„Jeder Baum leistet einen Beitrag zum Klimaschutz“

Oberursel (ow). Mit einem Antrag zum Beschluss einer Baumschutzsatzung startet die Klimaliste Oberursel ins neue Jahr. Ziel des Antrags an die Stadtverordnetenversammlung ist es, große, das Stadtbild und die Quartiere prägende Bäume auf privaten Grundstücken zum Wohl der Allgemeinheit zu erhalten. „Bäume machen eine Stadt lebenswert, weil sie nicht nur die Innenstadt und die Ortsteile optisch verschönern, sondern weil sie für eine Beschattung und somit sommerliche Abkühlung innerorts sorgen“, so Christoph von Eisenhart Rothe, der als Forstwissenschaftler den Entwurf einer „Satzung zum Schutz der Grünbestände in der Stadt Oberursel im Taunus“ – so der offizielle Titel – erarbeitet hat.

„Außerdem sind diese besonderen Baumindividuen Lebens- und Rückzugsraum für viele Tierarten wie Spechte, Amphibien, Fledermäuse und Insekten. Es nützt nichts, immer nur über den Artenschwund und vor allem das Insektensterben zu jammern. Mit einer Baumschutzsatzung zeigen die Stadtverordneten, dass sie es ernst meinen, gegen dieses Problem etwas zu unternehmen. So wurden an unseren heimischen Eichen alleine weit über 1200 verschiedene Insektenarten nachgewiesen und viele andere Tierarten nutzen die Insekten als Nahrungsgrundlage“, so der Forstmann. „Diese Bäume sind somit ökologische Hotspots mitten in unseren Städten, die es unbedingt zu erhalten gilt.“

Nicht jedes Bäumchen unter Schutz

Im vorgelegten Entwurf der Baumschutzsatzung wird genau beschrieben, welche Bäume ab welchem Stammumfang geschützt werden können. Nicht jedes Vorgartenbäumchen fällt unter den Schutz der Satzung, nur besondere und große Bäume werden geschützt. In der Satzung wird auch genau definiert, welche Ersatzpflanzungen vorgenommen werden müssen, sollte ein Baum im Ausnahmefall gefällt werden müssen. „Bäume sind lebendige Wesen, die sich verändern, krank werden können oder gar absterben und dann Schaden anrichten können. Wenn beispielsweise von einem Baum auf Grund seines Alters und Gesundheitszustandes eine Gefahr ausgeht, so gibt die Baumschutzsatzung eine konkrete Hilfestellung, wie damit umzugehen ist“, erläutert Christoph von Eisenhart Rothe. Er habe das Papier transparent und allgemeinverständlich formuliert, so der Baumexperte, der auch Verfasser der Baumschutzsatzung von Königstein ist, die bereits vor zwölf Jahren dort beschlossen wurde und sich sehr bewährt habe. Viele weitere umliegende Städte wie Frankfurt, Bad Homburg, Kronberg, Rüsselsheim und Wiesbaden hätten seit Jahren derartige Normen. In Friedrichsdorf hätten die dortigen Grünen Ende November 2021 einen Antrag zur Erarbeitung einer Baumschutzsatzung gestellt. Auch dort werde der Antrag mit dem gesellschaftlichen Ziel, dem Klimawandel entgegen zu wirken, begründet.

Bisher werden wenige Bäume in Oberursel entweder als Naturdenkmale oder über neuere Bebauungspläne geschützt. Viele B-Pläne seien allerdings schon Jahrzehnte alt, damals habe es diese Möglichkeit des Baumschutzes über das Baurecht noch nicht gegeben. „In den vergangenen Jahren sind daher wunderschöne Bäume etwa an der Kreuzung Feldbergstraße/Liebfrauenstraße verschwunden, und es gab nicht einmal Ersatzpflanzungen hierfür,“ erläutert Christoph von Eisenhart Rothe. Niemand kontrolliere, wenn in Bebauungsplänen festgesetzte Bäume nicht nachgepflanzt werden oder nach Jahren wieder verschwinden wie die drei Bäume an der Feldbergstraße vor der Taunus-Sparkasse am Epinay-Platz. Zudem gebe der Schutz über die Bebauungspläne, die oft über 20 bis 30 und mehr Jahre unverändert bleiben, sowohl der Verwaltung wie auch dem Grundstücksbesitzer kaum Flexibilität. Die Änderung eines derartigen Plans, in dem ein Baum als erhaltenswert festgesetzt wurde, sei zeit- und kostenaufwendig.

Der Antrag der Klimaliste zur Erarbeitung einer Baumsatzung steht am Mittwoch, 19. Januar, um 17.45 Uhr im großen Saal des Rathauses auf der Tagesordnung des Bau-, Umwelt- und Klimaschutzausschusses.



X