Ein literarisches „Gemischtes Doppel“ über das Leben der Niki de Saint Phalle

Einblicke in das Werk von Niki de Saint Phalle Foto: Schaller

Kronberg (es) – In Zusammenarbeit mit der VHS Kronberg fand eine Einzelveranstaltung „Gemischtes Doppel“ in der Scheune der Kronberger Bücherstube statt.

Dr. Petra Schwerdtner, Kulturwissenschaftlerin, und Dr. Adolf Fink, Germanist, gaben mit Texten und Bildern einen anschaulichen Einblick in die künstlerische Schaffenswelt der Französin Niki de Saint Phalle. Bereits die parallel verlaufende Ausstellung in der Frankfurter Schirn gibt einen Blick frei auf die vielfältige Ausdruckskraft der Künstlerin. Jede und Jeder kennt die farbig-voluminösen Nanas, die Mitte der 60er Jahre entstanden und an vielen Plätzen Europas zu erleben sind.

Interessant ist aber der Weg hin zu diesen freundlich und lebendig wirkenden Skulpturen. Zuvor war, nach einem mehrmonatigen Aufenthalt in der Psychiatrie eine intensive Phase in Zusammenarbeit mit ihrem Partner dem Künstler Jean Tinguely notwendig, um zu einer inneren Befreiung ihrer belasteten Psyche zu finden. Es entstanden die sogenannten Schießbilder. Große mit Motiven aus Körperformen und Gesichtern gestaltete Gipsflächen, in die sie Farbbeutel integrierte, die beim Auftreffen der Kugel sich explosionsartig entleerten und somit ein neuer Bildausdruck entstand. Es war der Weg über diese gewaltigen Explosionen zu einer inneren Befreiung von der Gewalt, die sie als Kind und als Frau bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts erlebt hatte. Ebenso ein Befreiungsakt gegen Konventionen, die Frauen dieser Zeit in Allem einkerkerten. Niki de Saint Phalle war eine Ausnahmekünstlerin ihrer Zeit, die sich weit darüber hinauswagte, was weiblichen Künstlerinnen zustand. Sie lotete ihre Grenzen aus. Bis heute sind ihre Werke im öffentlichen Raum zu bewundern. Dem Sprengel-Museum in Hannover schenkte die Künstlerin mehr als 400 Werke. Nahe der Stadt Grosseto in der Toskana ist ein Tarot-Skulpturengarten, in dem sie eine zeitlang selbst wohnte, zu besichtigen.

Das Arbeiten mit dem Material Polystyrol, ein giftiger Kunststoff, verätzte ihr nach und nach die Lunge. Um in einem guten Klima zu leben, zog sie am Ende ihres Schaffens nach San Diego in Kalifornien, wo sie im Jahr 2002 im Alter von 72 Jahren verstarb.



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