Kronberg (kb) – Die Schulklassen von Kronberg, Schönberg und Oberhöchstadt besuchten in den Jahren 1952/1953 die Abschlussklasse der Volksschule in Kronberg. Heute nun feiert der Jahrgang 1938 nicht nur den 85. Geburtstag, es sind nun auch 70 Jahre her, dass sie die Abschlusszeugnisse der Volksschule am 28. März 1953 erhalten haben und in das Berufsleben entlassen wurden. Die 38er trafen sich danach noch, feierten die „Nullerjahre“ und machten zusammen Reisen. Dies alles musste organisiert werden. Darum kümmerten sich unter anderem Britta Schaar, Gisela Schneider, Helga Nikolaus, Karola Roth, Ludwig Bettenbühl und Detlef Geißel. Für ihre Arbeit bedanken sich alle Schulkameraden.
Nun zum Jahrgang 1938 in Oberhöchstadt:
Richard Schmidt erzählt aus dieser Zeit: „Der Jahrgang 1938 ist eine Schicksalsgemeinschaft. Im Jahr 1938 marschierten die deutschen Truppen in Österreich ein. Im September 1939 begann der Zweite Weltkrieg. Wir waren also echte Kriegskinder bis 1945. Zeitweise haben wir unsere Kindheit in Luftschutzkellern verbracht. Danach kam die Nachkriegszeit, die zum Teil schlimmer war als die Kriegszeit. Unsere Schule begann Ende des Krieges, führte durch die Nachkriegszeit und endete mit der Abschlussklasse in Kronberg Wie sah die Volksschule in Oberhöchstadt in der Kriegs- und Nachkriegszeit aus? Gegen Ende des Krieges traf eine Spezialeinheit der Wehrmacht in Oberhöchstadt ein und wurde in den unteren Räumen der Schule einquartiert. Die Kinder erhielten in den oberen Klassen schichtweise Unterricht. Die Einheit rückte dann vor Kriegsende nach Mainz ab. Der Unterricht wurde immer wieder durch zahlreiche Fliegeralarme gestört. Als Tiefflieger das Barackenlager Hohenwald angriffen (zwölf Tote und viele Verletzte) ließ Lehrer Bode die Schule schließen. Der Unterricht wurde erst im Winter 1945 wieder aufgenommen. Am Anfang gab es nur drei Lehrkräfte. Die Not war groß in Oberhöchstadt, der größte Teil der Einwohner hatte Hunger. Dieser wirkte sich verheerend aus, sowohl für die Schülerinnen und Schüler als auch für die Lehrer. Über 100 Schüler (von 260) waren unterernährt. Erst 1947 kam die Schulspeisung, die Schüler in Blechdosen in Empfang nahmen. Im Winter konnten nur zwei Klassen notdürftig beheizt werden. Lernmittel wurden nur mit Naturalien „besorgt“. Die Schiefertafel war eine Kostbarkeit. Für zwei Griffel wurde ein Ei gefordert. Hefte gab es nur gegen Altpapier. Die Lehrbücher von vor 1945 waren unbrauchbar. Neue gab es noch nicht.Die Normalisierung begann mit der Währungsreform 1948. Die Schulspeisung wurde eingestellt. Es gab wieder Hefte Tafeln und Lernmittel. Frau Petersen, Fräulein Hilpert, Fräulein Lubinski und Herr Böhm haben wir als Lehrer kennen gelernt. Die Schülerzahl betrug 1950 rund 275 Schüler. Im Jahr 1949 erhielt der Jahrgang 1938 zum ersten Mal ein Zeugnis. 1952/1953 besuchten wir, wie die Jahrgänge 1936 und 1937, die Abschlussklasse in Kronberg. Unsere Noten haben sich durchweg verbessert. Die größten Sprünge wurden in Religion gemacht. Hatte man in Oberhöchstadt ein „Mangelhaft“, so bekamen wir im Abschlusszeugnis in Kronberg ein „Genügend“. Wie der Geschichtsunterricht in der Nachkriegszeit gehalten werden sollte, war bei den Lehrern nicht ganz klar. Deshalb wich z.B. unser Lehrer Müller in Kronberg auf Homer und die Ilias aus. So erfuhren wir staunend zum ersten Mal von dem Schwarzen Hektor, Achill und den anderen Helden im Kampf um Troja. Was wir nie vergessen haben.“