„Mobiler Streichelzoo“ gastiertewieder im Kaiserin-Friedrich-Haus

Kronberg (kb) – Bei einem Besuch im KFH, dem Alten- und Pflegeheim des DRK-Kreisverbandes Hochtaunus in Kronberg, ist es für Mäuse völlig ungefährlich, auf dem Tisch zu tanzen, denn auch wenn die Katzen einmal nicht aus dem Haus sein sollten, passiert ihnen nichts, „Katz‘ und Maus“ spielen dann miteinander, sie sind gewissermaßen Kollegen im Team des „Mobilen Streichelzoos“, der etwa alle drei Monate im KFH gastiert. Dann sind unter der Leitung von Streichelzoo-Direktor Hans-Jürgen Rhein nicht nur die Mäuse auf den Tischen unterwegs, sondern in fröhlicher Koexistenz auch Kaninchen und „Agathe“, das Zwerghuhn. In der Regel sind Zoobesuche in gewisser Weise Einbahnstraßen, die Besucher müssen den Zoo selbst aufsuchen, nicht so im KFH, da kommt er zu den Menschen, das Eintrittsgeld bezahlt der Vorstand der Kronberger Alzheimerstiftung.

Der Streichelzoo von Hans-Jürgen Rhein gehört seit seinem ersten Gastspiel 2021 im DRK-Kaiserin-Friedrich-Haus zum Therapieprogramm. Tiergestützte Therapieverfahren sind alternativmedizinische Behandlungsverfahren. Sie werden zur Heilung oder zumindest Linderung der Symptome bei psychiatrischen, psychisch/neurotischen und neurologischen Erkrankungen eingesetzt. Tiere sind als flauschige Medizin aber auch bei seelischen und geistigen Behinderungen, insbesondere bei demenziellen Erkrankungen, als „Therapeuten“ unterwegs. Dass der Kontakt zu Tieren bewusstseinsöffnende Wirkung vor allem bei Senioren mit krankheitsbedingten, kognitiven Einschränkungen haben kann, macht man sich im Kaiserin-Friedrich-Haus gerne zunutze. Einrichtungsleiter Matthias Kulessa-Bartnitzki und Jasmin Berghaus, Leiterin Sozialer Dienst, sind vom positiven Ansatz der tiergestützten Therapie überzeugt. Mit der finanziellen Unterstützung durch Brigitte Möller, Vorstand des Fördervereins der Kronberger Alzheimerstiftung, ist es gelungen, den durch Funk und Fernsehen bekannten „Mobilen Streichelzoo“ dafür zu gewinnen, etwa einmal im Quartal mit seiner ganzen Menagerie im KFH für zwei Stunden zu gastieren. Der Förderverein der Alzheimerstiftung generiert jährlich Spenden, mit denen Angebote, ausschließlich für die Bewohner des Kaiserin-Friedrich-Hauses, finanziert werden. So kam das KFH unter anderem auch zu seinem „Genussgarten“. KFH-Geschäftsführer Sebastian Fischer: „Wir sind sehr dankbar für diese seit Jahren gewährte Unterstützung und auch dafür, dass die Stiftung sämtliche Kosten für diesen besonderen Zoobesuch trägt.“

Die Idee stammt noch aus der Zeit der Corona-Pandemie, als das Wenige, das stattfinden durfte, nach draußen verlegt werden musste. Die Heimleitung hat schon nach den ersten beiden Gastspielen festgestellt, dass der Mobile Streichelzoo perfekt in das Konzept der Einrichtung passt und bei schlechtem Wetter auch im „Café Vicky“, dem großen Versammlungsraum im Erdgeschoss, stattfinden kann. Jasmin Berghaus und auch ihre Kollegin, Pflegedienstleiterin Kathrin Ehrlein, wissen längst, dass Tiere, egal ob klein oder groß, Türöffner sein können. Die Erfahrung zeigt immer wieder, dass alte, sonst völlig in sich gekehrte Menschen plötzlich wieder lachen und strahlen, wenn sie Körperkontakt zu Tieren aufnehmen können. Gestreichelt werden gehört ebenso zur Therapie wie streicheln.

Inzwischen konnte die tiergestützte Therapie im KFH noch auf eine andere Ebene gehoben werden. Wenn der Streichelzoo gastiert, sind oft auch die Kinder der benachbarten DRK-Kindertagesstätte „Victoria“ mit dabei. Wie die Alten mit den Tieren kuscheln, kuscheln auch die Jungen gerne. Für die kindliche Entwicklung ist der unverkrampfte Kontakt zu Tieren ähnlich wichtig wie für Senioren. Für die Alten sind damit häufig auch Erinnerungen an die eigene Jugend verbunden. Viele sind mit Tieren, egal ob mit „Hund, Katze, Maus“, oder mit Schafen, Ziegen und Vögeln aufgewachsen. Insofern rufen die Besuche des „Mobilen Streichelzoos“ von Hans-Jürgen Rhein stets auch glückliche Kindertage ins Gedächtnis zurück. Ärzte, so heißt es bei den Gastspielen denn auch immer wieder, sollten viel öfter Tiere als Medizin verschreiben.

Doch nicht nur die alten Menschen suchen den Kontakt. Auch Minischweine, Hunde und Schafe, sowie das Huhn, das zielsicher Landeplätze auf Seniorenschultern ansteuert, sind sehr empfänglich für Streicheleinheiten. Sie streichen den alten Leuten dann einfühlsam um die Beine, stupsen sie an, als wollten sie sagen: „Nun streichel mich schon…“.

Hans-Jürgen Rhein arbeitet bereits seit 20 Jahren als Streichelzoo-Direktor. Er ist eigentlich gelernter Gärtner, kam 2014 aber durch Zufall auf die Idee, einen eigenen Streichelzoo zu eröffnen, nachdem er von den Erfolgen der tiergestützten Therapie gehört hatte. Trainieren müsse er seine Tiere kaum, „das bringen die sich schon selbst bei, die stellen sich mit ihrer besonderen, tierischen Empathie sehr schnell auf Menschen ein und werden so zu Brückenbauern, da entwickeln sich richtige Freundschaften“, sagte Rhein einmal bei einem Besuch im KFG. Er lässt sich natürlich gerne als „Streichelzoo-Direktor“ bezeichnen, ebenso gerne aber auch einfach als „Hasemann“ in „Odenwälder Platt“, von dort kommt er nämlich und dort hat er auch einen Bauernhof mit noch viel mehr Streicheltieren.

Tiere sind als flauschige Medizin, aber auch bei seelischen und geistigen Behinderungen, insbesondere bei demenziellen Erkrankungen, als „Therapeuten“ unterwegs. Foto: privat



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