In 40 Jahren Wohnhilfswerks ist ein inklusives Modell entstanden

Oberursel (eh). Als im Alfred-Delp-Haus das Sommerfest gefeiert wurde, war dort richtig viel los. Erster Stadtrat Christof Fink schaute vorbei genauso wie Brunnenkönigin Pia I. mit Brunnenmeister Mathias. Viele Höhepunkte wurden geboten: Eine Wasserrutsche war aufgebaut, und Kinder konnten sich schminken lassen. Und auch Bewohner des Alfred-Delp-Hauses nahmen dieses Angebot in Anspruch. Des Weiteren gab es eine Karaokeshow, einen Jonglage-Workshop und einen Flohmarkt. Die Elbtal-Musikanten spielten auf und nachmittags sorgte die Perkussionsgruppe „ImPuls“ zusammen mit der Trommelgruppe des Alfred-Delp-Hauses für Rhythmus.

Im Mittelpunkt des Sommerfests stand der Festakt anlässlich des 40-jährigen Bestehens des Wohnhilfswerks. „Was ist das für eine Erfolgsgeschichte“, sagte Dr. Dr. Caspar Söling, der Sprecher der Geschäftsführung des St. Vincenzstifts, in dessen Trägerschaft sich das Alfred-Delp-Haus seit 2010 befindet. 1979 wurde das „Wohnhilfswerk für behinderte Menschen“ durch Dr. Norbert Dickopf zusammen mit anderen Eltern von Menschen mit Behinderung gegründet. Ziel war die Schaffung eines Wohnheims für Menschen mit geistiger Behinderung in der Nähe der Eltern mit familiärer Atmosphäre.

Ralph war das älteste Kind des Oberurseler Internisten Dr. Norbert Dickopf und seiner Ehefrau Adelheid. Eine schwere Behinderung gab seinem Leben und dem seiner Familie eine eigene Prägung. Für seine Eltern war es Sinn und Auftrag seines kurzen Lebens, dass er trotz aller körperlichen und seelischen Schwächen – ohne sich dessen bewusst zu sein – Initiator der Wohnanlage Alfred-Delp-Haus wurde. Von 1985 bis 1988 wurden die Häuser zwei bis fünf mit Gemeinschaftshaus fertiggestellt. Die feierliche Einweihung erfolgte durch den damaligen Bischof Dr. Franz Kamphaus. Ein halbes Jahr später erfolgt auch der Bezug von Haus eins, heute „Haus Ralph“, und von Personalwohnungen.

Mittlerweile ist das Alfred-Delp-Haus zu einem Verbund gewachsen, der aus dem ursprünglichen Alfred-Delp-Haus und dem 2017 eröffneten Haus Königsegg – beides stationäre Angebote für Erwachsene in Oberursel – sowie mehreren Kinderhäusern in der Region besteht. Betreutes Wohnen sowie zahlreiche Bildungsangebote runden das Angebot ab. Und Dr. Norbert Dickopf ist heute der Ehrenvorsitzende des Wohnhilfswerks.

Bewohner verschenkten an Mitglieder des Wohnhilfswerks selbstgekochte Marmelade. Fink sagte: „Oberursel ist eine offene Stadt. Wir sind sehr froh, dass wir diese Einrichtung haben.“ Und Landtagsabgeordneter Jürgen Banzer sprach von einem „inklusiven Modell, das hier entstanden ist.“ Heute leben 63 Bewohner im Alfred-Delp-Haus, die von 147 Mitarbeitern betreut werden.



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