Ein Ort blickt zurück: Gravierende Veränderungen in „nur“ 10 Jahren

GuK-Vorsitzender Horst Eufinger und Filmemacher Peter Matthäy begrüßten zu Teil 1 des Heimatfilms „Oberstedten im Jahr 2015“ ca. 90 Zuschauer in der Taunushalle.

Foto: J.Niesel-Heinrichs

Der GuK-Oberstedten zeigte den Film „Oberstedten im Jahr 2015“ auf der Oberstedter Kerb

Oberursel (ow). Der Geschichts- und Kulturkreis Oberstedten beteiligte sich an der Oberstedter Kerb 2025 erneut mit einer Filmvorführung. Gezeigt wurde am Kerbesamstag vor ca. 90 interessierten Besuchern der historische Film „Oberstedten im Jahr 2015“ (Teil 1) von Peter Matthäy jun. (mit Bernd Lissmeier, Dieter Glosser und Ilka Warnecke). Das Ortsporträt von 2015 machte in eindrucksvoller Weise deutlich, wie viel sich in „nur“ 10 Jahren in Oberstedten verändert hat. Beim Blick zurück auf die seitdem verlorenen geschätzten Persönlichkeiten und einst beliebten Orte und Treffpunkte kam bei einigen Teilnehmerinnen und Teilnehmern Wehmut auf. Klar wurde aber auch, wie viel ehrenamtliches Engagement und wie viele aktive Menschen das Miteinander in Oberstedten bis heute prägen und warum Oberstedten auf seine Ortskultur stolz sein kann.

Ehrenamtliches Engagement

Was das Ehrenamt angeht, setzt sich das vielfältige Engagement von 2015 bis heute fort, wenn auch oft unter anderer Leitung. Das zeigte der Film am Beispiel der Aktivitäten der Freiwilligen Feuerwehr (vom Tag der Offenen Tür über die große Feuerlöschübung am Alten Rathaus bis hin zum Dämmerschoppen für die Senioren), einer Sitzung des Ortsbeirats, dem Ortsgericht (Sprechstunde im Alten Rathaus mit dem 2024 verstorbenen lanjährigen Ortsgerichtsvorsteher Willi Steffek), dem Turnverein Oberstedten mit seinen vielen Sparten für Klein und Groß (2015 brandneu: das Zumba-Angebot) sowie dem Trainings- und Spielbetrieb des Tennisclubs. Die Breite und die Intensität des Engagements in den Vereinen beeindrucken, ob beim Sport oder bei der Apfelweinverkostung der Freunde des Stedter Apfelweins mit Prämierung, damals noch im gern besuchten Hof der Gaststätte „Zum Bojo“.

Kultur und Veranstaltungen

Dass 2015 im Kulturbereich in Oberstedten jede Menge los war, unterstrich der Film anhand einer ganzen Reihe von Veranstaltungen in der Alten Wache Oberstedten (Kabarett, Kindertheater, Musik, Theater, Cafébetrieb) und in der Kirche, damals noch unter dem Pfarrerehepaar Fabian Vogt und Miriam Küllmer-Vogt (mit Musical-Aufführungen, Gesang und der Konzertreihe „Klassik im Taunus“). Nicht zu vergessen das seit 2007 bestehende Angebot des Ehepaars Gerlind und Winfried Schumann in der Saalburgstraße, die im ehemaligen „Homburger Hof“ einen beliebten Saal für Musiker und Orchester geschaffen haben, und die talentierte Sängerin Marlen Hornung, die bis heute in und für Oberstedten auftritt, so auch auf der Kerb 2025.

Veränderungen im Ortsbild

Was das Erscheinungsbild Oberstedtens und die traditionellen Orte und Geschäfte angeht,

so zeigen sich hier die größten Veränderungen und Verluste seit 2015. Am Ortseingang präsentiert der TVO seit 2016 die „Halle der Zukunft“, die „Alte Halle“ und das alte beliebte Freigelände gibt es nicht mehr. Stattdessen residiert hier der neue moderne Rewe-Markt.

Den ersten Spatenstich dazu im Jahr 2015 mit Bürgermeister Hans-Georg Brum und viel Prominenz erleben wir im Film nach, auch einen Ortsrundgang zu dieser Thematik. Gegenüber steht immer noch der signifikante rote Wasserhahn der Fa. Steffek, in deren einst großen Ausstellungsraum ist aber ein gastronomischer Betrieb eingezogen. Die Autowerkstatt Woitinek an der ehemaligen Tankstelle in der Hauptstraße und gegenüber die geschätzte Kneipe „Zum Bojo“ gibt es inzwischen nicht mehr, ebenso wie die Tierarztpraxis Quedzuweit und den Kleintierzuchtverein in der Saalburgstraße. Die Poststelle ist von der Kirchstraße an die Hauptstraße umgezogen, das von der Bäckerei Müller weitergeführte Ladengeschäft mit dem „Café Klauer“ existiert nicht mehr. Inhaberwechsel wie in der Dornbachapotheke kommen hinzu. (Vom Wegzug der Raiffeisenbank Oberstedten ganz zu schweigen.)

Unaufhaltsamer Wandel

Weiterhin aber bestehen zur Freude vieler Oberstedter der Zeitschriftenladen Franke, das Friseurgeschäft „Haargenau“ und der gut frequentierte Freitagsmarkt „Unkelbach“ im Ortszentrum fort.

Dass viele bekannte und beliebte Oberstedter Persönlichkeiten wie der geschätzte Ortsgerichtvorsteher Willi Steffek und der damalige Vorsitzende des Geschichts- und Kulturkreises Achim Dittmar inzwischen verstorben sind, macht der Film schmerzlich bewusst. Sie und viele andere Mitmenschen, die den Ort geprägt haben, werden vermisst.

Dass sich die Zuständigkeiten zwangsläufig wandeln, zeigt auch ein Blick auf die Apfelweinprämierung von 2015: den damaligen Ortsvorsteher Michael Braun, den Kopf der Freunde des Stedter Apfelweins Achim Dittmar (†2021) und den damaligen Stadtkämmerer Thorsten Schorr gibt es in dieser Funktion nicht mehr.

Der 2. Teil des eindrucksvollen Films soll am 21. Dezember 2025 beim Stedter Adventsmarkt gezeigt werden. Auch dann sind wieder Nostalgie und Wehmut garantiert.



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