Schönberg (pu) – Von einer „sehr frustrierenden Zeit“ sprach der Erste Vorsitzende der TSG Schönberg, Karl Eilhard-Papouschek, im Verlauf der jüngsten Jahreshauptversammlung. Bei aller Freude darüber, mit diesem Mitgliedertreffen zwecks Rechenschaftsablegung des Vorstands in den gewohnten Turnus im Frühjahr zurückgekehrt zu sein, müssen pandemie- und baustellenbedingt weiterhin ausgearbeitete Pläne über den Haufen geworfen werden. Von ausgefallenen Veranstaltungen – allem voran die Feier des 100-jährigen Vereinsbestehens im Jahr 2020 – mal ganz zu schweigen. „Heute wissen wir nicht, was morgen ist, aber auch diese Zeit werden wir überstehen“, brachte es Eilhard-Papouschek kämpferisch auf den Punkt.
Eigentlich nur eingesprungen
Im Mittelpunkt dieses Abends im Mehrzweckraum der Taunushalle stand die im würdigen Rahmen vorgenommene Verabschiedung eine der prägendsten Persönlichkeiten der letzten Jahrzehnte in den wohlverdienten Ruhestand. „Sie ist aufgewachsen in Brasilien, hat in Deutschland studiert und promoviert und in Kronberg eine neue Heimat gefunden“, lenkte der Vorstand die Aufmerksamkeit der Anwesenden auf Dr. Celia Reufels. Die Diplompädagogin und Leiterin der Tanzabteilung der TSG wurde, so ist es der Jubiläumsfestschrift zu entnehmen, auf der Grundlage einer eigenen 30-jährigen Bühnenerfahrung 1988 vom damaligen Vorstandsmitglied Waltraud Bernd angesprochen. Zu diesem Zeitpunkt befand sich der Verein nach dem Weggang von zwei Trainerinnen in einer Umbruchphase. Aus dem Einspringen für „eine Übergangszeit, bis eine neue Trainerin gefunden wird“ wurden letztendlich 34 Jahre. „Ich hatte nicht vor als Ballettlehrerin zu arbeiten, aber es kam anders“, blickte die Abschiednehmende zurück. Ihr inniger Dank galt an erster Stelle Waltraud Bernd. „Meine ganze Arbeit fußt auf ihrem Vertrauen, sie hat mich von Anfang an nach Kräften unterstützt und bestärkt“, so Reufels. Nach den Worten Eilhard-Papouscheks hat sie Generationen von Kindern und Erwachsenen „mit viel Freude, Spaß und großer Disziplin die ersten Tanzschritte beigebracht und zur Verständigung und Erhöhung der Lebensfreude beigetragen.“
Ausgebaute Abteilung
Im Ergebnis baute die engagierte Leiterin das Angebot der Abteilung sukzessive aus. Nach ersten von ihr inszenierten Aufführungen auf den Geschmack gekommen, studierte sie Tanztheater ein, die so erfolgreich wurden, dass sich das in zunehmenden Mitgliederzahlen niederschlug. „Zu den besten Zeiten hatte ich an die 100 Tänzerinnen und Tänzer, worauf ich mein Repertoire erweiterte und zusätzlich modernen Tanz, Spitzentanz und Tanzgymnastik anbot. Meine Schwerpunkte sind aber immer der Kleinkindertanz und die Tanztheater geblieben“, berichtet Dr. Celia Reufels in der Festschrift. Dabei kam der soziale Aspekt nie zu kurz. Die mittlerweile 78-jährige organisierte unter anderem kleine Auftritte in Altenheimen und Kindergärten, damit die Kinder ihre Angst vor der großen Bühne verloren und ermöglichte auch Kindern, deren Familien keinen Beitrag zahlen konnten, die Teilnahme am Unterricht. Darüber hinaus führte sie Regie, entwarf und nähte Kostüme. Die größten Erfolge feierte die Abteilung mit „Peter und der Wolf“, das die TSG-Tänzerinnen und -Tänzer neben Schönberg in Eisenach, Ballenstedt, Le Lavandou und Porto Recanati aufführten. 1984 wurde damit der erste Preis beim „Frankfurter Schultheatertag“ gewonnen.
„Tanzen ist die emotionale Sprache der Seele und die Poesie des Fußes – das hast du gelebt und zu deinem Lebensinhalt gemacht. Wir sind dankbar für deine Arbeit und deine Treue“, schloss der TSG-Vorsitzende seine Laudatio. Die sichtlich gerührte zu Verabschiedende gab ihrer Freude Ausdruck über die glückliche Fügung, dem Verein begegnet und so herzlich von ihm aufgenommen worden zu sein. „Ich hoffe, das Tor ist für die nächste Generation offen!“ Ihre Nachfolgerin, Giulia Crisciullo, überraschte ihre Vorgängerin mit einer kurzfristig einstudierten Tanzvorführung der Kleinsten im Verein.
Der würdige Rahmen der Mitgliederversammlung bot außerdem Gelegenheit, weitere verdiente Mitglieder zu ehren. Seit einem Jahrzehnt sind Ingrid Hermann, Helene Krämer, Hakon Rack, Nina Rack, Helene Kaufmann, Dzmitry Husakou, Edgar Laudes, Günter Scherf, Eva Streppel, Sylvia Eyrich und Hannah Link mit von der Partie. Vor einem Vierteljahrhundert setzte Norbert Luh seine Unterschrift unter den Mitgliedsvertrag, seit vier Jahrzehnten halten Mechthild Prassel-Walz und Rüdiger Walpuski der TSG Schönberg ihre Treue. Erst genannte wurde außerdem für 40 Jahre Übungsleitertätigkeit geehrt. Mit einem halben Jahrhundert bei der TSG setzte Klara Jäger noch einen drauf. Fast hätte dies auch der im Februar verstorbene Wilfried Günther geschafft. Seiner wurde mit einer Trauerminute gedacht.
Vor dem Hintergrund der aktuell extrem schwierigen Herausforderungen war es dem Leiter Sportbetrieb, Sebastian Sakraschinsgy, eine Herzensangelegenheit, allen Übungsleitern innigst für ihr Durchhaltevermögen zu danken, „in einer Zeit, in der das Ehrenamt auszusterben scheint, kann man Engagement nicht hoch genug halten!“
Handicap
Allzugerne hätte der Vereinsvorstand den Blick auf eine Reihe anstehender Veranstaltungen gelenkt. Doch angesichts der noch nicht gänzlich beendeten Sanierungsmaßnahmen in der Taunushalle und der noch anstehenden Bauarbeiten rund um die Sportstätte werde man wohl „noch ein halbes Jahr ausharren müssen“, wie es Rainer Schmidt (Mitgliederverwaltung/Beitragswesen) umschrieb. Aus diesen Gründen wird es wohl 2022 noch keine Neuauflage des Schönberger Brunnenfestes geben, an dessen Tradition auf Initiative des Vereins „Schönberg lebt“ wieder angeknüpft werden soll. Dagegen ist vermutlich im September ein von der TSG Schönberg ausgerichteter Gau-Wandertag geplant. An die Adresse der Stadt wurde an diesem Abend die noch fehlende Beschilderung für die sanitären Anlagen in der Taunushalle bemängelt. Offen steht die Tür des Vereins laut Vorstand für ukrainische Flüchtlinge, für die man bei Interesse unkomplizierte Regelungen finden will.