Die den Opel-Zoo tragende „von Opel Hessische Zoostiftung“ wird über mehrere Jahre viermal 60.000 Euro für das WWF-Projekt „Eyes on the Forest“ zur Verfügung stellen. (v.l.n.r.) Gregor von Opel, Susanne Gotthardt und Zoo-Direktor Dr. Thomas Kauffels.Foto: Hartmann
Kronberg (eh) – Im Opel-Zoo sollen auf 18.000 Quadratmetern Zoogelände neue Anlagen für sieben asiatische Tierarten entstehen, darunter Panzernashörner und Schabrackentapire. Auf dem Areal sollen auch Gibbons, Kurzkrallenotter, Prinz-Alfred-Hirsche und Hirschziegenantilopen einziehen. Doch der Opel-Zoo möchte nicht nur die Gäste begeistern, sondern stets auch den Artenschutz in den Herkunftsregionen der Tiere fördern. Zur Politik des Zoos gehört es, bei Neubauvorhaben auch Artenschutzprojekte in den Herkunftsregionen der Tiere finanziell zu fördern. Der Schutz des Schabrackentapirs in der Herkunftsregion der bedrohten Tierart in Thailand steht deshalb im Mittelpunkt einer neuen Kooperation mit dem World Wide Fund For Nature – Weltweiter Fonds für die Natur –, kurz WWF.
Zoos haben Arche-Noah-Funktion
Der Artenschutz sei eines der Hauptanliegen Zoologischer Gärten, das vor dem Hintergrund von Klimawandel und Biodiversitätsverlust immer stärker an Bedeutung gewinne, betont Gregor von Opel, Vorstandsvorsitzender der „von Opel Hessische Zoostiftung“. „Zoologische Gärten haben eine Art Arche-Noah-Funktion“, so Zoodirektor Dr. Thomas Kauffels bei der Vorstellung der Kooperation. „Die Zoos können mit ihrer einzigartigen Expertise in der langfristigen Haltung, Pflege und Zucht bedrohter Wildtierarten, deren Nachzuchten auch für die Wiederansiedelung in den ursprünglichen Verbreitungsgebieten der Tiere zur Verfügung stehen, bedeutend zum Schutz bedrohter Arten beitragen. Vor Ort ist aber der Erhalt geeigneter Lebensräume ein entscheidender Faktor für das Überleben gefährdeter Arten.“
WWF-Projekt „Eyes on the Forest“
Zwar hat der Bau der geplanten Anlagen für die asiatischen Tiere im Opel-Zoo noch nicht begonnen, doch die Unterstützung für das WWF-Projekt „Eyes on the Forest“ startet bereits jetzt: Die den Opel-Zoo tragende „von Opel Hessische Zoostiftung“ wird über mehrere Jahre viermal 60.000 Euro zum Schutz des bedrohten Schabrackentapirs in den thailändischen Nationalparks „Kaeng Krung“ und „Kui Buri“ zur Verfügung stellen. Ziel des Projekts ist es, in diesem Gebiet, wo neben Tapiren auch Elefanten, Bären und viele andere bedrohte Tierarten leben, die Entwaldungsrate zu begrenzen. Dies soll dem Verlust von weltweit bedeutenden Lebensräumen und dem möglichen Aussterben von Arten, aber auch Konflikten in der Landnutzung durch Anrainergemeinden entgegenwirken.
Dafür wird ein kostengünstiges, von mit neuester Technik ausgerüsteten Drohnen unterstütztes Waldmonitoringsystem etabliert. Es versetzt die Nationalparkbehörden vor Ort in die Lage, schnell und effizient zu kartieren, illegale Abholzung aufzudecken und den Waldzustand zu beurteilen, um dann zügig entsprechende Maßnahmen einzuleiten. „Auch das ist Artenschutz“, berichtet Susanne Gotthardt, die das Projekt von Seiten des WWF zusammen mit den Kollegen der WWF-Repräsentanz in Thailand betreut. „Denn diese Wälder sind die letzten Refugien seltener Arten wie Elefant, Banteng, Sambar, Gaur und Schabrackentapir. Die Qualität der Drohnenbilder ist hervorragend, so dass illegale Entwaldungen oder illegal angelegte Felder und Plantagen sehr gut zu sehen sind“, erklärt die Südostasien-Referentin des WWF Deutschland. Verstöße werden durch den WWF dokumentiert und können dann durch die lokalen Behörden geahndet werden. „Die Drohnenflüge werden angekündigt und mit den Bauern vor Ort besprochen, um Akzeptanz zu schaffen. Darüber hinaus begleitet der WWF zahlreiche flankierende Maßnahmen zur Armutsbekämpfung, Förderung von Tourismusprogrammen sowie land- und forstwirtschaftliche Maßnahmen in den Pufferzonen um die Nationalparks, um die Bevölkerung für die Arbeit des WWF zu sensibilisieren.
Tiere im Zoo sollen Interesse wecken
„Aus zoologischer Sicht ist der Tapir sehr interessant“, erklärt Zoodirektor Dr. Thomas Kauffels. Der Schabrackentapir mit dem charakteristisch schwarz-weißen Fell ist die größte Tapirart und war einst in ganz Südostasien verbreitet. Heute kommt er nur noch in meist stark fragmentierten Gebieten in Myanmar, Thailand, Malaysia und auf Sumatra vor. Tapire sind Unpaarhufer wie Pferde und Nashörner und können rund 25 Jahre alt werden. Die Tiere gelten als stark bedroht, da ihre Lebensräume durch Abholzung weiter schrumpfen. „Tapire sind Einzelgänger und benötigen neben einem Außengehege mit Wasser im Winter auch ein warmes Innengehege mit Wasser“, berichtet Kauffels. Die Tiere im Zoo sollen das Interesse der Menschen an dieser Spezies in der freien Natur wecken.
Der Opel-Zoo - von Opel Hessische Zoostiftung - ist neben dem Zoo Frankfurt der zweite größere, wissenschaftlich geführte zoologische Garten im Rhein-Main-Gebiet. Er wurde 1956 auf Initiative von Georg von Opel als Forschungsgehege gegründet und ging 2007 in einer gemeinnützigen Stiftung auf. Der Opel-Zoo finanziert sich ausschließlich durch Eintrittsgelder und Spenden und gehört zu den meistbesuchten Freizeit- und Kultureinrichtungen in Hessen. Im Opel-Zoo leben etwa 1700 Tiere in 200 Arten aus fast allen Kontinenten. Die Bauvoranfrage für die Anlage für asiatische Tierarten läuft derzeit beim Hochtaunuskreis. Der Baubeginn des Projekts mit einem geschätzten Investitionsvolumen zwischen 17 und 20 Millionen Euro ist im Laufe des Jahres 2025 geplant. Die ersten Schabrackentapire werden die Besucher voraussichtlich 2027 in der neuen Anlage bewundern können. Doch Tapir-Fans dürfen gespannt sein: Nach dem Auftakt der Kooperation zwischen Opel-Zoo und WWF sollen bald weitere gemeinsame Aktivitäten folgen.
Der Schabrackentapir mit dem charakteristisch schwarz-weißen Fell ist die größte Tapirart. Sie gilt bereits als stark bedroht, da ihre Lebensräume durch Abholzung weiter schrumpfen. Foto: Archiv Opel-Zoo