Oberhöchstadt
(hmz) – Wenn der Elferrat vom KV 02 seinen „Diensteid“ mit den Worten: „Mit Gott Jokus an unserer Seite sind wir bereit. Auf geht’s in die fünfte Jahreszeit“ leistet, werden zwei seiner sehr verdienten Mitglieder fehlen. Familien, Freunde und Bekannte mussten überraschend an Weihnachten von Michael Falland und Norbert Böswetter Abschied nehmen. Während die Vorbereitungen für die diesjährige Kampagne auf Hochtouren laufen, riss dieser Verlust eine tiefe Lücke in die Reihen des KV 02. „Die Stimmung bei uns ist gedrückt, wir vermissen beide sehr. Die vielen Jahre über waren sie uns sehr wertgeschätzte und liebe Freunde und Wegbegleiter hinter und vor der Bühne“, so der Vorsitzende des KV 02, Jörg Kouth. Ihre beiden Stühle werden bei den Sitzungen leer bleiben.
Ihr handwerkliches Geschick und ihr anpackendes Wesen, etwa wenn es um die Instandhaltung der Wagen, den Bühnenaufbau bei den „Fichtegickeln“ oder den für die Fremdensitzungen ging, überall dort, wo Unterstützung notwendig war, „waren ihre helfenden Hände spürbar“. Michael Falland und Norbert Böswetter wurden für ihr außerordentliches Engagement bereits in der Vergangenheit mit dem „Goldenen Vlies“ und dem silbernen Orden der „Interessensgemeinschaft Mittelrheinischer Karneval e.V.“ ausgezeichnet. Das sind sehr bedeutsame Orden, für die eine über 25-jährige Mitgliedschaft im Verein eine der Voraussetzungen ist. Das „Goldene Vlies“ war seit dem Jahr 1429 der höchste burgundische Orden und wurde von den Habsburgern als Erbe des burgundischen Reiches in Spanien bis 1931 und in Österreich bis 1918 verliehen. Karnevalistische Vereinigungen haben das dann als Persiflage auf das höfische Zeremoniell vor der französischen Revolution übernommen.
Im Rahmen des diesjährigen Ordensfestes des KV 02 wurde Hans-Georg Kaufmann mit dem „Goldenen Vlies“ hoch dekoriert, ein verdienter und rühriger „Lokalmatador“. Wie übrigens die meisten, die ihre Aktivitäten und Freizeit ihrem Verein zur Verfügung stellen und da wie dort heißt es: „Wir sind eine große Familie“. Zu der gehört auch Stephanie Klengel, die seit 31 Jahren die Spielleitung verantwortet und schon ein paar Programmpunkte verrät: Zur „HeDa Fastnachts-Show“ am Freitag, 10. Februar 2023, „erwarten wir zum Beispiel das Mickie Krause Double Thomas Döring und den Künstler Guido Klode alias ,Lilli‘ mit seinem Programm ,Lachen mit Lilli‘“. Zur Fremdensitzung am Samstag, 11. Februar 2023, wird Prinzessin Fiona I. von Oberursel mit ihrem Hofstaat die Sitzung krönen. Dem „Gott Jokus“ huldigen werden unter anderem die „Kronberger Scherzbuben“, die „Schwernbornschwalben“ und „Die drei lustigen Vier“. Dazwischen eine Reihe von Show- und Gardetänzen, die Garantie für beste Unterhaltung.
Wie auch der Kronberger Kappen-Klub 1902 feiert der KV 02 sein „11x11 Jubiläum“, geplant ist in diesem Zusammenhang ein großes Sommerfest. Und es gibt noch mehr Anlässe: Das Männerballett „Dream Boys“ gibt es seit 40 Jahren und die Theatergruppe „Die Fichtegickels“ seit 50 Jahren. „Wir haben unser 100-jähriges Jubiläum sehr groß gefeiert, daher gibt es für dieses keine größeren Vorbereitungen“, so Ehrenpräsident Orlando Kieser, selbst seit 1976 im Verein, davon 20 Jahre als Sitzungspräsident, „Elfer“, Büttenredner und auch mit dem Männerballett (Dalles Dream Boys) hatte er bemerkenswerte Auftritt. Drei seiner Büttenreden sind ihm und sicher auch dem Publikum in unvergesslicher Erinnerung geblieben: „Der Vereidigungsmantel“, „Der Professor“ und „Nix“. Dieses Thema sei ihm eingefallen, weil ihm nichts eingefallen sei. Daraus wurde dann ein Klassiker. Andreas Risse ist sein Nachfolger im Amt als Sitzungspräsident, eigentlich schon seit dem Jahr 2021, aber durch Corona ist es in diesem Jahr seine erste Fremdensitzung mit eigener Moderation. Seit 1999 ist er Vereinsmitglied, zuvor schon jahrelang „Elfer“ und begeisterter und begeisternder Akteur bei den „Fichtegickeln“. Und es gibt noch einen weiteren Wechsel: Steffen Reiter und Richard Exner werden die Kindersitzung moderieren mit einem Thema, das auch die Eltern interessieren dürfte: „Abenteuer im Kinderzimmer“. Richard Exner, selbst aktiv im Männerballett, hat sich etwas Überraschendes zu dem für Kinder und Eltern gleichermaßen spannenden Thema einfallen lassen. Das Moderatorenteam löst die langjährigen Vorgängerinnen Eva Freismuth, Saskia und Carolin Pfitzner, Sophia und Theresa Kulik sowie Anna Katharina Muth ab.
Parallel zu den Sitzungen bereiten die Vereine den Umzug am Faschingsdienstag, 21. Februar 2023, vor. Auch wenn der Gesetzgeber ein Herz für die Narren hat, es gelten strenge Sicherheitsvorschriften und Auflagen. „Wir müssen einen umfassenden Maßnahmenkatalog berücksichtigen, um Unfälle weitgehendst auszuschließen. Für unsere sogenannten Brauchtumswagen ist eine TÜV-Abnahme erforderlich“, so Jörg Kouth. Für die 120 Aktiven im 250 Mitglieder zählenden Verein eine zusätzliche, wenn auch notwendige Herausforderung. Der KV 02 verfügt über ein eigenes Vereinsheim Am Sportfeld, dem früheren Kindergarten, es ist zu einem beliebten Treffpunkt und einer wichtigen Anlaufstelle für die Mitglieder geworden. „Es stimmt schon, es gibt nichts Ernsteres als den Karnevalverein“, meint Orlando Kieser augenzwinkernd, „da muss man auf Kommando lustig sein.“ Aber Fasching hat eben auch etwas Ernstes, eine Hierarchie nämlich: Prinzen, Monarchen, Tollitäten, Elferräte und Karnevalsvereine, die durchaus in Konkurrenz zueinander stehen.
Ein Fall für den Humorforscher Dr. Michael Tietze: „Das närrische Publikum braucht einen institutionalisierten Anschub, um aus der Rolle zu fallen“, meint er und: „Also lassen wir doch ab und zu einmal das Kind in uns heraus und haben wir etwas Mut zur Lächerlichkeit. Das hilft dann insgesamt, fröhlich und lustig zu werden und fördert die Kreativität.“ In diesem Sinne ein dreifach donnerndes Helau.
Andreas Risse (links) ist der neue Sitzungspräsident und neben ihm der Ehrenpräsident des KV02, Orlando Kieser
Fotos: privat
Richard Exner (links) und Steffen Reiter sind das neue Moderationsteam
