Sieger des Realisierungswettbewerbs für das „Klimaquartier“ am Bahnhof steht fest

Glückwunsch zum erfolgreichen Heimspiel: Die Kronberger Architekten Thomas und Klaus Grabowski (2.u.3.v.li.) haben gemeinsam mit ihrem Wiesbadener Kollegen Christian Bel (4.v.li.) und weiteren Partnern den zweiten Platz gemacht. Kronbergs Bürgermeister Christoph König (li.) und Erster Stadtrat Heiko Wolf (re.) gratulierten. Fotos: Stadt Kronberg

Kronberg (hmz) – Der „Rahmenplan Bahnhof“ aus dem Jahr 2012 sieht eine schrittweise Neugestaltung des Gesamt-Areals vor. Als Reaktion auf den akuten Wohnungsdruck soll in dem geplanten „Klimaquartier“ (Baufeld V) bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden. Dabei sind Aspekte der Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit und des Klimaschutzes essentiell.

Nachdem bereits drei Baufelder (ehemaliger Lokschuppen, Casals Forum und Hotel, Wohnbebauung Schillergärten) umgesetzt und auch die Planungen zum Bahnhofsumfeld abgeschlossen sind, schloss sich jetzt der Realisierungswettbewerb für das geplante „Klimaquartier“ an.

Er wurde im Juli 2024 ausgelobt und 19 Planungsbüros hatten dazu ihre Entwürfe eingereicht, die jetzt in der Stadthalle vorgestellt wurden und noch bis zum 29. April zu den üblichen Öffnungszeiten zu sehen sind.

Die Arbeiten wurden von einer Fachjury nach entsprechenden Vorgaben ausgewertet, unter den Preisrichtern auch Bürgermeister König, Erster Stadtrat Heiko Wolf und Stadtverordnetenvorsteher Andreas Knoche. Prof. Anett-Maud Joppien (Architektin), die in Vertretung des Vorsitzenden der Jury, Prof. Zvonko Turkali die Entwürfe vorstellte, betonte „dass alle Wettbewerbsteilnehmer auf extrem hohen Niveau hervorragend gearbeitet und zahlreiche interessante Ideen entwickelt haben.“ Es sei ein „extrem komplexer Auftrag gewesen. „Zum einen aufgrund der vorhandenen Topographie wie den sehr schmalen Zuschnitt zwischen dem Bahnhof und der Ludwig-Sauer-Straße sowie zum anderen die Vorgabe, dort unter wirtschaftlichen Vorgaben 66 bezahlbare Wohnungen mit den entsprechenden Stellplätzen sowie Areale mit Aufenthaltsqualität zu schaffen.

Besonders nachhaltig

Zudem sollten alle Aspekte eines besonders nachhaltigen „Klimaquartiers“ in die Entwürfe mit aufgenommen werden. So sehen die drei bestprämierten Arbeiten alle Holzfassaden und begrünte Dächer mit Photovoltaik-anlagen vor. Nach Überzeugung des Preisgerichts hat das Büro „arabzadeh.schneider.wirth architekten“ aus Nürtingen gemeinsam mit den Planern von „faiss landschaftsarchitektur“ das beste Konzept vorgelegt. Fünf freistehende, punktförmige Baukörper, die sich entlang eines autofreien Weges längs zu den Gleisanlagen entwickeln und von einer parkähnlichen Landschaft umspielt werden, dazu in der Mitte des Quartiers ein öffentlicher Anger als Ort der Begegnung. Die grundsätzlich identischen, viergeschossigen Gebäude hat das Planungsbüro jeweils um 90 Grad angeordnet und gedreht, damit entstehe der Eindruck eines lockeren und abwechslungsreichen Ensembles. In dem Entwurf findet sich ein Hinweis, der im Hinblick auf die in der Vergangenheit im Stadtparlament geführten Diskussionen um ein bestehendes Bodengutachten nicht uninteressant sein dürfte. Dieses Gutachten ist in Auftrag gegeben worden, weil auf dem jetzigen Baufeld V in den 80er Jahren seitens der Deutschen Bahn eine ölbefeuerte Weichenheizanlage betrieben wurde und daraus folgend Altlasten festgestellt worden sind. Das Planungsbüro jedenfalls empfiehlt eine „Tiefgründung mit Rammpfählen, die je nach Bodengutachten auch eine tiefenwirksame Baugrundverbesserung vorsehen können. Als Lastabtragung ist eine statisch wirksame Bodenplatte geplant. Beide Verfahren sind ohne Aushub des Bodens durchführbar und können während der Bauausführung auf die Tiefe und Tragfähigkeit des Untergrunds angepasst werden.“

Preis für Kronberger Büro

Das Konzept dieses Büros bringe optisch wie funktionell alles mit, was das geplante „Klimaquartier“ am Kronberger Bahnhof ausmachen sollte. Davon ist das Preisgericht überzeugt und der mit 47.000 Euro dotierte Preis ging daher auch an das Siegerteam.

Der zweite Preis mit insgesamt 35.000 Euro ging an den Entwurf der Wiesbadener Architekten „Bel Architekten + Ingenieure“ in Kooperation mit dem Kronberger Büro „Grabowski Architekten“ sowie „brogl + majal Landschaftsarchitektur“. Der Entwurf sieht eine Gruppierung von jeweils zwei- bis dreigeschossigen Baukörpern vor, die sich gleichsam als Wohngruppe um einen grünen Hof als gemeinschaftliche Mitte orientieren. Alle drei Wohnhöfe werden über den südlichen Grünzug erschlossen. Zwischen ihnen spannt sich ein großzügig angelegter grüner Platzraum mit Spielplatz, Aufenthaltsbereichen und einer kleinen Wasserfläche. Platz drei sicherte sich die „Sturm und Wartzeck GmbH“ in Zusammenarbeit mit der „weihrauch+fischer GmbH“. Anerkennungen sprach das Preisgericht für die Wettbewerbsbeiträge der „Gerber Architekten GmbH“ sowie der „STUDIO MARS Berlin GmbH“ aus. Gefallen ist die Entscheidung im Zuge einer ganztägigen Sitzung des Preisgerichts am 20. Februar 2025. Die gesamten Preisgelder in Höhe von 170.000 Euro werden aus dem Fördertopf des Hessischen Wirtschaftsministeriums bezahlt.

Intensiver Prozess

Das Kronberger Stadtparlament wird in seiner Sitzung am 3. Juli über die drei prämierten Entwürfe beraten, nachdem entsprechende Wirtschaftlichkeitsberechnungen aus dem Bauamt vorliegen. Ein Knackpunkt dabei dürften die in den Entwürfen vorgesehenen Tiefgaragen sein, die einen erheblichen Kostenfaktor darstellen. Mit den erarbeiteten Berechnungen endet die Verantwortung des Dezernates II, die weiteren Entwicklungen fallen künftig in die Zuständigkeit des „Eigenbetriebs Wohnbau“, der bereits gegründet ist, für den die Suche nach einem geeigneten Geschäftsführer jedoch noch läuft. Bewerbungen würden bereits vorliegen, so Wolf. Wie das „Klimaquartier“ sollen auch die Pläne für das Neubaugebiet „Altkönigblick“ hier verankert werden. Erster Stadtrat Wolf sprach in diesem Zusammenhang von einem Investitionsvolumen in einer zweistelligen Millionenhöhe. Wann mit einem Baubeginn gerechnet werden kann, ließ er offen. Inwieweit die Stadtverordneten den vorliegenden Entwürfen folgen ist derzeit nicht absehbar.

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