihr immer wieder durch Eure Besuche zum Weihnachts- und Weinmarkt oder unzähligen anderen Anlässen zeigt.“ Viele Jubiläen seien zusammen gefeiert worden, „hier in Kronberg und bei Euch, es waren immer Tage der Freundschaft und auch unvergleichlicher kulinarischer Genüsse. Aus all diesen Begegnungen sind im Laufe der Jahre viele Freundschaften zwischen den Menschen unserer Städte erwachsen, auch für mich und meine Frau Nina und ich verspreche Euch heute schon, die werden nicht mit dem Ende meiner Amtszeit enden.“

Nicht dienstliche Pflicht

Nach Temmens Überzeugung sind es die Menschen, die den Europäischen Gedanken tragen und die Städtepartnerschaften sind es, die die Menschen zusammenbringen. „Daher war und ist die aktive Pflege unserer Städtepartnerschaften für mich nicht dienstliche Pflicht, sondern immer ein ganz persönliches Anliegen und Bedürfnis gewesen, in dem mein Herzblut steckt. Es war und ist mir daher eine große Freude und Ehre, dass ich 12 Jahre lang unsere Städtepartnerschaften als Bürgermeister der Stadt Kronberg im Taunus zusammen mit Euch mit gestalten und tragen durfte. Geht auch in Zukunft diesen Weg weiter, zum Wohle der Menschen in unseren Städten, zur Stärkung Europas!“ Seine emotionale Rede beendete er mit dem Ausruf: „Vive l’amitié! Lunga vita all’amicizia! Long live the friendship! Lang lebe die Freundschaft zwischen unseren Städten, lang lebe Europa!“ Danach richtete Stadtverordnetenvorsteher Andreas Knoche das Wort an den Kronberger Rathauschef: „Die Städtepartnerschaften und der Gedanke an ein vereintes Europa standen für Dich immer im Mittelpunkt Deiner Überlegungen und Handlungen. Ob bei Jubiläen, Besuchen in den jeweiligen Partnerstädten, kulturellen Veranstaltungen oder dem Praktikantinnen-Austausch zwischen den Verwaltungen, es war Dir immer wichtig, die Freundschaften zwischen den Völkern sowie den Ausbau an Toleranz füreinander und den Frieden zu fördern und zu stärken.“ Die Städtepartnerschaften verbinden, so Knoche weiter, bürgerliches Engagement bei Festen, Fahrten und Veranstaltungen, um mehr über die Menschen, deren Kultur und Gesellschaft in Europa zu erfahren. Besonders junge Menschen werden in den Gedanken der Völkerverständigung und Toleranz durch gegenseitige Besuche wie den Sport-, Sprach- und Kulturaustausch eingebunden.

Völkerverständigung ausgebaut

Wie der Stadtverordnetenvorsteher heraushob, habe Temmen „dieses Völkerverständigungselement ausgebaut und verbundene, langanhaltende Freundschaften weiterentwickelt, und zwar auf eine sehr empathische und den Menschen zugewandte Art – in Zeiten wie diesen keine Selbstverständlichkeit. Dafür danken wir Dir und ich persönlich ganz besonders. Als Zeichen der Dankbarkeit gibt es für Deine Frau Nina Blumen und für Euch einen Gutschein für das Schlosshotel Kronberg. Du bekommst außerdem noch eine Weste, um gut gewärmt über den Kronberger Weihnachtsmarkt zu gehen. Danke Klaus!“ Spontan erhob sich das Publikum zu minutenlangen Standing Ovations.

Ganz unter diesem Eindruck hoben auch fast alle weiteren Redner des Abends den vorbildlichen Einsatz Temmens hinsichtlich der Pflege der Städtepartnerschaften und -freundschaften heraus. Dabei tapste allerdings Ballenstedts Bürgermeister Dr. Michael Knoppik im Überschwang der Gefühle ein wenig ins Fettnäpfchen, als er von großen Fußstapfen sprach, in die es zu treten gelte und er sich nicht vorstellen könne, dass es unter anderer Regie besser werden könnte. Die drei bisher bekannten Bürgermeisterkandidaten werden diese Worte aufmerksam vernommen haben. Im Hinblick auf die zwingende Notwendigkeit, nachfolgende Generationen für die Fortführung der Städtefreundschaften zu begeistern, war ihm der Stolz anzusehen, dass zur Ballenstedter Delegation eine Reihe Kinder und Jugendlicher zählte. Während auch Stadtrat Patrick Le Sage in Vertretung von Le Lavandous Bürgermeister Gil Bernardi und Porto Recanatis stellvertretende Rathauschefin Rosalba Ubaldi in den Chor der Lobreden für Temmen einstimmten, letztgenannte ebenfalls das Problem ansprach, junge Menschen für Städtepartnerschaften zu begeistern, und Erster Beigeordneter, Peter Schermuly Grüße von Ortsbürgermeisterin Elke Demele ausrichtete, ging die Waliser Bürgermeisterin Mari Turner auf die enge Verbindung zwischen Aberystwyth und Kronberg ein, die in Gesprächen mit walisischen Bürgern und an vielen Stellen in der Nachbarstadt zum Ausdruck käme. Daran könne auch der Brexit nichts ändern.

Eröffnet worden war der Abend von den Chören der Altkönigschule Kronberg und dem Woltersdorf-Gymnasium Ballenstedt. Musikalisch ging es auch später weiter mit Beiträgen aus dem Harz und Italien sowie des Gitarristen George Nash aus Aberystwyth. Den Partnerschaftsabend rundeten das aktuelle Thäler Pärchen, Saskia Schneider und Matthias Scheller, ebenso ab wie der aufmerksame und liebevolle Service des Altstadtkreises, die Speisen aus der Küche des Caterers Achim Weigand, unterstützt von Claudius Jeß vom Posthaus, das Geleit der Kronberger Rittergarde, die Vorbereitung durch Helfer aus den Partnerschaftsvereinen, Heike Stein und Andreas Bloching von der Stadt sowie das Hausmeisterteam.



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