Stadtmuseum in seiner kulturellen Bedeutung stärken –Burg- und Geschichtsverein planen für die nächste Generation

Kronberg (hmz) – Das Kronberger Stadtmuseum, das im Jahr 2001 anlässlich der 100. Wiederkehr des Todestags der Kaiserin Friedrich eröffnet wurde, folgt seiner Zweckbestimmung als einem Ort der Begegnung: Vorrangig der zwischen Gegenwart und Vergangenheit und das bedeutet, ortsgebunden heimatkundliche sowie lokalgeschichtliche Belange darzustellen. Inwieweit die Identifikation einer Stadt oder Gemeinde mit ihrem Museum gelingt, hängt maßgeblich von verschiedenen Faktoren ab. Einer davon ist die Darstellung und Gestaltung der Ausstellung durch die Betreiber des Museums, die sich „ihr Museum“ als kulturellen Mittelpunkt der historischen Ortsentwicklung und als Begegnungsstätte wünschen. Ein anderer ist die Bereitschaft, Veränderungen zuzulassen. So entwickeln sich etwa Inhalte und Angebotsformate rasant weiter, denn auch die Erwartungen des Publikums verändern sich. Zudem werden Museen intern vor immer neue Herausforderungen gestellt: Arbeitsabläufe müssen optimiert, Zielsetzungen klarer definiert und die eigene Kommunikation verbessert werden. So gesehen hat ein Museum auch ein ständig neues Entwicklungspotenzial.

Das von der Stiftung Burg Kronberg betriebene Stadtmuseum geht auf die Initiative des Vereins für Geschichte zurück, der es konzipiert und mit finanziellen Mitteln von Stadt und Hessischem Museumsverband in mehreren Abschnitten eingerichtet hat. Gemeinschaftlich mit dem Geschichtsverein sollen per se neue Perspektiven angedacht und schließlich auch bestmöglich in kleinen Schritten umgesetzt werden. Vorgespräche hat es bereits gegeben und es wurde deutlich, dass neue Exponate und auch neue Ideen einfließen sollten, die positive und ergänzende Veränderungen an der Ausstellung mit sich bringen würden. Es ist die Vergangenheit, die für die Zukunft aufgearbeitet und dokumentiert wird und somit auch auf das Interesse der nachfolgenden Generation baut. Das Stadtmuseum selbst ist Teil eines kulturhistorischen Denkmals und in dieser Verbindung wünschen sich die Aktiven der beiden Vereine künftig eine deutlich verbesserte Wahrnehmung in der Öffentlichkeit.

Bestandsaufnahme

Bislang wird die Entwicklung der Burg und des Städtchens Kronberg vom 13. bis zum 20. Jahrhundert dargestellt: die Herren von Kronberg, die bauliche Entwicklung von Burg und Stadt und die Lebensverhältnisse der Kronberger Ackerbürger (Handwerk, Gewerbe, Handel). Sehr besonders sind die „Feierabendziegel“ sowie zwei wertvolle Erzeugnisse von Kronberger Büchsenmachern. Die Abteilung „Raus aus den Mauern” zur Stadtgeschichte des 19. Jahrhunderts befasst sich mit den Mineralquellen und der Entwicklung des Kurbetriebs, der Kronberger Malerkolonie, der Anbindung an das Eisenbahnnetz im Jahr 1874, der Ansiedlung wohlhabender Frankfurter Familien, dem Ausflugs- und Fremdenverkehr sowie dem Zuzug der Witwe des Kaisers Friedrich Wilhelm III., die sich Schloss Friedrichshof in Kronberg als Witwensitz errichten ließ. Ein eigener Bereich ist dem Kronberger Pfarrer und Pomologen Johann Ludwig Christ (1739 bis 1813) gewidmet, der den Obstbau und die Obstbaumzucht in Kronberg verbessert und berühmt gemacht hat. Gezeigt werden auch stereoskopische Fotografien aus der Sammlung des Kronberger Hofapothekers und Amateurfotografen Dr. Julius Neubronner (1852 bis 1932), der als Erfinder der Brieftaubenfotografie gilt.

Die Vorstandsmitglieder Jens Becker, Friedrich Schulte, Simone Gottschalk, Hanspeter Borsch und Tilmann Ochs haben einen kleinen Rundgang durch das Museum gemacht und in diesem Zusammenhang bereits erste Verbesserungsvorschläge erarbeitet. Hanspeter Borsch hatte sich zuvor mit den vom Burgverein zur Verfügung gestellten „Leitlinien“ befasst, die Grundlage der Burg- und Museumsführungen sind.

Aus seiner Sicht gibt es Verbesserungsvorschläge, die auch bei den Ausstellungsinhalten berücksichtigt werden könnten. Konkret nannte er die historische Bedeutsamkeit von Dr. Ferdinand Küster und seinem Wirken für den Kurbetrieb, die Schlacht von Cronberg und ihre Auswirkungen auf die finanzielle Situation und die damit verbundene städtebauliche Entwicklung Kronbergs. Gar nicht berücksichtigt ist die Geschichte der jüdischen Familien oder die des jüdischen Friedhofs. Auch würden Informationen zum Lebensalltag der Menschen in den vergangenen Jahrhunderten wie auch zum Thema „Schule“ fehlen.

Museumsdienst

Axel Erb vom Burgverein führte sehr fachkundig durch das Museum und er wusste natürlich um die Interessen seiner Besucher und Besucherinnen: die Familie Neubronner und das Eisenbahnmodell. Amtsapotheker Wilhelm Neubronner versorgte auch einige Nachbarortsfilialen mit Medikamenten und setzte Brieftauben als Schnelldienst zum Überbringen von Rezepten ein. Dr. Julius Neubronner erfand einen 40 Gramm schweren Fotoapparat mit selbsttätiger Auslösung, den Brieftauben wie einen Rucksack auf der Brust tragen konnten. Damit gelangen hervorragende Luftaufnahmen. Axel Erb bietet am 7. und 8. April noch zwei Plätze für eine „Führungs-Schulung“ an, die interessant werden dürfte. Es haben sich bereits sieben Mitglieder vom Geschichtsverein gemeldet, die sich einen Museumsdienst vorstellen können. Interessenten können sich beim Burg- oder Geschichtsverein melden.

Direkt an das Museum angrenzend gibt es einen Freisitz, auf dem der Museumsausschuss des Burgvereins ab und an im Sommer seine Sitzung abhält. Dieser Platz wäre auch für den Geschichtsverein als Sitzungsort oder für Vorträge an die Mitglieder am Mittwochabend denkbar. Nach dem Besuch im Stadtmuseum wird sich der Vorstand des Geschichtsvereins mit weiteren konkreten Verbesserungsvorschlägen befassen, die kooperativ mit dem Burgverein abgestimmt werden sollen. Damit soll das Stadtmuseum zunehmend wieder in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt und somit auch für Schulen interessanter werden, ebenso für Studenten und Studentinnen, die im Rahmen ihres Studiums ein Pflichtpraktikum nachweisen müssen. Das Kronberger Stadtmuseum übernimmt auch mehrere gesellschaftliche Aufgaben: Neben dem Bewahren, Sammeln und Präsentieren von Sachzeugnissen erfüllt es auch eine soziale Aufgabe. Im Jahr 2022 waren rund 2.000 Besucher im Stadtmuseum. Es ist ein Ort der lokalen Erinnerung wie auch einer der Gemeinschaft und des Zusammenkommens von Menschen, die das Interesse an der Geschichte ihrer Stadt teilen. Es ist ein gutes Zeichen, wenn sich der Burg- und der Geschichtsverein auf diese Gemeinsamkeit hin verständigen.

Axel Erb (Mitte) bietet seit vielen Jahren im Stadtmuseum Führungen an. Tillmann Ochs (rechts) und Friedel Schulte nahmen ebenfalls Anregungen mit. Fotos: privat

Hanspeter Borsch und Friedel Schulte sind Vorstandsmitglieder.

Im Stadtmuseum finden sich die wichtigsten Exponate aus Kronbergs Geschichte.

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