Kronberg (kb) – Der Wappensaal der Burg Kronberg erwies sich am Samstag, 20. September, als idealer Rahmen für ein außergewöhnliches Konzert des „Neuen Orchesters Kronberg“. Unter dem Motto „Durch die Jahrhunderte“ nahmen die Musikerinnen und Musiker ihr Publikum mit auf eine Reise von der Frühbarockzeit bis in die Gegenwart. Der Saal war bis auf den letzten Platz gefüllt, und die gespannte Aufmerksamkeit der Zuhörer verwandelte den Abend in ein besonderes musikalisches Ereignis.
Den Auftakt machte Daniel Bollius’ „Secunda Symphonia“, ein Werk des 17. Jahrhunderts, das mit seiner kontrapunktischen Dichte und barocken Strahlkraft eine würdige Eröffnung bot. Die selten gespielte Komposition ließ bereits erahnen, dass das Orchester nicht nur Bewährtes, sondern auch Entdeckenswertes auf das Programm gesetzt hatte.
Ein Höhepunkt des Abends war Johann Sebastian Bachs Kantate „Ich habe genug“ (BWV 82), in der der Sänger Leon Tchakachow (Bass) mit warmem Timbre und großer Ausdruckskraft überzeugte. Der Oboist Demir Alpdündar gestaltete seine solistischen Passagen mit Virtuosität und viel Gefühl; es war ein Genuss, ihm zuzuhören. Die beiden jungen Solisten, die derzeit an der Frankfurter Hochschule für Musik und Darstellende Kunst studieren, haben auf hohem Niveau musiziert. Begleitet von den Streichern und dem hellen Klang des Cembalos entstand ein berührender Moment von inniger Ruhe und kontemplativer Tiefe.
Nach der Pause führte die Reise ins England des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts: Hubert Parrys „An English Suite“ entfaltete einen eleganten, beinahe pastoral gefärbten Klang, der dem Orchester reichlich Gelegenheit zu feiner dynamischer Gestaltung bot. Mit geschmeidigem Streicherklang und kammermusikalischer Transparenz gelang es, die charmante Mischung aus Volksnähe und edler Noblesse eindrucksvoll zu transportieren.
Zum Abschluss erklang Arvo Pärts „Fratres“, ein zeitlos wirkendes Werk, das mit seinen schwebenden Harmonien und der meditativen Wiederholung für große Spannung sorgte. Der estnische Komponist, der kürzlich seinen 90. Geburtstag feierte, schrieb dieses Stück im Tintinnabuli-Stil (lateinisch: Glöckchen) in den 1970er Jahren. In der Stille nach dem Verklingen des letzten Tons herrschte fast ehrfürchtige Andacht, ehe das Publikum mit lang anhaltendem Applaus die Leistung der Musiker feierte.
Das „Neue Orchester Kronberg“ bestätigte mit diesem Programm eindrucksvoll seine Vielseitigkeit. Dieser Konzertabend war eine Reise durch Jahrhunderte, die beim Publikum sichtlich Anklang fand. Mehr über das Ensemble gibt es im Internet unter www.neues-orchester-kronberg.de