Leserbrief

Unser Leser Dr. Walter A. Ried, Höhenstraße, Kronberg, schreibt unter der Überschrift „Esskastanie statt Fichte – wirklich gute Idee? “ Folgendes: Im letzten Kronberger Boten behandelt die Titelgeschichte den gefährdeten Kronberger Stadtwald durch Borkenkäfer und Klimawandel. Es wird berichtet, dass bereits großräumige Fichtenareale, in denen der Borkenkäfer ganze Arbeit geleistet hat, wegen der vielen befallenen Bäumen abgeräumt werden mussten. So sieht es beispielsweise in einzelnen Waldbereichen an den idyllisch gelegen Hünerbergwiesen wie nach einer Panzerschlacht im Zweiten Weltkrieg aus: Durch schweres Arbeits- und Räumgerät aufgewühlte Wege und entwurzelte Baumstümpfe neben jeder Menge herumliegendem Astwerk. In dem Artikel werden zur Wiederaufforstung unter anderem Esskastanien in Erwägung gezogen, da diese als wärmeliebende Bäume aus dem Süden eine relativ gute Hitzeresistenz aufweisen und vom Borkenkäfer gemieden werden. Doch ob das eine so gute Alternative wäre, ist fraglich. Der Grund: In unserem benachbarten Edelkastaniendorf Mammolshain ist schon seit längerem bekannt, dass dort bereits einige schöne Edelkastanienexemplare leider abgestorben sind, nachdem sie von der aus China eingeschleppten Edelkastanien-Gallwespe befallen worden waren. Diese Wespe hat genauso Jung- wie Altbäume im Visier. 2014 wurde das fatale Treiben der kleinen Plagegeister erstmalig in Mammolshain beobachtet. Macht es daher Sinn, verstärkt Esskastanien in unserer Gegend zu setzen, solange kein effizientes Antidot zur Bekämpfung der Esskastanien-Gallwespe zur Verfügung steht? Weiteres Unheil könnte zusätzlich durch den Esskastanienrindenkrebs drohen, der durch einen Pilz (lat. Cryphonectria parasitica) ausgelöst wird und ebenfalls zum Absterben von Esskastanienbäumen führen kann. Zum Glück ist er im Taunus noch kaum verbreitet, aber in der Pfalz und südbadischen Ortenau stellt er durchaus schon ein Problem für die heimische Forstwirtschaft dar. In den USA hat der Pilz inzwischen so sehr gewütet, dass dort alle natürlichen Esskastanienvorkommen pilzbedingt im letzten Jahrhundert ausgelöscht wurden. Einst gehörte die Edelkastanie hier mit zu den am häufigst vorkommenden Waldbäumen. In Südeuropa (z.B. Italien und Korsika) macht der Pilz ebenfalls seit vielen Jahren viele Probleme in den dortigen Edelkastanienhainen und -selven. Aus diesem Grund sollten auch keine Esskastanienstecklinge aus Südeuropa – beispielsweise als Urlaubssouvenir – unkontrolliert in Kronberg und Umgebung gepflanzt werden.



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