Kunstschaffende in der Stadt
Kronberg (hmz) – In Kronberg ist Martin Schreck bekannt „wie ein bunter Hund“, wobei die meisten ihn nur in seinem Trainingsanzug kennen dürften. Nach einem halben Jahrhundert im MTV, zunächst als Vereinssportlehrer und zuletzt als Geschäftsführer, ist das nicht überraschend. Neben der sportlichen hat Martin Schreck aber noch eine zweite, fast ebenso bekannte Seite: Er malt. Vor der Umsetzung auf der Leinwand war er meistens mit Stift und Zeichenblock unterwegs, skizzierte die Akteure bei Konzerten, Menschen in seiner Umgebung, Landschaften aus Urlaubsländern oder Varianten zu Bildern der Kronberger Malerkolonie, um nur einige Bespiele für seine reiche Bilderwelt zu nennen. In zahlreichen Ausstellungen in Kronberg und Oberursel, seinem jetzigen Wohnort, waren seine Bilder bereits zu sehen und sobald die Vorplanungen abgeschlossen sein werden, wird er seine Werke im kommenden Jahr auch auf der Burg Kronberg zeigen können. Martin Schreck ist Autodidakt und die Entdeckung seines Talents hat er seiner Kunstlehrerin an der Altkönigschule zu verdanken, wo er im Jahr 1977 sein Abitur mit Schwerpunkt Sport machte. Sie hat ihm das Grundgerüst mit auf den Weg gegeben: den „goldenen Schnitt“ und den richtigen Einsatz von Komplementärfarben. „Heute bin ich davon überzeugt, dass jeder, der etwas für sich findet, die Dinge kreiert, die er mit Herzblut macht.“ Den Stift hat er während seiner beruflichen Stationen daher nicht ganz zur Seite gelegt und so sind im Laufe der Jahre zahlreiche Bilder mit Pastellkreide entstanden, die fast alle ein Überraschungsmoment haben, manchmal skurril, fiktiv oder einfach nur naiv. Dabei nutzt er Stilelemente alter Meister, transferiert seine eigene Kunst hinein und gestaltet das Bild schließlich frei nach seinen eigenen Vorstellungen. Zum Erdbeerfest auf der Kronberg Burg schwebte eine Erdbeere als Bildmotiv über dem historischen Mauerwerk. Da kann auch schon einmal die gesamte Anlage verrutschen oder das Burgtor komplett anders dargestellt sein. Seiner Fantasie setzt Martin Schreck dabei keine Grenzen.
Augenzwinkernd
Seine erfrischend simple Sicht auf die „Alten Meister“, die eher augenzwinkernd zu verstehen ist, verbindet Traditionelles mit innovativen Interpretationen, unerwarteten Elementen und verspielten Kompositionen. So erfährt manches Meisterwerk eine „tiefgreifende“ Überarbeitung. „So etwas macht mir Spaß. Die Künstler der Vergangenheit liefern mir die Vorlage für meine Bilder. Natürlich ist es noch interessanter, wenn auf dem Gemälde im Wohnzimmer oder Büro jemand dargestellt ist, den man kennt“, so Schreck. Kein seltener Anblick also, wenn er im Publikum sitzt und skizziert, was und wer ihm in den Sinn kommt. In den Jahren 2007/8 sind die ersten Zeichnungen entstanden und seitdem hat der Vater von fünf Kindern, die alle so sportlich wie er selbst sind, seinen Weg konsequent weitergeführt – mit Erfolg und verbunden mit einem Ereignis, an das jeder in Kronberg sich erinnern dürfte:
Maggi-Flasche auf der Burg
Auf der Burg Kronberg zelebrierte im Jahr 2011 die „Maggi“-Würze drei Monate lang das 125-jährige Bestehen des Unternehmens. Den Kronbergern fiel es schon vor Jahren auf, dass der 40 Meter hohe und 800 Jahre alte Burgturm der Maggi-Flasche ähnelt. In dem Jahr wurde er offiziell zur größten Maggi-Flasche der Welt erklärt. Den Turmhelm krönte ein roter Schraubverschluss. Und das Gerüst um das Gemäuer umwallten Planen mit dem Abdruck einer gigantischen Maggi-Flasche im Design von 1886 und von 2011, ein spektakulärer Werbeträger.
Karl Friedrich Rittershofer vom Kronberger Rotary-Club hatte die Idee, das Jubiläum der vom Schweizer Julius Maggi erfundenen Würzsoße in Kronberg zelebrieren zu lassen. Er überzeugte den Vorstand im nahen Frankfurt, ebenso den damaligen Bürgermeister Klaus Temmen und die Burgvereins-Vorsitzende Martha Ried. Das überzeugendste Argument: Die Firma überwies dem Kronberger Burgverein 125.000 Euro zur weiteren Sanierung des alten Gemäuers. Das Gerüst wurde auf Kosten von Maggi um den Burgturm errichtet. So mancher hat damals ästhetische Bedenken geäußert. Die Malerin Renate Da Souza hat wie der örtliche Künstler Martin Schreck den Burgturm schon vor Jahren in Ölgemälden als Maggi-Flasche dargestellt und damit bereits die Vorlage zu diesem Ereignis geliefert.
Die Themenliste von Martin Schreck ist reich und bis zur geplanten Ausstellung im kommenden Jahr dürften seine Künstlermappen prall gefüllt sein. Er selbst möchte noch nicht viel darüber verraten und dem Überraschungsmoment treu bleiben. Wer ihn fragt, was Kunst und Sport gemeinsam haben, bekommt eine klare Antwort: Beides verbindet Menschen, schafft neue Impulse und Möglichkeiten.
Seine Motive haben häufig eine enge Anlehnung an die Burg. Fotos: Muth-Ziebe
Martin Schreck bereitet seine Ausstellung für das kommende Jahr vor.