Oberursel (js). Charlotte Frölich weiß genau, was in den nächsten Wochen noch auf ihr Team zukommt. Dann stehen die richtig harten Brocken an in der Handball-Oberliga. Man muss deswegen nicht auf die Euphorie-Bremse treten, denn Grund zum Feiern bietet auch ein klarer Sieg gegen eine Mannschaft aus dem unteren Tabellendrittel. Zumal wenn er so herausgespielt wird, wie das „Charlys Mädels“ im Taunus-Derby beim SV Seulberg getan haben. Souverän und überzeugend, mit klarer Linie und Struktur in Abwehr und Angriff, das letztliche 39:24 ein Zeugnis für eine grundsolide Leistung in allen Bereichen und von jeder einzelnen Spielerin. Motiviert bis in die Haarspitzen jede Akteurin auf dem Platz, konsequent die Unterstützung vom Rest des Teams auf der Bank. Oberursel sei emotional klar überlegen gewesen, sagte Seulbergs Trainer Manfred Müller nach der Partie, „Charly“ Frölich dürfte das wie Musik im Ohr geklungen haben. So wollen sie auftreten.
Unbedingt also ein Grund zum Feiern, die TSGO hat mit dem rasanten vierten Sieg (jetzt 8:4 Punkte) ihre Position als erster Verfolger des nahezu punktgleichen Spitzenquartetts verteidigt und ist bisher voll im angestrebten Soll. Gute ballorientierte Abwehr, aus der nach Ballgewinnen schnell nach vorne gespielt wurde. Mit Erfolg, der Derbygegner konnte in eigener Halle nur eine Viertelstunde mithalten, ehe alle Dämme brachen. Nach 23 Minuten standen erstmals zehn Treffer (18:8 für Oberursel) zwischen den Gegnern, kurz nach der Pause lag die TSGO in der 37. Minuten beim 26:11 gar mit 15 Toren vorne. Und am Ende waren alle zwölf Feldspielerinnen am Torsegen beteiligt. Für die TSGO trafen Ried (8), Mies (5), Starke, Zimmer, Oliver Avemann, Weißenborn (je 4), Stein (3), Baxmeyer, Blank (je 2), von der Wehl-Ohrdorf, Günther und Herzog (je 1). Vor der Tür stehen nun die Wochen der Wahrheit. Am Samstag geht es beim Tabellennachbarn TuS Kriftel (7:5 Punkte) darum, das bisher Erreichte zu verteidigen, danach folgen die Top-Matches gegen TG Kastel (8:2) vor eigenem Publikum und dann die schweren Auswärtspartien in Eibelshausen/Ewersbach (8:2) und Dutenhofen/Münchholzhausen (10:2). Alle drei Teams rangeln mit je zwei Minuspunkten mit der HSG Lumdatal (10:2) um den Platz an der Sonne.
Im Männer-Spiel war die TSG Oberursel dem Gast aus Wiesbaden bei der deutlichen 19:28-Niederlage spielerisch, kämpferisch und emotional eindeutig unterlegen. Das war von der ersten Minute an deutlich spürbar und wurde auch so von den Rängen kommuniziert, wo die Gäste-Fans stimmungsmäßig einen klaren Sieg davontrugen. Zusammen ließen Team und Fans der TSGO keine Chance, der Gegner war einfach in allen Belangen stärker und schneller. Vor allem in der Abwehr mit körperbetonter ballorientierter Spielweise. Schneller im Denken, schneller im Entscheidungsverhalten.
Oberursel fand keine Linie an diesem gebrauchten Abend, Wiesbaden untermauerte den Anspruch auf einen Spitzenplatz in der Oberliga. Die TSGO indes muss sich mit dem Thema Abstiegskampf beschäftigen, am Sonntag fährt sie als Drittletzter zum Schlusslicht TG Kastel. Dass für einen Erfolg in dieser Liga 60 Minuten gearbeitet werden muss, bekam das Team von Trainer Florian See gegen Wiesbaden knallhart zu spüren. Als das ankam, stand es schon 6:14, die erste Halbzeit war völlig verkorkst. Als kleiner Lichtblick darf die Steigerung nach der Pause verbucht werden. Kämpferisch stärker in der Abwehr, spielerisch bisweilen geradlinig und emotional stabiler. Positiv, dass ein Top-Team unter 30 Gegentoren gehalten wurde, mit der eigenen mageren Ausbeute von 19 Toren war allerdings nichts zu holen.