Ach könnte das schön sein, ein Häuschen mit Garten…

Erste Leseprobe für „Unkraut“ (v. l.): Gerhard Maas, Gero Teufert, Rudolph Weber, Ladislava Biondi, und Sven Kube. Foto: bg

Oberursel (bg). Die Theaterszene in Oberursel entdeckt gerade das Biotop Kleingarten. In der Pandemie wurde dieser zum Sehnsuchtsort und erfreute sich großer Beliebtheit. Es setzte ein Run auf den eigenen Garten ein, den man ganz nach seinen Vorstellungen hegen und pflegen kann. Welch ein Idyll. Aber in diesem friedlichen Kosmos können Abgründe lauern, von denen man sich keine Vorstellung macht. Schließlich gilt frei nach Schiller: Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt.

Welche das sein können, wird in „Unkraut“ sehr handfest und auch etwas boshaft vorgeführt. Dem Spießer wird der Spiegel vorgehalten in dieser unterhaltsamen Realsatire aus der Feder von Fitzgerald Kusz. Sein Markenzeichen: Fetzige Dialoge und kantige Persönlichkeiten. Das Stück soll in der Saison 2022 im Theater im Park (TiP) aufgeführt werden. Mit der Regie wurde wieder Volker Zill beauftragt. „Wir wollen mit diesem Stück einen Beitrag zu aktuellen gesellschaftlichen Diskussionen leisten, in einer spielerisch, amüsanten aber auch nachdenklichen Art und Weise“, erklärte dazu KSfO-Geschäftsführer Udo Keidel-George.

2018 hatte Volker Zill seinen Einstand beim TiP mit einem erfrischenden „Don Quijote“ gegeben. Im Corona-Sommer 2021 beeindruckte er mit einer fulminanten Aufführung des „Ödipus“ auf dem Rathausplatz. Zur ersten Leseprobe hatte sich nun fast das gesamte Ensemble der Pop-Up-Aufführung der antiken Tragödie eingefunden. Es herrschte eine gute Stimmung. Zu Grit Hoh, Doris Kutt und Cornelia Rauscher kam Ladislava Biondi als einziger Neuling bei den Damen. Sie bringt aber Theatererfahrung mit. Bei den Herren waren Sven Kube, Gerhard Maas, Daniel Silbermann, Robin Sommer, Gero Teufert und Rudolph Werner am Start. Alle brennen darauf, wieder Theater zu spielen. Gutgelaunt begrüßte Volker Zill die fröhliche Runde und erläuterte kurz, worum es geht.

Der erfolgreiche Bühnenautor Fitzgerald Kusz der auch „Schweig Bub“ verfasst hat, taucht mit „Unkraut“ in den Kosmos von Häusle-Besitzern mit liebevoll gepflegtem Rasen ein. Die aneinandergrenzenden Gärten sind der Spielort, die Kulisse besteht aus Reihenhäusern. Akteure sind drei Ehepaare und ein einzelner Herr. Der Regisseur kann nur sieben Rollen besetzen, drei Damen und vier Herren unterschiedlichen Alters, und hat damit die Qual der Wahl.

Das Stück, so Zill weiter, ist nicht in ausgefeilter Hochsprache geschrieben. Der Nürnberger Kusz hat das unterhaltsame Bühnenwerk mit fränkischem Zungenschlag versehen, empfiehlt aber bei Aufführungen den landestypischen Dialekt zu bedienen. Die Textvorlagen, die Volker Zill in die Runde verteilt, sind entsprechend bearbeitet. Die Protagonisten lesen reihum in verteilten Rollen und reden in leicht hessischem Slang frei weg, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist. Dabei legen sich alle mächtig in Zeug. Die Nachbarn treffen sich zum Kaffeeklatsch im grünen Idyll hinterm Haus. Die Charaktere blitzen bei dieser ersten Lesung schon glasklar auf. In den gemütlichen Kaffeerunden trifft handfester Empörungscharakter auf immer heiteres „Sektchen?“

Jedoch, das scheinbar friedliche Idyll ist trügerisch. Auch in der wohlbekannten Nachbarschaft menschelt’s, boshafte Zwischentöne inklusive. Schnell wird klar, hinter diesen blitzsauber gepflegten Fassaden lauern Untiefen, Unzufriedenheit, eine Menge ungelöster Familienkonflikte und gleich zu Beginn ein Gartenschlauch, über den gestolpert wird. Doch da: Plötzlich erregt das Unkraut im Nachbarsgarten die Gemüter. Dort wohnen Krauses. Sie sind neu hinzugezogen, und ihr Garten ist ein Biotop, ein Wildgarten, von wegen Kurzrasenschnitt. Schnell sind sich alle einig und kanalisieren ihr latentes Unbehagen mit der eigenen Situation auf die Neuen, die so ganz andere Vorstellungen schon bei der Gartenpflege haben.

Von Szene zu Szene steigert sich der Aggregatszustand, nach dem Motto: Wo kommen wir denn hin, wenn jeder in seinem Garten machen kann, was er will. Es wird sich handfest aufgeregt über Maulwurfshaufen und ganz entsetzlich über „Löwenzahnsamen“, der das Fass zum Überlaufen bringt. Wohin die gemeinschaftliche Erregung führen kann, wird hier aber nicht verraten.

Das vergnüglich-satirische Volksstück soll im Sommer 2022 im Theater im Park aufgeführt werden. Dafür wird der KSfO auch die bewährte Zusammenarbeit mit der Hochtaunusschule fortführen. Schüler der beiden elften Klassen der Fachoberschule „Gestaltung“ werden Entwürfe für das Bühnenbild und die Werbeplakate gestalten. Die Premiere von „Unkraut“ ist für Mittwoch, 6. Juli 2022, geplant. Gespielt wird anschließend vom 8. Juli bis zum 13. August immer freitags und samstags um 20 Uhr im Park der Klinik Hohe Mark. Die Karten zum Preis von 22 Euro plus Gebühren sind in allen bekannten Vorverkaufsstellen und über Frankfurt Ticket Rhein Main unter der Hotline 069-1340400 oder im Internet unter www.frankfurtticket.de erhältlich. Der Vorverkauf hat bereits begonnen.



X