„Stillstand ist immer ein Schritt nach hinten“

Kristina Fröhlich Foto: privat

Die BM-Kandidatin Kristina Fröhlich (FDP) schreibt zu unserem letzten Themenblock vor der Bürgermeisterwahl, Stadtentwicklung, Umwelt (Klimaschutz) und Mobilität, Folgendes:

Stadtentwicklung ist ein weiter Begriff, denn er umfasst die räumliche und strukturelle Gesamtentwicklung einer Stadt. Der aktive Planungs- und Veränderungsprozess ist eine Kernaufgabe der Stadtpolitik.

Wie also soll Kronbergs Zukunft aussehen? Ich bin generell ein Optimist, aber mit einer gesunden Prise Realismus. Wenn Kronberg zum Beispiel so bleiben soll, wie es ist (ich höre das oft), dann muss sich Einiges ändern. Die Verwaltung muss Schritt halten mit dem digitalen Wandel, auch müssen wir z.B. schon heute planen für die demografischen Veränderungen (mehr Kitas, Horte, aber auch Senioren-WGs). Unsere grüne Stadt bleibt nicht von alleine so grün – da ist ständiger Einsatz auch von den Bürgern gefordert, und insbesondere unser Wald braucht unsere Aufmerksamkeit.

Wir können aufgrund der Verkehrs-, Bauplatz- und auch der Trinkwassersituation nicht unendlich weiter wachsen. Ich möchte unseren städtebaulichen Charakter erhalten. Das heißt konkret, dass nach der Bebauung der Baufelder „Altkönigblick“ und „Baufeld V/Bahnhof“ (beides sind städtische Grundstücke) keine weiteren großen Bebauungsprojekte mehr umgesetzt werden können.

Die von der CDU geforderte Bebauung des Grünen Weges sehe ich sehr kritisch – das greift erheblich in den grünen Gürtel ein, der unsere Stadt umgibt. Auch infrastrukturell sehe ich ein Wachstum auf mehr als 20.000 Einwohner kritisch.

Heute über Stadtentwicklung nachzudenken ist etwas ganz Anderes als noch vor ein paar Monaten, vor Corona. Die Pandemie hat vieles auf den Kopf gestellt. Es gibt grundlegende Veränderungen in der Gesellschaft, die durch die Corona-Krise noch beschleunigt werden. Mehr Home-Office zum Beispiel verändert die Anforderungen an Wohnungsgrößen, Nahverkehr und Technik.

Viele von uns haben in den letzten Monaten ein ganz neues Verhältnis zu Nachbarn und Bekannten entwickelt, die in den kritischen Tagen mit großer Hilfsbereitschaft den Zusammenhalt in unserem Gemeinwesen mit Leben erfüllt haben. Man hat mangels Urlaubsmöglichkeiten gelernt, die eigene Umgebung mit Natur und Kultur zu entdecken. Das Arbeiten von zuhause hat neben Beschwernissen vor allem beim Begleiten von Schulkindern aber auch enorm viel Zeit gebracht, die man früher im Stau oder auf Geschäftsreisen zubrachte.

Für Kronberg bedeutet das, unseren Ort für das Hier-Bleiben noch attraktiver zu machen. Das Einkaufen in Frankfurt wird Autofahrern immer schwerer und teurer gemacht. Wir müssen den Einzelhandel vor Ort stärken. Unsere Wochenmärkte sind da ein positives Beispiel. Den Leerstand in der Innenstadt plane ich, mit aktiver Moderation in Angriff zu nehmen.

Der Autoverkehr wird abnehmen, nicht nur wegen der Abwehrmaßnahmen in Frankfurt. Home-Office führt teilweise zum kompletten Verzicht aufs Auto oder auf den Zweitwagen. Inzwischen wird das Fahrrad oder E-Bike zu einer ernst zu nehmenden Alternative. Dies plane ich, mit gut beleuchteten, attraktiven Fahrradstationen an den Bahnhöfen und dem Ausbau von Fahrradwegen z.B. Richtung Frankfurt zu beschleunigen. Daneben wird das Auto weiterhin, vor allem für Menschen, die darauf angewiesen sind, seine Funktion behalten.

In unserer Stadt fehlen attraktive Spielräume für Kinder über 6 Jahren: die klassische Ausstattung an Rutsche, Schaukel und Sandkasten ist dann nicht mehr attraktiv. Die Größeren brauchen - auch in der Kernstadt Kronberg – die Möglichkeit, aktiv und in eigener Regie zu spielen. Unser „Rathausgarten“ bietet sich hier als Naturspielraum wunderbar an. Das abschüssige Gelände ist ideal für eine lange Rutsche bis ins Tal. Für eine feste Tischtennisplatte gibt es Platz genau wie für einen Holzpavillon.

Kronberg ist seit Jahrhunderten eine Handwerkerstadt. Hier müssen wir viel tun, um diese Tradition zu erhalten und die ansässigen Handwerker zu unterstützen. Wichtig ist aber auch, Firmen aus anderen Bereichen zu gewinnen, zum Beispiel aus den Bereichen Finanzen, Forschung, Technik und IT.

Das Thema Gewerbeflächen ist heiß diskutiert. Als ersten Schritt werde ich mit ansässigen Firmen sprechen, die über große Firmenparkplätze verfügen. Hier gilt es, Ideen zu entwickeln, diese wertvollen Areale besser zu nutzen. Dennoch werden wir in Oberhöchstadt Süd, am Auernberg und am Kronberger Hang über neue Gewerbeflächen nachdenken müssen, um für Neuansiedlungen gewerbesteuerpflichtiger Unternehmen für Kronberg werben zu können.

Stillstand ist immer ein Schritt nach hinten – deshalb möchte ich nicht nur „bewahren“, sondern Kronberg fit machen für die nächsten Jahrzehnte.



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