Ensemblemitglieder der Kammeroper Frankfurt zu Gast im Altkönig-Stift

Musikgenuss an einem Sommervormittag im Park des Altkönig-Stifts mit Saxofonist Tobias Rüger und Mezzosopranistin Dzuna Kalnina von der Kammeroper Frankfurt. Foto: Wittkopf

Oberhöchstadt (pf) – Für ein gelungenes Freiluftkonzert braucht es nur einen strahlend blauen Sommerhimmel, eine gepflegte Gartenanlage, bequeme Stühle für Zuhörerinnen und Zuhörer, ein Keybord auf dem Rasen mit einem Pianisten, dazu einen Saxophonspieler und zwei Sängerinnen. All das war perfekt vorhanden und genügte Samstagvormittag vollkommen, um den Bewohnerinnen und Bewohnern des Altkönig-Stifts mit zwei Künstlerinnen und zwei Künstlern der Kammeroper Frankfurt im Park einen ebenso unterhaltsamen wie vergnüglichen Vormittag zu bereiten. „Als Carmen das Chanson erfand“ lautete der etwas rätselhafte Name des ungewöhnlichen Konzert-Programms. Denn die beiden Sängerinnen Dzuna Kalnina und Ingrid El Sigai präsentierten ihrem Publikum keineswegs Arien aus Georges Bizets berühmter Oper, sondern Chansons von Friedrich Hollaender, Hanns Eisler und Georg Kreisler. Gleichsam zur Einstimmung in diese beschwingte Richtung der Musik intonierte Saxophonist Tobias Rüger zu Beginn des Konzerts, begleitet von Pianist Stanislav Rosenberg am Keyboard, die berühmte Moritat von Mackie Messer aus Bertolt Brechts Dreigroschenoper, zu der Kurt Weill die Musik schrieb. Den Reigen der Gesangsbeiträge eröffnete die Mezzosopranistin Dzuna Kalnina mit dem Chanson „Reizend“ von Friedrich Hollaender. Ihre Kollegin, die Sopranistin Ingrid El Sigai, steuerte Hanns Eislers „Ostern ist Bal sur Seine“ bei, ehe Dzuna Kalnina in Marlene Dietrichs Fußstapfen trat und „Ich bin die fesche Lola“ aus dem UFA-Film „Der blaue Engel“ sang. Später folgte aus diesem Film das bekannte „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“ und als Ständchen für alle diejenigen, die Samstag oder in den Tagen davor oder danach Geburtstag hatten oder haben, Hollaenders Lied „Johnny, wenn du Geburtstag hast“.

Sozialkritische Töne steuerte Ingrid El Sigai mit Bertolt Brechts von Hanns Eisler vertontem Gedicht „Von der belebenden Wirkung des Geldes“ bei, bevor sie sich Georg Kreisler mit seinen von schwarzem Humor geprägten Liedern vom „Tauben vergiften im Park“ und dem umwerfend komischen „Opernboogie“ widmete, bei dem sie zugleich ihre schauspielerischen Fähigkeiten unter Beweis stellen konnte. Dazwischen stimmte noch einmal als Solist der Saxophonist mit George Gershwins „Summertime“ zur Jahreszeit und zum Wetter passende Töne an, ehe zum Abschluss des einstündigen Konzerts doch noch Carmen mit ihrer hinreißenden „Habanera“ zu hören war, gesungen von Dzuna Kalnina.

Den außergewöhnlichen Musikgenuss durch die Ensemblemitglieder der Kammeroper Frankfurt, deren künstlerischer Leiter Rainer Pudenz seine Teammitglieder nach Kronberg begleitet hatte, verdankten die Stifts-Bewohnerinnen und -Bewohner einer Spende der Cornelius-Stiftung, die auch den Kontakt zwischen dem Altkönig-Stift und der Kammeroper Frankfurt hergestellt hatte. Stiftsdirektorin Thekla Thiede-Werner bedankte sich bei den beiden Künstlerinnen mit prächtigen sommerlich-bunten Blumensträußen und bei den beiden Instrumentalisten mit Weinpräsenten. Ursprünglich hatte das Konzert Sonntagvormittag stattfinden sollen, doch ein Blick in die Wettervorhersagen für das Wochenende hatte die Stiftsdirektorin bewogen, spontan bei der Kammeroper Frankfurt nachzufragen, ob sie schon einen Tag früher kommen könnten. Glücklicherweise war das möglich, so dass Publikum und Künstlerteam einen traumhaft schönen Sommervormittag erleben und genießen durften.



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