Mitreißendes Neujahrskonzert im Altkönig-Stift

Oberhöchstadt
(pf) – „Unter Blitz und Donner“ und mit dem „Radetzkymarsch“ ging es zu Ende und es hat einfach Spaß gemacht: Am Sonntagabend vergangener Woche war im Festsaal des Altkönig-Stifts nach mehrjähriger Corona bedingter Zwangspause wieder das Johann-Strauß-Orchester Frankfurt mit seinem traditionellen Neujahrskonzert zu Gast. Als Solistin mitgebracht hatten die Musikerinnen und Musiker und ihr Dirigent Witolf Werner die aus der Ukraine stammende Koloratursopranistin Maryna Zubko.

Ihr Gesangsstudium absolvierte sie mit Auszeichnung zunächst an der Nationalen Musikakademie der Ukraine, schloss ihr Masterstudium und Konzertexamen als Opernsängerin danach mit dem akademischen Grad Konzertsolistin an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt ab. Sie gewann zahlreiche Preise und Stipendien, ist seit der Spielzeit 2018/2019 am Theater Ulm engagiert und wurde im vergangenen Jahr mit dem Ulmer Theaterpreis in der Kategorie „Herausragendes Ensemblemitglied im Musiktheater der Saison 2021/2022“ und von der Südwest Presse als „Sängerin der Saison“ ausgezeichnet. In einer Opernkritik lobte die Augsburger Allgemeine: „Ulm hat allerdings keine Callas, keine Gruberova, keine Netrebko, keine Damrau, sondern Maryna Zubkov. Eine junge Solistin, die mit ihrer Stimme dem Wahnsinn Flügel verleiht.“

Von ihrer strahlenden Stimme und ihrem außergewöhnlichen Können konnte sich beim Neujahrskonzert auch das Publikum im Altkönig-Stift überzeugen. Sie glänzte im ersten Teil mit den Operetten-Arien „Süß lockt ihr Bild“ aus „Banditenstreiche“ von Franz von Suppè, „Schlösser, die im Monde liegen“ aus Paul Linkes „Frau Luna“, „Ich schenk mein Herz, nur dem allein“ aus „Die Dubarry“ von Carl Millöcker und „Heia, in den Bergen ist mein Heimatland“ aus Emmerich Kálmáns „Die Csárdásfürstin“.

Im zweiten Teil standen Musicalmelodien auf dem Programm, aus „Oklahoma“ von Richard Rogers, „The Enchantress“ von Victor Herbert, „Annie Get Your Gun“ von Irving Berlin, „The Sound of Music“ von Richard Rogers, „Candide“ von Leonard Bernstein und „Mary Poppins“ mit der Musik von den Brüdern Robert B. und Richard M. Sherman.

Dirigent Witolf Werner, der auch als humorvoller Moderator durch den Abend führte, hatte nicht zu viel versprochen, als er nach der Pause ein „Neujahrsfeuerwerk der guten Laune“ ankündigte. Höhepunkte des zweiten Teils waren ohne Zweifel Maryna Zubkos Gesangsauftritte mit dem Song „I want to be a prima donna“ aus „The Enchantress“ und „Glitter and Be Gay“ aus Leonard Bernsteins Musical „Candide“, das auf dem satirischen Roman des französischen Philosophen und Schriftstellers Voltaire „Candide oder der Optimismus“ basiert. Bei diesem Lied, das eher einer Opernarie als einem Musicalsong gleicht, konnte die Koloratursopranistin das ganze Spektrum ihres Könnens unter Beweis stellen.

Witolf Werner unterhielt zwischen den einzelnen Musikdarbietungen sein Publikum mit launigen Anmerkungen, ungewöhnlichen Rückblicken auf das vergangene Jahr und heiteren Ausblicken auf kommende Ereignisse wie im Mai die Krönung des englischen Königs Charles III., am 20. April eine totale Sonnenfinsternis und von April bis Oktober die Bundesgartenschau in Mannheim, die sicher einen Besuch lohne, wie er meinte. Aber er hatte auch ein wunderschönes Zitat von Denzel Washington mitgebracht: „Warum schließen wir die Augen, wenn wir beten, weinen, küssen oder träumen? Weil die wundervollsten Dinge im Leben nicht gesehen, sondern mit dem Herzen gefühlt werden.“

Nach dem Mary-Poppins-Medley ging das Neujahrskonzert zu Ende, für das sich die neue Stifts-Direktorin Tatyana Kleinschmidt und Vorstandsmitglied Boris Quasigroch mit Blumen für die Sängerin und einem Weinpräsent für den Dirigenten bedankten. Aber das begeisterte Publikum erklatschte sich noch zwei Zugaben: Die mitreißende Polka „Unter Blitz und Donner“ von Johann Strauß Sohn und den „Radetzkymarsch“ von Johann Strauß Vater, bei dem, wie beim jährlichen Neujahrskonzert in Wien üblich, auch das Kronberger Publikum zum Dirigat von Witolf Werner mitklatschen durfte. Schließlich war er fünf Jahre lang Leiter des Bühnenorchesters der Wiener Staatsoper. Gelungener Abschluss eines fröhlich machenden Konzertabends.



X