„Sammellust II“ überrascht mit neuen Bildern der zweiten Generation der Malerkolonie

Wilhelm Trübner, Parklandschaft bei Amorbach, 1899, 74,5 x 60 cm, Stiftung Kronberger Malerkolonie

Kronberg (hmz) – „Sammellust II“ lautet der vergleichsweise schlichte Titel der kommenden Ausstellung im „Museum Kronberger Malerkolonie“, die vom 6. Juli bis 2. November zu sehen ist. So viel kann bereits gesagt werden: Sie überrascht mit Neuem. Das hängt zum einen mit den Stiftungen an das Museum und zum anderen mit Neuerwerbungen, größtenteils aus Privatbesitz, zusammen. Darunter drei Gemälde von Eugenie Bandell, zwei „Seestücke“ von Heinrich Heines und neun Bilder von Fritz Wucherer. Damit hat sich der Bilderfundus des Museums innerhalb der letzten 15 Jahre mit 700 Exponaten verdreifacht.

Die Kuratorin, Dr. Ingrid Ehrhardt, greift daher auf einen reichen Fundus zurück. „Mit unserer Sammlung füllen wir mittlerweile unser Magazin und Depot komplett und wir haben inzwischen Platznot. Wir sind auf der Suche nach einer weiteren geeigneten Lagermöglichkeit und dabei hoffen wir auf die Unterstützung durch die Stadt.“ Die gebe es ohnehin schon, neu hinzugekommen ist eine weitere in der Person von Gregor Meier, dem Kulturbeauftragten für den Hochtaunuskreis. „Wer sich für Kunst interessiert, kommt an uns nicht mehr vorbei“, ist sich die Kuratorin sicher. Die zahlreichen Besucherinnen und Besucher wissen um den „Geheimtipp“, der auf dem besten Weg ist, aufgrund des ständig wachsenden Interesses keiner mehr zu sein.

Schwerpunkt der Ausstellung werden Werke der zweiten Generation der Kronberger Malerkolonie sein, und der Fokus liegt dabei auf Philipp Franck.

Der Wald häufig Bildmotiv

Er war mit Anton Burger befreundet, hatte jedoch eigene Ansichten, Natur abzubilden. Eine Vielzahl seiner Arbeiten entstanden direkt in freier Natur und seine bevorzugten Motive waren der Taunus und dessen Landschaften. Seine künstlerische Laufbahn führte ihn auch nach Paris, in der Ausstellung wird ein neues Gemälde aus dieser Zeit zu sehen sein.

Der Wald rückte nicht nur bei ihm, sondern auch in einigen anderen gezeigten Werken als Bildmotiv in den Mittelpunkt. Durch die Freiluftmalerei wurde die Natur als alleinstehender Erfahrungsraum wichtig. Entsprechend stand die Atmosphäre, die in den Tiefen des Waldes vorherrschte, im Vordergrund sowie die Stilmittel, die Ruhe, Schönheit und Mystik farblich einfangen konnten. Der Wald als Sehnsuchts- und Rückzugsort. Im Kontrast zur industrialisierten, technisierten Stadt wurde in den Bildern ein Rückbezug zur „Urtümlichkeit“ geschaffen. Bäume sind seit langem ein beliebtes Motiv in der Welt der Kunst und symbolisieren Leben, Stärke und die Schönheit der Natur. Im Laufe der Geschichte haben zahlreiche berühmte Gemälde die Erhabenheit und Ruhe der Bäume gezeigt. Von üppigen Wäldern bis hin zu einsamen Bäumen in ruhigen Landschaften. Berühmte Bespiele sind „Der Birkenwald“ von Gustav Klimt, „Der Wald“ von Max Ernst und verschiedene Waldmotive von Vincent van Gogh, darunter auch seine unvollendeten „Baumwurzeln“ – das Motiv Wald ist bis in die zeitgenössische Kunst eine Konstante geblieben.

Eugenie Bandell

Ein interessanter Gegenpol in der Ausstellung dürften die Bilder von Eugenie Bandell sein. Zunächst noch unter dem Einfluss von Wilhelm Trübner stehend, der stilistisch dem Realismus, Naturalismus und im Spätwerk dem deutschen Impressionismus folgte, gelang es ihr, sich unabhängig zu machen und ihre eigenen künstlerischen Ausdruck zu finden. Eugenie Bandell galt als begabteste Schülerin Trübners. So sehr sie auch von seinem Unterricht profitierte, so nachteilig wirkte sich die erkennbare, stilistische Nähe auf die Wahrnehmung ihres eignen Werkes aus. Die Malerin blieb jedoch nicht im Schatten ihres Lehrers. Ab 1903 mietete sie ein eigenes Atelier im Städel an, wo sie bis zu ihrem Lebensende als freischaffende Malerin arbeitete, sich profilierte und einen eigenen Namen machte. Mit der Neuerwerbung des Gemäldes „Sommer in Wilhelmsbad“ von Eugenie Bandell ergänzt das Museum Kronberger Malerkolonie seine umfassende Sammlung um ein modernes Bild des frühen 20. Jahrhunderts.

Sonntagsspaziergang

Von Ferdinand Brütt wird ein „Sonntagsspaziergang“ zu sehen sein. Bekannt ist er durch seine Historien- und Landschaftsmalerei. Er schuf auch Bilder mit religiösem Inhalt, zum Beispiel Golgata, das sich seit kurzem im Besitz der Stiftung Kronberger Malerkolonie befindet. Brütt lebte und wirkte von 1898 bis 1920 in Kronberg. Von 1906 bis 1913 schuf er für die Stadt Frankfurt mehrere große Wand- und Deckengemälde. Hier begegnete er auch Wilhelm Trübner und Ottilie Roederstein. Brütts Spätwerk ist mit monumentalen Landschaften verbunden, wobei seine Farbgebung heller und freundlicher wurde.

Der „Sammellust II“ folgt zum Jahresabschluss ein ganz besonderer Schlussakkord: „Die Künstlerkolonie Worpswede“ ist vom 23. November bis 22. März 2026 zu Gast im Museum Kronberger Malerkolonie. Es stimmt schon: Kunstinteressierte kommen nicht mehr dran vorbei.

Nähere Informationen auf der Homepage des Museums, Telefon 06173 92 94 90, info@ kronberger-malerkolonie.com. Öffnungszeiten: Mittwoch von 15 bis 18 Uhr, Samstag von 12 bis 18 Uhr und an Sonn- und Feiertagen von 11 bis 18 Uhr.

Ferdinand Brütt, Sonntagsspaziergang, 1901, Öl/Lw., 55 x 79 cm, Stiftung Kronberger Malerkolonie

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