Geschichte des barocken Hochaltars von St. Vitus

Der Kronberger Stadtteil Oberhöchstadt ist arm an kunst- und kulturgeschichtlichen Zeugnissen aus der Vergangenheit. Die vorhandenen befinden sich ausnahmslos in der Pfarrkirche St. Vitus. Aus diesem Grunde hat sich die Kirchengemeinde stets um die Wahrung und Pflege der ihr anvertrauten Kulturgüter bemüht. So wurden im Oktober 2003 drei Ölgemälde aus den ehemaligen Seitenaltären, „Maria Verkündigung“ von Louis Sands (1879), „St. Vitus im Ölkessel“ von M.R. Deschwander (1880) und „Maria mit Jesuskind und St. Antonius“, Kopie eines Gemäldes von E. Nolf (1886) von der Firma Hermann R. Petersohn, Göppingen, restauriert und wieder im Kirchenschiff aufgehängt, nachdem sie vier Jahrzehnte vergessen waren. Auch die barocken Holzskulpturen wurden in dieser Zeit restauriert. Schließlich wurde im Juli/August 2005 der barocke Hochaltar konserviert und restauriert, nachdem er im Jahr 2004 wegen Einsturzgefahr stabilisiert werden musste.

Der Hochaltar wurde im Jahr 1724, also ein Jahr nach der Konsekration der Kirche, von dem Kronberger Schreiner Johan Adam Gerlach „voraccodirtermaßen“ für 95 fl. geschaffen. 1725 wurde dem „Kunstmaler zu Cronenberg, so das Bild in den hohen Altar – übrigens ebenfalls ein Dreifaltigkeitsgemälde – gemahlet dem accord nach 22 fl gezahlt“.Das heutige Ölgemälde, die Allerheiligste Dreifaltigkeit darstellend, wurde im Jahre 1886 „aus milden Gaben und durch den Erlös aus einem „Taunus“-Buch angeschafft“, wobei der Altar gleichzeitig von dem „le(digen) Per Hildmann“ gratis renoviert wurde. Das zweite Gemälde aus dem 19. Jahrhundert im oberen Teil des Altars stellt den Heiligen Paulus dar. Der ursprüngliche Altar war mit zwei großen barocken Engeln, einem barocken Tabernakel, einer Altarmensa und zwei goldenen Schleiern am oberen Gemälde (Hl. Paulus) ausgestattet, wie alte Fotos belegen. Diese wurden beim Erweiterungsbau der Kirche 1960/61 entfernt. Als neuer Tabernakel wurde 1962 eine Goldschmiedearbeit mit zehn Bergkristallen angeschafft.

Die Restaurierung des Hochaltars im Jahre 2005 wurde von der Kunsttischlerei Adolf Vössing, Bewehrungen-Jakobsberg, durchgeführt. Er wurde zum Teil zerlegt und neu verleimt, fehlende Profile sowie fehlendes Schnitzwerk ergänzt und ein neuer Keilrahmen für das Hauptgemälde gefertigt. Anschließend erfolgte die Konservierung und Restaurierung durch die Firma Herrmann R. Petersohn, Göppingen.

Restaurierung

Der Altar wurde gründlich gereinigt, die Malschichten mit geeigneten Festigungsmitteln konsolidiert, Kittungen und Retuschen an den Kapitellen, Basen und Ornamentteilen vorgenommen. Die beschädigten Retuschen wurden mit Goldpigmenten geschlossen sowie mit Dammarharzfirnis versehen und durch Auftragen von Lasuren und einem Schutzüberzug konserviert, auch die Säulen des Hochaltars wurden zum Teil neumarmoriert. Die beiden Altarbilder wurden neu aufgespannt, gereinigt, Grundier- und Malschichtaufbrüche ausgekittet.

Diese Arbeiten konnten dank großzügiger Zuschüsse seitens der Stadt Kronberg, der Denkmalpflege des Bistums Limburg, der Taunus Sparkasse sowie vielen Spendern der Gemeindemitglieder ermöglicht werden. Die Kirchengemeinde ist den Spendern sehr dankbar. Der Hochaltar hat wieder sein strahlendes barockes Erscheinungsbild zurückbekommen. Im Sonntagsgottesdienst, am 21. August 2005, wurde der restaurierte Hochaltar durch Pfarrer Wolfgang Rösch gesegnet.

Gerhard Lill



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