Von Vanitas bis Wehmut – junge Lyrikerin begeistert im Literaturhaus

Noch vor den Corona-Einschränkungen: Die jungen Literat*innen nach ihrer Lesung, Carina (Zehnte von rechts), Schülerin der Altkönigschule, in ihrer Mitte.

Foto: privat

Kronberg (kb) – An der Altkönigschule werden Jugendliche mit unterschiedlichsten Talenten gefördert: die Naturwissenschaftler im MINTeC, junge Musici im „Schwerpunkt Musik“ und Top-Sportler im Schulsportzentrum. Doch auch Nachwuchstalente im Bereich „Literatur“ scheuen sich nicht, ihr Können unter Beweis zu stellen. So jemand ist Carina Schellhaas aus dem Deutsch-Leistungskurs der Q2-Phase (11. Klasse) von Deutschlehrer Patrick Grahl, die vor kurzem im Rahmen einer Lesung des Jungen Literaturhauses in Frankfurt am Main ihre schönsten Gedichte zusammen mit anderen 19 jungen Leuten aus ganz Deutschland vor größerem Publikum präsentiert hat.

Nachdem im Deutschunterricht das „Schreibzimmer 2019“ beworben worden war, hat Carina einige ihrer Gedichte an die Auswahlkommission gesandt und ist unter allen Einsendungen aus ganz Deutschland mit dazu ausgewählt worden, an drei Wochenenden an diesem Atelier des Literaturhauses für Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren teilzunehmen. Dabei hatte sie die Wahl zwischen einer Prosa-Werkstatt mit der Journalistin und Schriftstellerin Lena Gorelik sowie einer Lyrik-Werkstatt mit Nadja Küchenmeister unter dem Titel „Als ich nach Hause kam“. Carina hat sich für Letztere entschieden und erzählt, dass die meisten Schüler und Schülerinnen zwar aus dem Rhein-Main-Gebiet kämen, aber auch Jugendliche aus Bremen und Mannheim dreimal nach Frankfurt angereist seien, um ihrer Kreativität unter professioneller Anleitung Raum zu geben; das ganze Wochenende über, jeden der beiden Tage von 10 bis 17 Uhr.

Küchenmeister (geboren 1981) ist gebürtige Berlinerin und studierte Germanistin, lebt in ihrer Heimatstadt und arbeitet als freie Autorin. Lustig sei sie, meint Carina, habe stets ein offenes Ohr gehabt und eine passende Antwort, habe sich viel Zeit genommen, um hilfreiche Ratschläge zu geben. Eine Mentorin, wie man sie sich wünscht.

Der vierte Termin, ein Mittwochabend im großen Lesesaal des am Mainufer gelegenen Hauses, ist schließlich Lesung und Präsentation zugleich. Präsentation der Gedichtanthologie der 23 jungen Literaten, die aus dem Schreibzimmer auszögen, wie Benno Hennig von Lange, Moderator des Abends und Verantwortlicher des Projekts, erläutert, „während ihre Texte bleiben, gedruckt und gebunden“. Der über 150 Personen fassende Saal ist bis auf den letzten Platz gefüllt, die gedimmte Beleuchtung der mächtigen vier Kandelaber schafft die Atmosphäre für die drei Jungen und 17 Mädchen, die ihre Werke lesen werden, immer jeweils eine(r) aus der Prosa- bzw. der Lyrik-Werkstatt. Hennig von Lange dankt den beiden Workshopleiterinnen, der Cronstett- und Hynspergischen evangelischen Stiftung sowie Dr. Günter Paul von der Ernst Max von Grunelius-Stiftung, der im Anschluss an die Einführung den Jugendlichen „Viel Erfolg!“ und eine „tolle, tolle Zukunft“ wünscht. Auch Küchenmeister ist begeistert, lobt diese Gruppe, die mit Abstand zu ihrer Lieblingsgruppe geworden sei, da man sich stets mit Klugheit und Verständnis ausgetauscht und trotz des jungen Alters einen schon unglaublich scharfen Blick fürs Vergängliche habe. Carina verstehe sich dabei darauf, auf kleinstem Raum ganze Lebensläufe zu erschaffen, die man dann durchschreiten möchte, schwärmt Küchenmeister über die AKS-Pennälerin. Sie könne Räume füllen in ihren Gedichten, aber auch um jedes Wort feilschen, bevorzuge das Lakonische und sei dabei stets offen für Feedback. Drei Gedichte liest Carina vor. Man merkt ihnen und ihrer Autorin die Heimatverbundenheit an, sie sind wie kurze Momentaufnahmen, nach jedem Blinzeln taucht man ein in eine scheinbar neue Welt mit zwar bekannter Kulisse, aber stets anderen Details.

Der tosende Applaus am Ende der zweistündigen Veranstaltung bestätigt es: Das Schreiben hat, wie Dr. Paul, ehemaliger Präsident des Hessischen Staatsgerichtshofes sowie Vorstandsmitglied der Ernst Max von Grunelius-Stiftung meinte, zwei Seiten: eine nach außen gerichtete, aber eben auch eine nach innen gewandte, die den jungen Literaten nachhaltige Erfahrungen mit dem Schreiben und insbesondere sich selbst ermöglicht hat. „Umso wichtiger ist für uns alle, junge Menschen frühzeitig dazu zu verleiten, den Stift in die Hand zu nehmen“, resümiert Dr. Paul diese vornehmste Aufgabe der Germanisten.



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