Freiheit und Selbstbestimmung – Abschied von Pfarrer Dr. Jochen Kramm

Schönberg (kb) – Schweren Herzens nimmt die Evangelische Markus-Gemeinde Schönberg am 11. Juni Abschied von Pfarrer Dr. Jochen Kramm. Im Zuge des Prozesses EKHN2030 steht die Schönberger Pfarrstelle vor einer Kürzung um 50 Prozent.

„Leider war es uns aus verschiedenen Gründen nicht möglich, Dr. Jochen Kramm eine reizvolle Aufgabe bei uns mit einer Ergänzung um eine halbe Stelle im Nachbarschaftsraum anzubieten“, bedauert Fritz Kopp, Vorsitzender des Kirchenvorstands. „Er hat sich deshalb frühzeitig auf eine interessante Stelle bei der Evangelischen Mariengemeinde in Frankfurt-Seckbach beworben und wurde ausgewählt.“ Anfang März wurden der Kirchenvorstand der Markus-Gemeinde und die Leitung der Evangelischen Kita Rappelkiste in einem Gespräch mit Probst Oliver Albrecht und Dekan Dr. Martin Fedler-Raupp dazu aufgefordert, spontan aufzulisten, welche Vorzüge die gemeinsame Zeit mit Pfarrer Dr. Kramm mit sich brachte. „Wunderbare Predigten mit Zeitgeist, die Lust auf Gottesdienst machen“ wurden da genauso genannt wie auch „ausgefallene Weihnachtsinstallationen“, „kreative Ostergottesdienste mit Frühstück“, die „Schaffung neuer Angebote und Formate während der Coronazeit“ oder aber „geduldige und kompetente Beratung“ und „Wecken der Bereitschaft für Veränderungen“.

Alle sind sich einig: Es ist schade, dass Pfarrer Dr. Kramm die Markus-Gemeinde nach langer Zeit verlässt. Und doch herrscht uneingeschränkte Dankbarkeit!

Jochen Kramm wurde im Dezember 2012 mit dem Vertretungsdienst in der Markus-Gemeinde beauftragt. Inhaber der Pfarrstelle wurde er im März 2013 und hielt diese somit 10 Jahre und 5 Monate. Das ist der längste Dienst überhaupt in der Geschichte der Evangelischen Kirchengemeinde Schönberg.

Diesen Dienst hat er von ganzem Herzen und mit voller Überzeugung ausgeübt: Ob in den sonntäglichen Gottesdiensten im Gemeindezentrum oder unter freiem Himmel auf dem Ernst-Schneider-Platz, ob bei seinen Predigten im Rosenhof, im Konfirmandenunterricht, seinen zahlreichen seelsorgerischen Tätigkeiten, seinem Engagement in der Kronberg Stiftung, bei Hochzeiten, Taufen oder Trauerfällen: „Seine Überzeugung kam rüber, seine Eindrücke bleiben“, so ein weiteres Ergebnis oben genannter Bilanzierung des Kirchenvorstandes und der Kita-Leitung. Auf die Frage nach besonderen Stationen seines Berufslebens antwortet Kramm: „Ich habe in verschiedenen Bereichen gearbeitet. Als besonders empfinde ich meine Tätigkeit bei der Aidshilfe in Kapstadt, meine Arbeit im christlich-islamischen Dialog in Kairo und meine europäische Tätigkeit in Wien.“

Als besondere Herausforderung in seiner Amtszeit in Schönberg empfindet der Theologe die Begleitung des Kindergartens Rappelkiste und der Flüchtlingsunterkunft.

Doch nun ist die Zeit des Abschieds gekommen: „Meinem Lebenslauf nach bin ich ein Wandervogel“, erläutert Dr. Kramm. „Ich habe jetzt den längsten Abschnitt meines Lebens in Schönberg gelebt und gearbeitet. Ich bin dankbar, dass ich hier so vieles ausprobieren durfte.“

Doch auch er geht mit einem lachenden und einem weinenden Auge: „Ich spüre den Abschied sehr deutlich, denn ich gebe ein riesiges Beziehungsnetz auf. Das bedeutet auch Verlust und Trauer. Doch ich habe mich bewusst für den Weggang entschieden, daher erlebe ich auch Freiheit und Selbstbestimmung.“ Pfarrer Dr. Jochen Kramm wird am Sonntag, 11. Juni um 18 Uhr im Rahmen eines Gottesdienstes auf dem Ernst-Schneider-Platz in Schönberg (bei Regen im Gemeindezentrum) verabschiedet. Hierzu lädt die Markus-Gemeinde herzlich ein. Im Rahmen eines anschließenden Umtrunks besteht die Möglichkeit, sich persönlich zu verabschieden.

Die Vakanz-Vertretung übernimmt zunächst Pfarrer Lothar Breidenstein aus Falkenstein.

Und was wünscht Jochen Kramm seiner „alten“ Gemeinde?

„Engagierte Menschen, denen etwas daran liegt, dass es eine Kirchengemeinde im Stadtteil Schönberg gibt.“

Schweren Herzens nimmt die Markus-Gemeinde Abschied von Pfarrer Dr. Jochen Kramm.
Foto: privat



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