Pfarrerin Ina Petermann wird in den Ruhestand versetzt

Pfarrerin Ina Johanne Petermann, eingerahmt von Propst Oliver Albrecht (links) und Dekan Dr. Martin Fedler-Raupp (rechts), wurde in einem Gottesdienst feierlich verabschiedet.

Foto: Ev. Dekanat

Oberhöchstadt (kb) – Pfarrerin Ina Johanne Petermann wurde im Rahmen eines Gottesdienstes durch Propst Oliver Albrecht amtsentpflichtet und wird zum 1. Juli ihren Ruhestand antreten. Sie war seit September 2017 Pfarrerin der Evangelischen Kirchengemeinde Oberhöchstadt.

Zuvor war Ina Petermann zwölf Jahre in der Evangelischen Kirchengemeinde Büdingen tätig. Die gebürtige Hannoveranerin erlebte ihre Jugendjahre in Bensheim-Auerbach an der Bergstraße. Nach ihrem Theologiestudium in Heidelberg, Marburg und London folgte ein alttestamentliches Forschungsprojekt mit Lehrauftrag in Heidelberg und Marburg. Das Lehrvikariat führte sie dann erstmals in das Evangelische Dekanat Kronberg – in der Friedenskirchengemeinde Schwalbach lernte sie die Gemeindearbeit kennen und schätzen. Daher kehrte sie danach nicht an die Universität zurück, sondern übernahm ihre erste Pfarrstelle in den Vogelsberger Kirchengemeinden Ober-Seemen und Volkartshain. Danach war sie zunächst drei Jahre im Rahmen einer Profilstelle für Bildung im Dekanat Büdingen tätig, bevor sie die Pfarrstelle in Büdingen antrat. Obwohl ihr die Erwachsenenbildung Spaß machte, fehlte ihr das Gemeindeleben mit Gottesdiensten und Seelsorge. Außerdem war die Tätigkeit als Gemeindepfarrerin besser mit ihrem Familienleben vereinbar. Ihre drei Pflegekinder sind inzwischen erwachsen und ausgezogen. Für den Ruhestand wird die 65-Jährige in ihre Heimatstadt Hannover zurückziehen.

Mehr als die Hälfte ihrer Zeit in Oberhöchstadt war durch die Corona-Pandemie beeinträchtigt. Das hat natürlich auch die Gemeindearbeit eingeschränkt. Dennoch gelang es, nach der vorherigen Vakanz-Zeit das Gemeindeleben wiederzubeleben und die Gemeinde zu stabilisieren. Dazu gehörten zum Beispiel ein gut besuchter Bibelkreis, spirituelle Angebote wie eine wöchentliche „Meditation mit Leib und Seele“ oder eine verstärkte Einbindung der Kirchenmusik in die Gottesdienste und Gemeindearbeit. Zusammen mit Petermann, die begeisterte Hobbymusikerin ist, war die pensionierte Kirchenmusikerin Barbara Müller von Büdingen nach Oberhöchstadt ins Pfarrhaus gezogen. Beiden war es ein Anliegen, auch in der Arbeit mit Kindern neue Akzente zu setzen. „In den Sommerferien gibt es zum Beispiel jedes Jahr eine sehr gut angenommene „Spiel-und-Spaß-Woche“, in der ein großes Team aus der Gemeinde mit Kindern Theaterstücke oder Musicals einstudiert. Diese Angebote soll es auf jeden Fall auch weiterhin geben“, erklärt Ina Petermann. Generell sei es aber schwieriger geworden, die Menschen für Kirche zu begeistern, so ihre Erfahrung.

Doch es gab gerade in der Corona-Zeit auch beglückende Erfahrungen: Die Gottesdienste wurden kurzerhand auf die Wiese vor der Kirche verlegt und von wechselnden Gesangsensembles mitgestaltet. Von Frankfurt bis zum hinteren Taunus strömten Leute herbei. „Es war ein richtiges Fest!“, so Ina Petermann. Auf der Wiese vor der Kirche gab es außerdem wechselnde Installationen zu kirchenjahreszeitlichen Themen. Diese wurden zu einem echten Hingucker und zogen ebenfalls viele Menschen an. Kinder konnten sich Päckchen mit Bastelanleitungen, einer biblischen Geschichte und Süßigkeiten abholen. Die Kirche blieb tagsüber geöffnet und konnte für Seelsorgegespräche oder für eine spirituelle Atempause genutzt werden. Petermann erzählt weiter: „Mein Bibelkreis wollte sich leider nicht online treffen, aber inzwischen gab es wieder gut besuchte erste Treffen nach der Corona-Pause.“ Das spirituelle Angebot ist aus aktuellem Anlass zu einem wöchentlichen Friedensgebet für die Ukraine und den Frieden in der Welt geworden.

Auf ihre Zeit in der Kirchengemeinde in Oberhöchstadt blickt sie insgesamt positiv zurück. „Ich habe die Rückmeldung bekommen, dass die Gemeinde wieder aufgewacht ist und hier wieder etwas passiert. Mir ist eine große Dankbarkeit entgegengebracht worden. Die Menschen haben gemerkt: Da ist jemand, der sich wirklich noch einmal einbringt und nicht nur auf den Ruhestand wartet. Die Möglichkeit zur Team-Arbeit mit Barbara Müller war für mich ein besonderer Glücksfall. Auch die produktive Zusammenarbeit mit den Musikern vor Ort werde ich in sehr guter Erinnerung behalten.“ Petermann freut sich darauf, in ihrem Ruhestand noch mehr Zeit für die Musik haben. Sie will auch weiterhin als Pfarrerin Vertretungen übernehmen, weil ihr gerade das Vorbereiten der Predigten sonst sehr fehlen würde. Außerdem lernt sie gerne neue Sprachen und freut sich darauf, dies zu vertiefen. Der Oberhöchstädter Kirchengemeinde wünscht sie eine baldige Besetzung der Pfarrstelle. „Oberhöchstadt hat ein sehr eigenes Gepräge und viel Potenzial, viele junge Familien sind zugezogen. Es wäre jammerschade, wenn die Gemeinde ihre Eigenständigkeit in einer Fusion verlieren würde“, sagt sie. Im Rahmen seiner Ansprache dankte Propst Oliver Albrecht ihr im Namen der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau für ihren Dienst in Oberhöchstadt. „Sie haben so Vieles hier zum Klingen gebracht – nicht nur musikalisch, sondern auch theologisch und spirituell“, betonte er. Bürgermeister Christoph König dankte ihr ebenso für ihr Wirken und die immer sehr gute Zusammenarbeit mit der Kirchengemeinde, zum Beispiel im Rahmen der Kita-Arbeit oder beim Engagement in der Flüchtlingshilfe. Er betonte in diesem Zusammenhang die Relevanz der Kirchengemeinden für das soziale Gefüge der Stadt. Es schlossen sich u.a. Grußworte der katholischen Kollegen aus St. Vitus, des Kirchenvorstands aus Oberhöchstadt sowie des Kirchenvorstands aus Ober-Seemen und Volkartshain an.



X