Gott Jokus wieder außer Rand und Band – Ausnahmezustand in Fichtegickelshausen

Oberhöchstadt (hmz) – Was macht eine gelungene Fremdensitzung aus? Die Antwort darauf fanden Gäste und die Aktiven des KV 02 auch in diesem Jahr wieder in der gemütlich-familiären Atmosphäre in Fichtegickelshausen. Unter donnernden Helaurufen zog der Elferrat in den voll besetzten Saal im Haus Altkönig ein, dabei hielt es Besucherinnen und Besucher, meist mit originellen Kostümen verkleidet, nicht mehr auf den Sitzen. Sie ließen sich mitreißen von der Stimmung, für die der Alleinunterhalter Frank Herold bereits gesorgt hatte. Gleich im Anschluss folgten die drei Garden des KV 02 in bildschönen Kostümen und frisch geschminkt. Was sie auf der Bühne zeigten, war eine Mischung aus Akrobatik und Tanz, die nicht nur schön anzusehen war, sondern auch den hohen Anspruch der „Mädels“ widerspiegelte. Betreut werden sie von Sandra Mühlenbeck. Die Trainerin der Großen Garde war viele Jahre lang Yvonne Kayabasi, die zum Bedauern aller würdig verabschiedet wurde. Außerdem trat mit Nele Zweifel zum ersten Mal eine Solistin auf, die mit ihrem tänzerischen Können begeisterte. Trainiert wird sie von Natascha Reiter.

Büttenreden sind neben Gardetanz und Gesangsvortrag das Salz in der Suppe bei der Fastnacht. Wenn der „kleine Mann“ und die „kleine Frau“ den Großkopferten aus der Politik die Leviten liest oder sie es schaffen, Pointen so gekonnt zu setzen, dass sie das Publikum geschlossen auf ihrer Seite haben, dann ist das Erfolgskonzept perfekt. Es war auch die Stunde des Protokollers Hans Georg Kaufmann, der mit seinen gereimten Spitzfindigkeiten durch die Lokal- und Weltpolitik schwadronierte und dabei auch den Missbrauchsskandal der beiden Kirchen nicht ausließ. Er lobte den Leiter des Stadtmarketings Matthias Greilach, der auch ein Herz für Oberhöchstadt habe, empfahl ihm allerdings, über alles gemeinsam zu reden, denn „über die Zeitung kommuniziert, ist das wenig lösungsorientiert“. Ein dreifaches Hoch gab es für die Feuerwehren, die eine Woche lang den Brand auf dem Altkönig gelöscht haben, ausgelöst durch Fahrlässigkeit. „Die Polizei hat schon wieder bekloppte Leut‘ erwischt, die Camping machten und ein Lagerfeuer entfachten.“ Ampel-Koalition, Bundespolitik, der Ukraine-Krieg und die erneute Kandidatur Trumps bei der Präsidentschaftswahl, der Rat zur Wachsamkeit gegenüber den Rechten – er ließ nichts aus. Dann noch der Tod des „letzten deutschen Kaisers“ Frank Beckenbauer und der „deutsche Fußballstolz, der tief am Boden ganz zerstört“ liegt. Nicht so bei der SG Oberhöchstadt, die „ich blase froh ins Horn, in der Kreisoberliga ja ganz vorn.“

Zu den Höhepunkten zählte der Einzug des Oberurseler Prinzenpaares Patrick I. und Yvonn I. mit ihrem Hofstaat, eine Reminiszenz an die lange Tradition der Fastnacht. Auch sie sorgten mit ihrer Gesangseinlage für ein Überraschungsmoment. Dann kam „Lilli“, die mit ihrer Comedy-Show bundesweit auf Kleinkunstbühnen und in Theatern unterwegs ist. Schräg, witzig, frech und direkt, schlüpfrige Kalauer inbegriffen. Ein Privileg in der närrischen Zeit, kein Blatt vor den Mund nehmen zu müssen. Der Auftritt von Holger Pritzer als Vorsitzendem der „Deutschen Schlager Union auf Wahlkampftour“ setzte vor der Pause den vorläufigen Schlussakkord unter ein sehens- und hörenswertes Spektakel. Die ZDF-Hitparade mit ihren Interpreten, wer kannte sie und ihre Schlager nicht, feierte ein Comeback. Seit 25 Jahren aktiv beim KV 02 hat er sein Potpourri aus Musik und Text perfekt aufeinander abgestimmt.

Gleich nach der Pause ging es mit den Kronberger Scherzbuben, Hans Georg Kaufmann und Michael Arndt, musikalisch weiter. Beide sind verlässliche und beliebte Größen im Kreise der Aktiven. Das „Urgestein“ Martina Hölz schlüpfte als Putzfrau mit Partner in eine ihrer Paraderollen und es war klar, dass sie ihr Herz auf der Zunge tragen würde. Schließlich traten „Die 3 lustigen 4“ auf mit einer etwas anderen Fastnachtssitzung, die „Bembel Bees“ und die „Dalles Dream Boys“ mit ihren Programmen „Engel versus Teufel“ und „Die rauschende Erscheinung“. Die Star Breaker aus Frankfurt läuteten das Finale ein.

Nach der Schlüsselübergabe durch Bürgermeister Christoph König übernehmen die „Narren“ während der tollen Tage das Zepter im Kronberger Rathaus, damit ruht die Stadtpolitik allerdings nicht. „Oberhöchstadt wie es singt und lacht“, die Neuauflage folgt im kommenden Jahr. Jetzt konzentrieren sich die Mitwirkenden auf den großen Fastnachtsumzug am Faschingsdienstag, den 13. Februar. Der Zug startet wie gewohnt um 14.31 Uhr und einer wird auch wieder dabei sein: Horst Neugebauer, der seit 33 Jahren den Zug moderiert und das seit einigen Jahren im Gespann mit Hans Georg Kaufmann. Fichtegickelshausen setzt damit einen Schlusspunkt unter eine sehr gelungene Saison.

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