Adrian Engels und Markus Riedinger nahmen als Kabarett-Duo „ONKel fiSCH“ ihr Publikum mit auf eine halsbrecherisch-komische Reise ins Universum der Populisten.
Foto: Wittkopf
Kronberg (pf) – Wenn ein Kabarett-Duo sich den Namen „ONKel fiSCH“ gibt, genau so geschrieben, darf man einen Abend mit schrägem Humor erwarten. Adrian Engels und Markus Riedinger haben zudem noch einen unbändigen Drang zur hemmungslosen Komik, feuern in affenartiger Geschwindigkeit ein wahres Feuerwerk an Pointen ab und können obendrein noch gut singen und tanzen. Diese Mischung verlangte dem Publikum Einiges ab: Hellwache Aufmerksamkeit, um kein Bonmot und keinen Wortwitz zu verpassen, gut trainierte Lachmuskeln und gegen die Lachtränen griffbereite Taschentücher.
„Populisten haften für ihre Kinder“ war das Programm betitelt, mit dem sie am Mittwochabend vergangener Woche in der Reihe „Kabarett im Kino“ ihr Debut in Kronberg gaben. Populisten sind Maultaschen, fanden sie. Da war es nicht mehr weit zur Küche und zur braunen Sauce, die offensichtlich in Sachsen besonders beliebt ist. Grünes oder Rotes konnten sie da nirgends ausmachen, beleidigte Leberwürste dagegen schon, auch in Dänemark, Ungarn, Griechenland und Polen. Selbst in der französischen Küche, die vormals für Hirn und Herz berühmt war, entdeckten sie jetzt braunes Brot Le (Pain) Pen und Baguette Nazi (Nice).
Selbst auf Frutti di Mare hatten sie keinen Appetit mehr, wollten nichts Lebendes aus dem Meer mehr essen. Blieb nur noch der Weg nach England. „Aber wie verzweifelt musst Du sein, um zum Essen nach England zu gehen.“ Über den großen Teich blickten sie natürlich auch und meinten, mit „hot dog“ Trump hätten die Amerikaner das ärmste Würstchen gewählt und aus der Bürgerbewegung machten sie kurzerhand die Burgerbewegung.
Wie soll man mit Populisten umgehen, fragten sich Adrian Engels und Markus Riedinger: Reden oder Kämpfen? „Du musst versuchen zu verstehen, was die für ihre Probleme halten“, meinte der eine. Der andere aber war dafür, ihnen Grenzen aufzuzeigen. Denn Populisten lieben Grenzen. Wenn Demonstranten in Ostdeutschland heute „Wir sind das Volk“ skandieren, wollen sie Grenzen, Mauern und keine Pressefreiheit. Kurz vor dem Mauerfall und der Wende war das genau anders herum.
Mit Hilfe überraschender Rechenkünste fanden sie heraus, dass eigentlich niemand die AfD wählen könnte, weil sie entweder unter 18 Jahre alt sind, in der Europäischen Union bleiben wollen, für die Ehe für alle sind oder weil sie schwul, lesbisch oder transgender sind – bis auf Alice Weidel. Und wenn die Unzufriedenen erklären, früher sei alles besser gewesen, welches früher könnten sie meinen? Bis zum Neandertaler mussten die beiden Kabarettisten zurückgehen um festzustellen, dass dieses „früher“ von den „Dawimadomasadüs“ – das wird man doch mal sagen dürfen – auch unmöglich gemeint sein konnte.
Es waren so viele Themen, auf denen sich nicht nur Populisten, sondern auch die beiden Vollblut-Kabarettisten tummelten, dass man sie gar nicht alle aufzählen kann. Und immer wieder streuten Adrian Engels und Markus Riedinger hintersinnige Gags ein, die nicht nur zum Lachen reizten. Manchmal blieb es einem auch im Halse stecken. Ihr Spaß am Singen und Tanzen bescherte dem Publikum unerwartete Begegnungen, unter anderem mit Herbert Grönemeyer. Angst vor Populisten oder gar Panik sollte jedoch niemand haben, zogen sie am Schluss ihres mitreißenden Programms Bilanz und unterstrichen diese Erkenntnis mit dem Lied: „Wir sind die schweigende Mehrheit.“