Vier Millionen altersgerechte Wohnungen fehlen– eigene vier Wände können angepasst werden

Richard Schmidt berät ehrenamtlich über Wohnungsanpassungen. Foto: Muth-Ziebe

Kronberg (hmz) – Wohnungsanpassungen und barrierefreies Wohnen ermöglichen älteren Menschen in vielen Fällen, länger zu Hause in ihrem gewohnten Wohnumfeld bleiben zu können. Durch Hilfsmittel und bauliche Veränderungen – auch in der Ausstattung einer Wohnung – können persönliche Bedürfnisse im Alter angepasst werden.

Wie sich das im Einzelfall gestaltet und welche Möglichkeiten der Förderung es gibt, wissen die Fachleute der Wohnberatung, die vielfach ehrenamtlich tätig sind. Sie beraten direkt vor Ort in den Wohnungen oder Häusern, schlagen Lösungen vor und geben Entscheidungshilfen. Dabei geht es auch um Finanzierungsmöglichkeiten. „Ich empfehle allen, die Angebote der Wohnberatung frühzeitig zu nutzen. Viele Menschen beschäftigen sich mit dieser Thematik erst, wenn ein akuter Bedarf besteht.“

Fachkundige Beratung ist wichtig

„Dann ist eine fachkundige Beratung umso wichtiger, weil meistens ein erhöhter Zeitdruck besteht“, erklärt Richard Schmidt, ehrenamtlicher Wohnraumberater für ältere und behinderte Menschen der Stadt Kronberg. Seit zehn Jahren stellt sich der ehemalige Bau- und Energieberater den vielen Fragen und dabei geht er nach fünf Punkten vor: „Ich schaffe im Gespräch Gemeinsamkeiten und mache eine Bedarfsermittlung, bevor ich Vorschläge unterbreite. Dann zeige ich Möglichkeiten der Finanzierung und Abwicklung auf, empfehle Handwerksbetriebe vor Ort und versuche natürlich, die Betroffenen für die Umsetzung zu gewinnen.“

Ganz wichtig sei in diesem Zusammenhang, ihnen Argumente an die Hand zu geben, um die Umbaukosten gegenüber Dritten rechtfertigen zu können. „Bei Eigentum ist das leichter als bei Betroffenen in einem Mietverhältnis. Jede Veränderung hinsichtlich einer behindertengerechten Nutzung ist jedoch ein Wertzuwachs für die Wohnung und ein stichhaltiger Grund gegenüber Vermietern.“

Alltagsbeschwerden

Was sind nun die Alltagsbeschwerden in den eigenen vier Wänden? Schwellen, Stufen, schmale Zugänge, kleine Badezimmer, unbequeme Einstiege in die Duschen oder Badewannen, suboptimale Beleuchtung und vieles mehr. Sinnvoll seien auch Überdachungen als Regen- und Windschutz, eine gute Außenbeleuchtung mit Bewegungsmeldern und eine schwellenlose, leichtgängige Haustüre. Flure sollten breit genug sein und in Küche und Bad alles leicht erreichbar. Auch der Wohn- und Schlafzimmerbereich müsse mit Rollstuhl oder Rollator ohne Barrieren zugänglich sein. „Oftmals wird alles so hingenommen, bis eine neue Lebenssituation zum Umdenken zwingt“, erklärt Schmidt.

Maßnahmen der Wohnungsanpassung seien mit unterschiedlichem finanziellem Aufwand verbunden. Die Krankenkassen übernehmen eine Reihe von Hilfsmitteln. Welche das im Einzelfall sind, weiß Richard Schmidt. Auch von der Pflegekasse gibt es Zuschüsse, sollte ein entsprechender Pflegegrad vorliegen.

Schon in wenigen Jahren werden fast vier Millionen altersgerechte Wohnungen benötigt, das „hängt auch mit dem Willen der Menschen zusammen, so lange wie möglich in ihrer Wohnung zu bleiben“. Ein verständlicher Wunsch, aber die Anzahl hochaltriger Menschen wachse beständig. Hinzu komme, dass es immer weniger traditionelle Familienstrukturen gebe, so Schmidt weiter. In der Folge würden vermehrt Einzelpersonen mit steigendem Alter in privaten Wohnungen leben. „Nun weisen aber gerade ältere Wohnungen fast nie die Merkmale von Barrierefreiheit auf.“

Es sei aber wichtig, dass die Menschen in ihren Wohnungen gut zurechtkommen. Jeder von ihnen habe andere Bedürfnisse und Prioritäten, schon deshalb müsse jede Wohnraumberatung individuell geplant werden. Hier nun setzt die Stadt Kronberg mit diesem Service-Angebot an.

Richard Schmidt war 30 Jahre lang im Wohn- und Gewerbebau tätig. Im Jahr 2014 nahm er an einer Grundlagenschulung bei der Hessischen Fachstelle für Wohnberatung teil und stellt seitdem der Stadt seine ehrenamtliche Tätigkeit zur Verfügung.

Seine Beratung ist kostenfrei und in keiner Weise verpflichtend. Wer einen Termin möchte, kann sich im Bürgerbüro, Telefon 7030, oder direkt bei Richard Schmidt, Telefon 61563, melden. Ein Anruf genügt und manchmal ist es der erste Schritt, um im Alter sicher und selbstbestimmt zu leben.



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