Oberursel (js). Am Tag nach der Ankündigung seines Rückzugs als Trainer stand der Name Florian See hinter der Nummer 24 plötzlich auf der Spielerliste. Keine ernsthafte Drohung an den Gegner, kein Spaß, der TSGO-Kader war beim Auftritt vor eigenem Publikum gegen den Aufstiegskandidaten Dotzheim/Schierstein so geschrumpft, dass der Coach im Notfall hätte einspringen können. Vor allem im Rückraum fehlten Alternativen, sozusagen mit dem letzten Aufgebot musste die TSGO in der Handball-Oberliga ausgerechnet gegen das angriffsstärkste Team der Liga antreten. Da fehlten Luft, Kraft und mentale Stärke in vielen Spielphasen, um dem Favoriten ernsthaft Paroli bieten zu können, nur phasenweise zeigte der Angriff seine möglichen Stärken, auffällig dabei vor allem Niklas Haupt (9 Tore) und Julian Rummel (7). Nach 4:3-Führung am Anfang bis zum 10:13 hielt Oberursel noch mit, wenig später beim 10:18 waren die Verhältnisse geklärt. See wechselte sich nicht ein, eine der nur zwei Oberurseler Zeitstrafen ging wegen zu heftiger verbaler Attacken gegenüber dem Schiedsrichterinnen-Gespann dennoch auf Sees Konto.
Allzu heftiges wehrhaftes Verhalten auf dem Spielfeld war den TSGO-Mannen nicht vorzuwerfen, die quirligen Angreifer aus Dotzheim waren den Oberurseler Jungs meistens einen Schritt voraus, die Abwehrleistung über weite Strecken desolat. Auch die Torwartleistung konnte das Manko nicht auffangen. Nach einigen starken Paraden von Youngster Carlson Knebel gelang zehn Minuten vor Schluss sogar der Anschluss beim 30:33, eine Schippe drauflegen konnten in der Crunchtime aber nur die Gäste. Die stets ballorientierte Dotzheimer Abwehr ließ die überforderte TSGO oft richtig alt aussehen und griff sich zahlreiche Bälle noch vor dem Abschluss ab. Ebenso im Tempospiel ein klares Plus für den Tabellenzweiten, der nur einen Punkt Rückstand auf Leader HSG Wettenberg hat. Für die TSGO liegt der erhoffte Traumplatz vier immer noch in Reichweite, allzuweit entfernt im dicht geballten Mittelfeld mit sechs nahezu punktgleichen Mannschaften ist allerdings auch die gefährdete Abstiegszone nicht.
Auf der Abschiedstour von Florian See gilt es also, schnellstmöglich noch ein paar Punkte einzusammeln. Sieben Spiele stehen noch aus, dann wird See zum Ende der Saison sein Engagement als Trainer bei den Handballern der TSG Oberursel beenden. Wie einst als Spieler der TSGO sucht der 42-jährige Lehrer aber nicht in höheren sportlichen Gefilden als Coach Erfolge, Familie und Beruf sollen für ihn dann im Mittelpunkt stehen, der Handball in den Hintergrund rücken. See hatte die Mannschaft vor drei Jahren übernommen, im ersten Jahr zum Aufstieg in die Landesliga geführt, die jetzt als Oberliga Hessen firmiert. Sein Nachfolger steht bereits fest, im Frühsommer wird sein „Co“ Carsten Heil den Cheftrainerposten bei den TSGO-Handballern übernehmen.