Ein ungewöhnliches Buch: Autorin Brasch stellt „lieber woanders“ vor

Dirk Sackis freut sich mit der Autorin Marion Brasch über eine gelungene Lesung in seiner Kronberger Bücherstube.

Foto: Zitzewitz

Kronberg (cz) – Im Rahmen des sechsten Kronberger Lesefestivals stellte die Berliner Autorin Marion Brasch in der Kronberger Bücherstube ihr neuestes Buch „Lieber woanders“ vor.

Ein in jeder Hinsicht ungewöhnliches Buch, überrascht es doch durch eine Art Erzählinstanz, die in kursiv gesetzter Schrift die Fäden der Geschichte in der Hand hält und den Leser gewissermaßen „hinter die Kulissen“ schauen lässt, was dem Roman eine gehörige Portion Dynamik verleiht, der sich der Leser nur schwer entziehen kann.

„Der Plan ist ganz einfach: Da sind zwei Leute an verschiedenen Orten. In den nächsten vierundzwanzig Stunden werden sie sich aufeinander zubewegen, ob sie wollen oder nicht.“

Bis es jedoch so weit ist, lernt man eine Menge sympathischer Leute kennen: Allen voran die junge, berlinerisch schnoddrige Toni, die seit sechs Jahren irgendwo auf dem Land einen gemütlichen Wohnwagen nebst Gemüsegarten ihr Eigen nennt, in der Kneipe vom Schönen Ringo jobbt, Bildergeschichten zeichnet und eine vermeintliche Schuld mit sich herumträgt, die sie mit niemandem teilen kann. Alex, den sie irgendwann treffen wird, der ein bisschen lebensuntüchtige Band Roadie, der seit sieben Jahren seine Frau betrügt, Vater einer Tochter ist und ebenfalls an einer Schuld trägt, die allerdings alles andere als vermeintlich ist und der er sich zwangsläufig wird stellen müssen.

Toni lebt ihr überschaubares Leben, liebenswert und ein bisschen chaotisch und wartet auf den Tag an dem sie endlich genug gespart hat, um zu ihrem Jugendfreund Ole nach Neuseeland zu reisen, um alles hinter sich zu lassen. Wer das Vorgängerbuch von Marion Brasch „Wunderlich fährt nach Norden“ gelesen hat, der trifft hier auf alte Bekannte. Toni, der Schöne Ringo, ein mysteriöser Herr mit Felljacke auf dem Fahrrad (selbst im Hochsommer), ein kleines Mädchen, das mit ihrem geistig abwesenden Opa im Zug zum Arzt im nächsten Dorf fährt. „Ich mag meine Figuren und bin neugierig, wie es mit ihnen weitergeht“, erklärt die sympathische Autorin augenzwinkernd, und vermittelt ihren Zuhörern den Eindruck, dass sich ihre Charaktere quasi selbst ins Leben gerufen haben und sich dort ohne ihr Zutun nach Lust und Laune tummeln. Denn man fragt sich des Öfteren: Kann es so viele Zufälle geben? Oder geht es hier nicht immer mit rechten Dingen zu? Etwa, wenn von Blauharz die Rede ist? (Nicht googeln, Buch lesen..) Aber gerade diese nebulöse, verschwimmende Linie zwischen Realität und Märchenhaftem machen diese beiden Bücher aus und ihre Leser glücklich.

Eben eine echte, erfundene Geschichte!



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