Alles inklusive in der Kreuzkirche

Ein Schuss Selbstironie der Gemeindeleitung spielt durchaus mit, wenn in der nicht unbedingt vorbildlich barrierefreien Kreuzkirche am Sonntag die Ausstellung „Inklusion“ eröffnet wird. Zu sehen ist auch diese Karikatur des Künstlers Phil Hubbe. Grafik: Hubbe

Oberursel (ow). Eine besondere Ausstellung wird in der evangelischen Kreuzkirche, Goldackerweg 17, ab Sonntag, 6. Februar, gezeigt. Auf insgesamt zwölf Roll-Ups geht es um Inklusion und Teilhabe und die Frage, welche Möglichkeiten Menschen mit Handicap im Leben offen stehen – und welche nicht. Gezeigt werden unter anderem Karikaturen des Künstlers Phil Hubbe, der selbst an Multipler Sklerose erkrankt ist. Von seinem eigenen Handicap wollte er sich nicht einschränken lassen und macht es stattdessen zum Thema seiner Bilder. Dafür wurde er unter anderem bereits 2002 mit dem Deutschen Preis für Karrikatur (dritter Platz) und 2006 dem Hertie-Preis für Engagement und Selbsthilfe ausgezeichnet sowie 2014 mit dem Medienpreis der Amsel-Stiftung und 2017 mit dem „Mosaik“-Inklusionspreis.

Dass sich mit Humor und Behinderung zwei scheinbar gegensätzliche Themen treffen, ist absolut gewollt. „Darf man Witze über Behinderungen machen? Ja – wenn sie gut sind“, sagt auch Bianca Schultheiß, alteingesessen in Bommersheim und aktuell beim Bistum Limburg die Leiterin der Stabstelle „Inklusion“. Sie war es auch, die die Wanderausstellung nach Oberursel gebracht hat. „Bei Pfarrer Ingo Schütz bin ich sofort auf offene Ohren und leuchtende Augen gestoßen, als ich ihm von dem Projekt erzählt habe. Nun können die Bilder mit ihren teils ironischen, teils kontroversen Impulsen Menschen in der Kreuzkirche zum Schmunzeln und zum Nachdenken bringen.“

Dass ausgerechnet die Kreuzkirche selbst architektonisch im Hinblick auf Teilhabe einiges zu wünschen übrig lässt, ist den beiden dabei voll bewusst. Die Treppe hoch zum Kirchsaal kann von Menschen mit Gehbehinderung nur schwer überwunden werden. Immerhin: Abhilfe steht in Aussicht. Mit dem geplanten Neubau der Kita an der Stelle des alten Pfarrhauses wird auch ein Aufzug errichtet, über den die Kirche dann barrierefrei zu betreten ist. Bis dahin bieten Schultheiß und Schütz ganz pragmatisch an, Interessierte huckepack die Treppe hochzutragen – oder die Bilder der Ausstellung bei Bedarf unkompliziert nach unten zu holen.

Eröffnet wird die Ausstellung im Gottesdienst am Sonntag um 10.30 Uhr (Achtung: „2G“). Anschließend ist sie im Rahmen der „Offenen Kirche“ dienstags zwischen 16 und 19 Uhr, mittwochs zwischen 15 und 17 Uhr und sonntags rund um die Gottesdienste zwischen 10 und 12 Uhr sowie auf Anfrage zu besichtigen. Gezeigt wird sie bis zum 27. Februar.



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