Teresia Mora, Gewinnerin der Deutschen Buchpreises 2013, 2018 mit dem Georg Büchner-Preis ausgezeichnet, hat in ihrem Roman „Muna“ das erste Mal eine weibliche Person in den Mittelpunkt gestellt. Der Roman beginnt kurz vor der Wende in einem kleinen fiktiven Ort in der damaligen DDR. Die Mutter ist Schauspielerin an einem Provinztheater, der Vater früh an Lungenkrebs gestorben. Als Muna 18 wird, kommt ihre Mutter mit einer Tablettenvergiftung ins Krankenhaus und Muna muss allein klarkommen. Beherrscht werden ihre Gedanken von der obsessiven und einseitigen Liebesbeziehung zu Magnus. Magnus ist älter und nach der ersten gemeinsamen Nacht für sieben Jahre verschwunden. Muna beginnt, sich beruflich zu orientieren, geht nach London, Wien und kommt nach Berlin. Sie studiert Literaturwissenschaft, ist ehrgeizig und wird bei allen Zweifeln immer selbstsicherer. Als sie in Berlin zufällig Magnus wiedersieht, stürzt sie sich in eine für alle anderen ersichtliche, aussichtslose und desaströse Beziehung. Da ist die Hälfte des Buches bereits gelesen. Teresia Mora beschreibt ab hier die Entwicklung einer Beziehung zu einem Narzissten, bei der unklar bleibt, warum die doch eigentlich so selbstständige Muna Magnus nicht zum Teufel jagt. Sie klärt es nicht auf und vielleicht lässt sich dieser Widerspruch von Gefühlen und Verstand auch nicht lösen. „Muna“ ist ein sprachlich und psychologisch hervorragender Roman, der zu Recht auf die Longlist für den diesjährigen Deutschen Buchpreis gekommen ist.
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