Zehn Jahre Bühne im Park: Eine Chance für Kulturbegegnungen im Freien

Besonders beeindruckt waren die Besucher bei der Eröffnungsfeier vor zehn Jahren vom Neuen Orchester Kronberg (NOK). Fotos: Westenberger

Kronberg (mw) – „Vorhang auf für die Bühne im Park“, so titelte der Kronberger Bote am 12. Mai 2011 und berichtete über die Einweihung der kleinen Freilichtbühne und über die Idee der Kulturinitiative zu diesem besonderen Treffpunkt, die aufzeigt, dass, wenn alle an einem Strang ziehen, einiges bewegt werden kann: „Welches Projekt könnte ein besseres Beispiel für Eigeninitiative und Kreativität sein als die Bühne im Park?“, fragte der damalige Bürgermeister Klaus Temmen in seiner Begrüßungsansprache auf der damals nagelneu installierten Holzbühne auf der Wiese unterhalb des Minigolfplatzes in die Runde. „In diesem Fall kam die Kulturinitiative nicht fordernd zur Stadt, sondern stellte das Projekt vor und entwickelte eigene Ideen, um es umzusetzen und zu finanzieren“, erklärte Temmen den zur feierlichen Einweihung in großer Anzahl in den Park geströmten Gästen. Die Planung in Form eines Wettbewerbs mit Studenten der Londoner Metropolitan University sei unkonventionell. „Und es gelang eine Finanzierung ganz ohne öffentliche Mittel“, freute er sich angesichts der damals andauernden städtischen Haushaltsmisere. Die Realisierung der Bühne hatte laut Angaben der Leiterin des Kulturkreises, Dorothée Arden, 35.000 Euro gekostet. Die Kulturinitiative hatte das Interesse der Kronbergerin Sandra Denicke-Polcher, die als Architektin an der Londoner Uni unterrichtet, unter dem Thema „Kultur und Natur“ in Kronberg öffentliche Treffpunkte zu ermöglichen, aufgegriffen und mit ihr gemeinsam beim Schopfe gepackt. Was als Ideenwerkstatt und Bauwagen mit den Bürgern auf der Wiese gegenüber dem Spielplatz begonnen hatte, konnte im Modellwettbewerb weiterentwickelt werden und war schließlich mit Hilfe von mehreren Sponsoren (u.a. Aceenture, Marguerite-von-Grunelius-Stiftung, Taunus Sparkasse) finanziert worden. „Die Mehrzahl der Kronberger wünschte sich eine kulturelle Belebung des Victoriaparks und dafür einen festen Ort im Park“, blickte auch Denicke-Polcher zufrieden auf das Ergebnis, dem die Besucher durch die Reihe weg großen Applaus zollten. Die vielen Familien, Kinder, Paare, alte wie junge, die auf den Holzstühlen Platz nahmen oder ganz entspannt von ihren auf der Wiese ausgebreiteten Picknickdecken das Geschehen verfolgten, freuten sich damals sichtlich, einen neuen zwanglosen Treffpunkt inmitten des grünen Herzens der Stadt erhalten zu haben. „Die Bürger wollten ganz klar keine kommerzielle Bühne, sondern einen Ort, der von Schulen, Kindergärten und natürlich von den zahlreichen Kronberger Vereinen genutzt werden kann“, so Denicke-Polcher im Rahmen der Eröffnung. Zusammen mit ihr war auch der Wettbewerbsgewinner, Student Craig Harrison-Smith, zur Einweihung angereist, der es sichtlich genoss, sein architektonisches „Werk“ verwirklicht und mit Leben erfüllt zu sehen. So verriet die Architektin über seine Bühne, die ohne Fundament für die Sommermonate in die Wiese geschraubt ist, Folgendes: „Das Muster für die halb sichtdurchlässigen Seitenwände stammt aus der ehemaligen Residenz der Kaiserin Victoria, Schloss Friedrichshof, dem heutigen Schlosshotel, und ist dort auch heute noch auf einer Original-Tapete aus der Zeit zu sehen.“ Außerdem betonte sie, dass für sie persönlich nun die Weiterentwicklung dieses neu geschaffenen Kulturortes von besonderem Interesse sei. „Anders als viele Architekten, die ihre Entwürfe lieber unbewohnt – nämlich unverändert – sehen, liegt unser Interesse gerade in den teilweise nicht vorhersehbaren ,Bewohnern‘.“ Die „tummelten“ sich damals sogleich zwei Tage lang auf der Bühne. Das bunte kulturelle Programm, angefangen bei der 1. Kronberger Laienspielschar mit hessischen Mundartgedichten und -liedern über Ballettdarbietungen des TSG Schönberg und vielem mehr, machte Lust auf mehr Kostproben unter freiem Himmel von dem, was sich unter Kronbergs Vereinsdächern so alles verbirgt. Während die Kronberg Academy ihre Studentin Jehye Lee auf die Bühne schickte, die eins schien mit ihrer Geige, hatte die Theatergruppe „die hannemanns“ eigens zu diesem Anlass eine humorvolle „Lehrstunde zur Kronberger Geschichte“ konzipiert, und auch die Jugend kam nicht zu kurz. Robert Gufler und Achim Piepenburg vom Feuermann Konservatorium boten auf ihren Celli einen musikalisch gelungenen Beitrag zum Muttertag, und die „Hip-Hopper“ vom Jugendhaus Villa Winter hatten manchen coolen Rap im Gepäck. Besonders beeindruckt waren die Besucher jedoch vom „Neuen Orchester Kronberg“, dessen Abschlussstück, ein japanisches Lied, die Zuhörer sichtlich bewegte und für „Bravo“-Rufe sorgte. Ebenso überraschte Sigrid Hartong, die als vhs-Dozentin für Bühnenprojekte mit 20 Kindern zwischen fünf und 14 Jahren innerhalb eines Osterworkshops ein wunderschönes kleines Musical erarbeitet hatte, das nun in dieser schönen Kulisse aufgeführt werden konnte und nicht nur bei den Eltern ankam. Für entspannte Klänge sorgten des Weiteren Daniel Amthor und Roberto Zicari mit Gitarre und Rhythmusinstrumenten, der Männergesangverein sowie gleich mit drei sich ergänzen- den Formationen am Sonntagnachmittag der Verein CreativeSoundsKronberg, der mit gelungenem Folk-Blues & Swing, Latin & Brazil sowie Bossa & Soul sein Publikum fand.

Leider gab es ein solch umfassendes Wochen-end-Kultur-Angebot, mit ganz unterschiedlichen Nutzern, in dieser Größenordnung in den folgenden Jahren nicht mehr. Die Anfragen, diesen Ort durch eigenes Gestalten mit Leben zu erfüllen, blieben, zunächst jedenfalls, übersichtlich. Doch immer, wenn die Bühne miteinbezogen wurde – beispielsweise von den „hannemanns“, dem Kulturkreis oder während der Sommerferien für Yoga-Kurse –, stieß der Veranstaltungsort auf Gegenliebe.

Nutzung der Bühne zieht an

„Seit nunmehr drei Jahren erfreut sich die Nutzung der Bühne im Park zunehmender Beliebtheit bei den verschiedensten Nutzern und Besuchern der Veranstaltungen“, stellen die Vertreter der Kulturinitiative Kronberg, Edmund Knapp, Peter Stuckenschmidt und Hans Willi Schmidt, fest. Schulen und Kindergärten, die Stadtbücherei und einige Vereine nutzen sie regelmäßig für Veranstaltungen, und auch für kleine private Feiern wurde sie schon des Öfteren genutzt. „Die Bühne kann für alle Kronberger Vereine und nicht-kommerzielle Veranstaltungen kostenfrei über den Kronberger Kulturkreis gebucht werden“, informiert die Geschäftsführerin desselben, Dorothée Arden (www.kronberg.de > Kronberger Kulturkreis > Bühne). In diesem Sommer sieht es nach einem Reigen von Veranstaltungen aus, denn, so verrät die Kulturfachfrau, im Juli sind bereits 22 und im Juli 24 Buchungen eingetragen. Die Kronbergerinnen und Kronberger dürfen also gespannt sein auf die vielfältigen Darbietungen, darunter auch „Kulturhäppchen“ vom Kronberger Kulturkreis, persönlich vorbereitet für alle im Lockdown völlig ausgehungerten Kulturfans. „In diesem Rahmen wollen wir auch unser Zehnjähriges nachfeiern“, verspricht Hans Willi Schmidt von der Kulturinitiative.

Neues Toilettenhaus – nur wann?

Leider war die Freilichtbühne durch Vandalismus und Schmierereien immer mal wieder in Mitleidenschaft gezogen worden. „Es ist dem Einsatz der ehrenamtlichen Mitglieder der AG Handwerk des Altstadtkreises zu verdanken, dass in regelmäßigen Abständen Beschädigungen ausgebessert und auch die Oberfläche der gesamten Holzkonstruktion der Bühne wie auch Tische und Stühle im vorhandenen und sanierten Bauwagen schützend behandelt wurden“, erklärt Hans Will Schmidt. Der Altstadtkreis hatte zusätzlich aus Vereinsmitteln 12.000 Euro für die Überdachung der Bühne im Park zur Verfügung gestellt, damit sie vor Wind und Wetter besser geschützt ist. Das Dach wurde inzwischen montiert. „Nun benötigt das 40 Jahre alte städtische Toilettenhaus eine dringende Erneuerung, wie es auch einen Ersatz für den in die Jahre gekommen Bauwagen geben muss, da dieser die Funktionen ‚Sicherung der Requisiten und Umkleide für die Darsteller‘ nicht erfüllen kann. Mittel dafür wurden im Haushalt der Stadt Kronberg in 2019 bereits eingestellt“, informieren die drei.

Chance für die Zukunft

Die Nachfrage zur Nutzung der Bühne war im letzten und in diesem Jahr besonders hoch. Das dürfte natürlich damit zusammenhängen, dass es die zeitweise einzige und mit Sicherheit sicherste Möglichkeit war, innerhalb der Corona-Pandemie überhaupt eine Veranstaltung durchzuführen. Die Kulturinitiative hofft, dass die Bühne spätestens damit im Bewusstsein der Bürger fest verankert ist. „Wir hoffen, dass damit auch dieses Kronberger Kleinod mit mehr Leben erfüllt wird. Die kleine Bühne im Park ist eine Chance für kleine und große ,Kulturmacher‘ und viele Kulturliebende, auch nach Corona!“, betonen die Vertreter der Kulturinitiative zusammen mit der Geschäftsführerin des Kronberger Kulturkreises, Dorothée Arden, und Bürgermeister Christoph König, der sogleich dafür sorgen will, dass für die Sommermonate ein Stromverteiler für eine einfachere Handhabung direkt hinter der Bühne platziert wird. Stühle, Stromanschluss und einiges mehr sind nämlich im Bauwagen nebenan für eine leicht handhabbare Nutzung ebenfalls vorhanden.

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