70 Jahre „Frauenhilfe“ – eine Ära geht zu Ende

Mit einer Adventsfeier und einem Abendmahl mit Pfarrer Kramm ist die jahrelange Arbeit des Frauenkreises zuende gegangen. (Dritte von links hinten, Sigrid Klein)
Foto: privat

Schönberg – Gegründet 1949, besteht die „Frauenhilfe“ in Schönberg seit 70 Jahren und ist damit älter als die Evangelische Markus-Gemeinde in Schönberg selbst, die sich erst 1966 bildete. „Die Gründerin war Caroline Dapper“, weiß Sigrid Klein, die den evangelischen Frauenkreis 15 Jahre lang geleitet hat. In den Notzeiten nach Ende des 2. Weltkrieges gab es viele diakonische Aufgaben wie Kontakte zur Patengemeinde in der ehemaligen DDR mit jährlich 50 bis 60 Paketen, Vorbereitung und Durchführung des sehr großen Basars am 1. Advent, dessen großer Erlös an zirka zehn soziale Einrichtungen vor Ort und weltweit verteilt wurde“, erzählt sie. Auch für die Gemeinde sei gesorgt worden, indem die Kücheneinrichtung, die Abendmahlskelche und ein Orgelzuschuss von der Frauenhilfe gespendet wurden. „Das wäre zu heutigen Zeiten, in denen das Geld der Gruppe sofort auf ein Konto in der Evangelischen Regionalverwaltung überführt werden muss, gar nicht mehr möglich“, sagt sie. „In den besten Zeiten, so um 1974, zählten wir 140 Mitglieder und 25 aktive Helferinnen“, blickt sie zurück. „In den letzten Jahren hat sich jedoch die Altersstruktur und die Aufgabenstellung erheblich verändert. Ältere scheiden durch Krankheit aus und Jüngere kommen nicht nach.“

Als Pfarrersfrau war es für Sigrid Klein damals naheliegend, die Gemeindearbeit aktiv mitzugestalten, nachdem sie mit ihrer Familie nach Kronberg-Schönberg gezogen war. Nachdem Anneliese Schmidt, die die Frauenhilfe, die sich damals noch wöchentlich traf, jahrelang geleitet hatte – auch Gerlinde Walden beteiligte sich damals –, aus Altersgründen zurückgetreten war, übernahm Sigrid Klein den Kreis der Frauen. „Ich konnte auch neue Frauen gewinnen, sodass der Kreis bestehen blieb.“ Die Themen-Inhalte der Stunden waren sehr vielfältig, erinnert sie sich. „Ich hatte immer große Freude daran, Themen für die Treffen zu suchen und vorzubereiten.“ Inhalte waren beispielsweise Biografien von Paul Gerhard, Joh. Hinrich Wichern, Hildegard von Bingen, Joseph Haydn, J.S. Bach und viele andere. Aber auch soziale Themen wie „Kriegskinder“, „alt werden“, „loslassen“, „neu anfangen“, „Sünde, gibt es das denn noch?“ und viele mehr kamen zur Sprache und wurden gemeinsam diskutiert.

Mit der Einrichtung der selbstständigen Kirchengemeinde Schönberg entstand ein regional eigener Kreis. Seit 2009 hat Sigrid Klein aufgrund der Namensänderung des Landesverbandes die „Frauenhilfe“ in „Frauenkreis“ umbenannt. Das Motto des Evangelischen Landesverbandes lautet: „Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“ Hier treffen sich christliche Frauen, die sich unter dem Wort Gottes versammeln wollen und sich durch Andachten und interessante, aktuelle Themen im Glauben festigen wollen. „Die freundschaftlich verbundene Frauen-Gemeinschaft konnte sich gegenseitig helfen und stützen, es wurden Kranke besucht, Geburtstagsbesuche gemacht und bei Notfällen in der Gemeinde finanziell unterstützt, berichtet sie. Auch freundschaftliche Kontakte zur Evangelischen Frauenhilfe Kronberg bestanden und bestehen. „Die Kronberger Frauen haben uns beispielsweise zu ihrem Erntedankfest eingeladen.“

Jahrelang gab es Ausflüge in eine benachbarte Stadt wie beispielsweise Idstein, Hanau, oder Bad Homburg. Und am 1. Advent fand bis vor einem Jahr noch ein Adventsmarkt statt, der vom Kreativkreis unterstützt und mit musikalischen Beiträgen sowie Kaffee und Kuchen bis zur Pandemie ein lebendiges und beliebtes Gemeindefest war. „Ein besonderer Höhepunkt ist in jedem Jahr auch der Weltgebetstag, der von dem Landesverband schon ein Jahr vorher beginnend, vorbereitet wird“, berichtet Klein. „Er findet am 1. Freitag im März statt und kommt jedes Jahr aus einem anderen Land und wird weltweit von Frauen verschiedener Konfessionen ausgerichtet, die eine gemeinsame Gottesdienstordnung erstellen“, erklärt sie. 2017 kam er von den Philippinen, 2018 aus Slowenien, 2019 aus Surinam. Das Motto dieser Bewegung lautet: „Informiert beten, betend handeln“. Probleme des Landes kommen zur Sprache. Die Kollekte wird weltweit für Frauenprojekte verwendet, die sich auf Gesundheit, selbstständige Arbeit, Frauenrecht, gegen Diskriminierung u.s.w. beziehen. Darüber hinaus bietet der Landesverband Tagungen und Frauenreisen an, informiert Klein weiter. Die Familienbildungsstätten ergänzen mit Angeboten für junge Familien, Trauer und Selbsthilfegruppen das Angebot.

„Als ich 2006 den Frauenkreis übernahm, waren alle Teilnehmerinnen 15 Jahre jünger. Heute sind alle 80 plus, viele davon haben gesundheitliche Schwierigkeiten, sodass die Beteiligung in den Frauenstunden abnahm.Das führte zu dem Entschluss, diese Arbeit jetzt zu beenden, was natürlich von vielen bedauert wurde“, so Klein, die froh darüber ist, das Pfarrer Dr. Jochen Kramm die Gestaltung des Weltgebetstags bereits übernommen hat, sodass dieses Angebot bestehen bleibt. Mit einer Adventsfeier und einem Abendmahl mit Pfarrer Kramm war denn auch die jahrelange Arbeit des Frauenkreises eindrucksvoll und harmonisch geendet.

Noch hofft Sigrid Klein, dass es vielleicht doch zukünftig wieder gelingt, in der Markus Gemeinde einen neuen Frauenkreis mit jüngeren Frauen aufzubauen. „Das wünsche ich von Herzen.“ Diese wertvolle Bildungsarbeit sei nicht grundsätzlich zum Aussterben verurteilt, es sei von Gemeinde zu Gemeinde ganz unterschiedlich, ob sich dazu Frauen zur Mitwirkung einfänden. „In Eschborn beispielsweise gibt es mit über 20 Frauen eine sehr aktive Frauengruppe“, weiß sie.



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