Kronberg (hmz) – Was in Kronbergs Nachbarstadt Bad Soden bereits zum Stadtbild gehört, wird am 25. November auch in der Burgstadt einen festen Platz finden: eine „orange Bank“ als Symbol gegen die Gewalt an Frauen und als sichtbares Zeichen der Solidarität mit den Betroffenen. Die Stadtverwaltung hat hierfür bereits grünes Licht gegeben.
Eine der Bänke auf dem Berliner Platz wird orange gestrichen und mit der Aufschrift: „Hier hat Gewalt gegen Frauen keinen Platz“ sowie Notrufnummern versehen. Damit setzen die zehn Kronberger Frauenverbände zusammen mit dem Zonta-Club Bad Soden/Kronberg ein sichtbares Zeichen mit einer klaren Botschaft an die Öffentlichkeit: Die Menschen sollen mehr hinschauen und für dieses Thema sensibilisiert werden. Der Zonta-Club hat sich zum Ziel gesetzt, in den kommenden Jahren in jeder Gemeinde im Taunus eine orangefarbene Bank aufzustellen. „Noch immer halten viel zu viele Menschen häusliche Gewalt für ein soziales Randproblem und schauen weg“, warnt das Frauennetzwerk. „Dabei ist es ein strukturelles Problem der inneren Sicherheit.“ Jede dritte Frau werde in ihrem Leben Opfer von Gewalt, jeden vierten Tag ende eine solche Attacke für die Frau tödlich. Die Aktionstage gegen Gewalt an Frauen um den 25. November enden wie jedes Jahr am 10. Dezember, dem Internationalen Tag der Menschenrechte.
Sprachrohr in der Gesellschaft
Dr. Ulrike Zymolka, eine studierte Mathematikerin, ist die Vorsitzende der AG Kronberger Frauenverbände, einem Zusammenschluss, der sich als Sprachrohr für die Anliegen und Lebenssituationen von Frauen in Politik, Kirche und Gesellschaft versteht. Sie mischen sich aktiv ein, bieten Beratungsangebote, unterstützen Frauen in Notlagen und fördern deren Teilhabe auf vielen Ebenen. Dazu zählt auch, die Frauenrechte zu stärken und die Gleichstellung zu fördern.
Mit dabei sind der Alleinerziehenden-Treff, die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (ASF), CDU Frauenunion (FU), Evangelische Frauengruppe Kronberg, Freie Unternehmerinnen Kronberg (BDS), Katholische Frauengemeinschaft Deutschland (KFD) Kronberg, „Mama lernt Deutsch”(AB), SOCIAL BUSINESS WOMEN e.V., VHS Hochtaunus – Frauen-& Bildung sowie der Zonta – Club Bad-Soden-Kronberg. Zusammen mit der Gleichstellungs- und Frauenbeauftragten der Stadt Kronberg, Nora Arharbi, wird versucht, eine gerechtere Gesellschaft zu gestalten, gemeinsame Ziele zu formulieren und sie dann auch umzusetzen.
Ulrike Zymolka hat da ganz klare Vorstellungen: „Jede Frau sollte darin unterstützt werden, ihren eigenen Weg zu suchen und ihn zu gehen.“ Ein Plädoyer für das Empowerment der Frau und deren Entscheidung für das individuelle Lebensmodell. Ihr beruflicher Weg hat sie nach London und New York in die Bankenwelt geführt und nach Jahren hat sie sich für die Familie entschieden, die ihr Freiraum zunächst für die Politik ließ und jetzt für ihr Engagement als Vorsitzende der Frauenverbände.
Präventive Beratung an Schulen
Die Gewalt an Frauen hält sie für ein zentrales Thema. „Das macht vor keiner sozialen Schicht Halt und ist unabhängig vom Bildungsstand. In Kronberg ist das nicht anders und häufiger an der Tagesordnung, als mancher denkt. Es geht um Machtfragen, die innerhalb der familiären Struktur geklärt werden.“ Ihr Anliegen sei, dass es mehr verantwortliche Halbtagsstellen für Berufstätige und ein sinnvolles Stellensplitting geben sollte. Auch das habe etwas mit Gleichstellung zu tun. Künftig soll das präventive Beratungsangebot an Schulen vertieft werden, auch Schülerinnen seien zunehmend Opfer.
„Frauen helfen Frauen“
Die Frauenverbände unterstützen das Projekt „Frauen helfen Frauen“ in Oberursel, ein Frauenhaus, das auf Spenden angewiesen ist. In diesem Jahr hat die jährliche Handtaschenbörse zugunsten dieser Einrichtung 1882 Euro eingebracht.
Mit zu den Aufgaben der AG Kronberger Frauenverbände zählt die Auslobung und Verleihung des jährlichen Frauenpreises, der seit 1993 an engagierte Frauen vergeben wird. „Am prestigeträchtigen Weltfrauentag wollen wir denjenigen Frauen eine Bühne geben, die sich auf sozialem und/oder kulturellem Gebiet ehrenamtlich in herausragender Weise betätigen und somit das Kronberger Stadtleben bereichern und die Zivilgesellschaft stärken,“ so Ulrike Zymolka.
Bei den Kriterien zur Auswahl seien der Zeitaufwand, die Intensität und Dauer der Tätigkeit, Innovation, die Ausstrahlung und Wirksamkeit für die Gesellschaft zu überprüfen. Die Kandidatin sollte nach Möglichkeit noch keine andere öffentliche Auszeichnung erhalten haben. Das Engagement der Preisträgerin sollte stets ehrenamtlich sein. Solange der „Equal-Pay-Day“ noch begangen werden müsse und nach wie vor Frauen in Entscheidungsgremien deutlich unterrepräsentiert seien, solange sei eine Institution wie auch der Kronberger Frauenpreis noch notwendig, um das Schlaglicht auf die Gleichberechtigung von Frauen und gegen die Diskriminierung von Frauen zu werfen.
„Die Kronberger Frauenverbände werden begeistert mit allen Kronbergerinnen und Kronbergern ein großes Fest feiern, wenn der Preis aufgrund der gesellschaftlichen Veränderungen obsolet geworden ist.“
v.l.n.r. Renate Maune (Schatzmeisterin), Ulrike Zymolka (1. Vorsitzende), Anja Körneke (Vorsitzende des Vorstands Frauen helfen Frauen), Inga Chorzewska (2. Vorsitzende), Dorothee Heine-Williams, Elisabeth Palfalvi-Knödler, Helga Michaelis, Doris Sauer (Schriftführerin), Nora Arharbi
Die neue Frauenpreisanstecknadel ist angelehnt an das neue Logo.
So wie diese orange Bank in Bad Soden soll es bis zum 25. November auch eine auf dem Berliner Platz geben. Fotos: privat