Stoffmasken werden salonfähig – Nujicis rufen zur Mitproduktion auf

Bei der Familie Nujici in Kronberg-Oberhöchstadt läuft die Stoffmasken-Produktion an, wenn auch nicht in fabrik-ähnlichen Mengen, sondern im kleinen Stil. Florina Nujici zeigt uns das Ergebnis aus der Nähwerkstatt. Nun hofft Familie Nujici auf weitere fleißige Näherinnen und Näher, um Kronberg, zumindest die Schutzmasken in der Corona-Krise betreffend, autark zu machen. Foto: privat

Oberhöchstadt (mw) – Wochenlang haben Krista Nujici und sein Team vom Edeka-Lebensmittelmarkt „nah und gut...“ im Ortskern Oberhöchstadts ohne Atemschutzmaske ihre Kunden bedient. Dass die Regierung nicht rechtzeitig vorgesorgt hat und keine Atemschutzmasken im Land verfügbar sind, ist für den Lebensmittelmarkt-Pächter nur schwer nachzuvollziehen. Seit Monaten mehren sich die Berichte in Tagesschau und Co. über die zunehmenden Enpässe in Sachen Schutzkleidung. Denn der Großteil der Ausrüstungen wird in China produziert. Zwar wird dort nach Stillstand in der Corona-Krise schon wieder weiter gefertigt, aber die Versorgungslage in Deutschland ist jetzt schon dramatisch, schon vor dem möglichen Ansturm auf die Kliniken werden Fernsehberichten zufolge in einigen Krankenhäusern die Ausrüstungen mit Atemschutzmasken knapp, die derzeit weltweit dringend benötigt werden. Pflegedienste und Arztpraxen befürchten, ihre Patienten nicht mehr behandeln zu können und in Krankenhäuser überweisen zu müssen, aufgrund fehlenden Schutzmaterials. In einigen Einrichtungen näht das medizinische Personal die Atemschutzmasken bereits selbst. Auch Krista Nujici wollte diesen Zustand nicht länger tatenlos beklagen, deshalb ist er nun selbst erfinderisch geworden. Wie namhafte Firmen zwischenzeitlich auch, hat er sich mit einer Kundin, die gut nähen kann, zusammengetan, geeignete Stoffe im Internet organisiert und am Dienstag mit seiner kleinen Stoffmasken-Produktion begonnen. Bis zu sechs Masken kann Haike Kasemeier in der Stunde nähen, verrät er. Normalerweise arbeitet sie als Tagesmutter, kann jedoch aufgrund der Versammlungsverbote zur Eindämmung des Coronavirus ihren Beruf zurzeit nicht ausüben. „Sie näht die Masken ehrenamtlich, solange sie Zeit hat, und wir bieten sie dann hier in unserem Einkaufsmarkt an“, erklärt der Marktbetreiber. Nujicis Hoffnung ist, dass die Bürger gemeinsam die „Produktion“ für die Kronberger in die Hand nehmen, sich noch mehr Näherinnen und Näher finden, die mithelfen, damit Menschen in Kronberg, die dringend Schutzmasken gegen das Virus bräuchten, wie Verkäufer beispielsweise, diese auch bekommen. „Wir können auf diese Weise unsere Kundinnen und Kunden besser schützen, aber unsere Kunden können auch sich und uns schützen, wenn sie die Schutzmasken tragen“, erklärt er. „Ich denke, dass die Nachfrage groß ist.“ Gerade habe er gelesen, dass in Österreich nun eine Mundschutzpflicht in Form eines einfachen Mund-Nasenschutzes in Supermärkten gelten soll.

Inzwischen plant auch Jena einen Mundschutzerlass bei Publikumsverkehr, wie bei ntv nachzulesen ist. Die Stadt selbst will ihre Pfleger, Ärzte, Fahrer und andere Menschen in systemrelevanter Infrastruktur selbst mit Masken versorgen und hat die Bevölkerung dazu aufgerufen, sich selbst Masken zu nähen. Nujici hatten den Tipp, Masken zu nähen, von seinem Arzt bekommen. Genäht wird nach einem möglichst sicheren 3-Schichten-Prinzip. Die Stoffmasken aus hunderprozentiger Baumwolle können abgekocht werden und sind damit auch wiederverwendbar. Zwar schütze die einfache Maske den Träger wohl bei weitem nicht voll und ganz, aber sie kann helfen, die Verbreitung in Form von Tröpfchen zu verringern. Darauf zielt jedenfalls auch die Stadt Jena mit ihrer Aufforderung, den Mund-und-Nasen-Schutz zu tragen.

Krista Nujici betont, dass es ihm bei der Stoffmasken-Produktion nicht darum geht, mit dem Verkauf Geld zu verdienen. „Ich werde den Preis für die Stoffmasken so berechnen, dass ich am Ende möglichst ohne Gewinn, aber auch ohne Verluste dastehe“, erklärt er. „Mir ging es darum, etwas zu tun, anstatt untätig herumzusitzen und mich über fehlenden Schutzmasken zu ärgern.“ Es wäre doch eine schöne Sache, wenn die Kronberger hier gemeinsam handeln und es ihnen dadurch für ihre eigene Gemeinde gelingen würde, selbst für einen besseren Schutz aller zu sorgen.

Die Meinungen, ob selbstgenähte Schutzmasken überhaupt eine positive Wirkung haben, gehen allerdings weit auseinander. Viren- undurchlässig sind sie mit Sicherheit nicht, jedoch könnten sie tatsächlich helfen, die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen, da jemand, der hustet oder niesen muss und das Virus bereits in sich trägt, auf diese Weise zumindest kleinere Mengen in seine Umgebung schleudert. In Sicherheit sollten sich sie die Menschen mit einer solchen Maske allerdings nicht wiegen, das wäre nach Expertenmeinung wohl eine trügerische Sicherheit. Mit einer professionell zertifizierten Atemschutzmaske der Schutzstufe 3 hätten Stoffmasken wenig gemeinsam, warnen sie. Doch auch Virologe Christian Drosten, Institutsdirektor an der Charité in Berline, der derzeit regelmäßig zu Interviews eingeladen wird, spricht von einer „Höflichkeitsgeste“, die er befürwortet, da die Masken einen zwar selbst kaum schützen könnten, wohl aber die anderen, für den Fall, dass man selbst das Virus bereits in sich trägt. Außerdem könne es helfen, sich selbst besser zu disziplinieren, sich eben nicht ins Gesicht, an den Mund oder in die Augen zu fassen.

Aktiv zu werden, ist in jedem Fall besser, als ohnmächtig dazusitzen, die Fallzahlen zu lesen und in Panik auszubrechen. Mittels selbst genähter Stoffmasken kann man seinen Teil dazu beitragen, das Virus einzudämmen

Krista Nuijci jedenfalls freut sich über weitere Mitstreiter für die gerade anlaufende Stoffmaskenproduktion. Wer mitnähen möchte (natürlich jeder alleine bei sich Zuhause), kann sich bei Nuijcis für weitere Informationen unter der Telefonnummer 01590-1166413 melden.



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