Das Narrenschiff, Roman von Christoph Hein, Suhrkamp Verlag 2025, 28 Euro.
Als „Narrenschiff“ bezeichnet Karsten Emser, Ökonomie Professor und Mitglied im Zentralkomitee der SED, an einer Stelle sein Land. Er und der Bergbauingenieur Johannes Goretzka stehen im Mittelpunkt des neuen Romans von Christoph Hein. Voller Optimismus sind sie nach dem zweiten Weltkrieg für ein neues Land und eine neue Gesellschaft angetreten. In Moskau geschult gehören sie zu der Führungselite in der ehemaligen DDR. Am Beispiel der beiden Männer und ihren Familien wird die Geschichte dieses Landes von der Gründung der Sowjetischen Besatzungszone bis zur Wiedervereinigung erzählt. Während Emser bis zum bitteren Ende auf seinem Posten bleibt, fällt Goretzka früh in Ungnade, weil er die wirtschaftlichen Pläne der Regierung kritisiert. Verbittert kämpft er von da an um seine Rehabilitation. Zum Kipppunkt wird für beide die Geheimrede Chruschtschows 1956 nach Stalins Tod. Ab da muss man sich mit den Schattenseiten der eigenen Ideologie auseinandersetzen. Wie muss, kann und will man ein Abgleiten des Kommunismus in brutale Gewalt und Unterdrückung verhindern. Hein sagt über den Titel seines Romans: „Es sind nicht Verbrecher, sondern Narren, was auch etwas Freundliches hat. Es erzählt von der Hoffnung dieser Leute, dass sie eine unsinnige Hoffnung hatten und scheitern mussten. Aber da schwingt noch ein bisschen Anerkennung für ihre Hoffnung mit.“ Der Roman ist, obwohl in der gewohnt nüchternen Sprache Heins geschrieben, spannend unbedingt lesenswert.
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