Oberursel (js). Berufsinformation aus erster Hand, es ist das Schlagwort zur „Oberursel Ausbildungstour“, die am Freitag, 6. März, zum achten Mal stattfindet. Und inzwischen so etabliert ist wie die „Nacht der Ausbildung“ in der Nachbarstadt Bad Homburg. Sagt jedenfalls Harald Biersack, Ausbildungsleiter bei der Taunus-Sparkasse, der hier wie da auf der Matte steht, wenn es um die Werbung von Nachwuchsbankern geht. Fast 70 Arbeitgeber und Organisationen aus Oberursel und der Region präsentieren am eigenen Firmensitz und zentral an der Hochtaunusschule in der Bleibiskopfstraße mehr als 300 Ausbildungsberufe und Studiengänge. Der hoffnungsvolle Nachwuchs wird hofiert, kostenlose Shuttlebusse fahren die Gäste im 20-Minuten-Takt zu den Unternehmen.
Eigentlich wollte Tim Fischer ja „Hausfrau“ werden. Dann ging er ins Gymnasium, irgendwann wollte er Koch werden. Dazu kam eine künstlerische Ader, die Hände wollten auch etwas tun. Tim Fischer wechselte auf die Hochtaunusschule, machte dort sein Fachabitur. Und ist jetzt, 19 Jahre alt, in Ausbildung zum Metallgestalter in der Metallmanufaktur von Dirk Velte im Gewerbegebiet Drei Hasen. Sven Wietrzichowski (22) hat als Student für Immobilien-Management an der Hochschule Rhein-Main angefangen, nach dem dritten Semester im Frust abgebrochen und ist jetzt bei bester Laune im zweiten Lehrjahr Azubi bei der Taunus-Sparkasse mit Zielrichtung Bankkaufmann. Zwei junge Männer, Vorzeigemodelle sozusagen, die dafür stehen sollen, dass der Weg zum beruflichen Glück nicht unbedingt nur auf der universitären Schiene zu finden ist.
Zukunftsträchtig ist nur, was passt
Die Industrie- und Handelskammer Frankfurt (IHK), die Agentur für Arbeit (AfA), die Kreishandwerkerschaft Hochtaunus und ihre darbenden Innungen, die Goethe-Universität in Frankfurt, alle sind mit einem Problem der Zeit befasst, dem Drang zum unbedingten Abitur und zur universitären Ausbildung. Jedenfalls in einer Region, in der Oberursel liegt, im Speckgürtel der Metropole Frankfurt. Gleichzeitig steigen die Abbruchquoten an den Universitäten, es scheint, da werden viele junge Menschen in Bildungswege gedrängt, die nicht unbedingt zu ihnen und ihrem Naturell passen. Hier kommt „OloV“ ins Spiel, die „Optimierung der lokalen Vermittlungsarbeit im Übergang Schule – Beruf“. So haben sie es in Wiesbaden getauft, OloV unterstützt Aktivitäten, mit denen Jugendliche auf ihrem Weg in eine Ausbildung unterstützt werden. Zum Beispiel die inzwischen „8. Oberursel Ausbildungstour“. Ziel sei es dabei, duale Ausbildung zu stärken, mehr berufliche Orientierung zu bieten und neue Formate in Elterngesprächen vorzustellen, so Roland Gilbert von der Jugendberatung im Hochtaunuskreis.
Zukunftsträchtig ist nur ein zu Person und Entwicklungsstand passender Werdegang. Ein Leitsatz, den alle mit sich tragen, die bei der Ausbildungstour aktiv sind. Für Sven Wietrzichowski war das die Verbindung von Theorie und Praxis. Jenes Praktische hat er im Studium vermisst, im Bankerleben hat er es gefunden. Weil er eigentlich ein „Macher“ ist, wie er sagt. Natürlich ist er dabei bei der Ausbildungstour, wird allen interessierten Jugendlichen von seinem bisherigen Werdegang erzählen. Auch Tim Fischer wird am Stand seiner Firma berichten, sein Chef Dirk Velte, der in seinem Unternehmen keine Nachwuchsprobleme hat, sieht Oberursel „einzigartig breit aufgestellt“, was Ausbildungsgänge angeht. „Wir wollen nicht und müssen nicht missionieren. Es ist für alle was dabei, vom Handwerker bis zum Professor.“ Das ist die eigentliche Botschaft. Mit der Aufforderung „Finde deinen Master-Plan“ lockt die Ausbildungstour zum Start am 6. März.
Die Erwartung an die Veranstaltung, die von Jahr zu Jahr wächst, ist groß, eine Kooperation gibt es inzwischen auch mit der Goethe-Universität, sie ist beim Infoabend vorab am Dienstag, 18. Februar, im Rathaus um 18 Uhr präsent. Am Start bei der Tour sind unter anderen die Alte Leipziger und Rolls-Royce, mehrere große Autohäuser, die drei großen Hotels Dorint, Rilano und das Parkhotel, die Stadtwerke mit ihrem Taunabad und erstmals das Rathaus, eine Zahnarztpraxis am Bahnhof und jede Menge Informanten am „Hotspot“ in der Hochtaunusschule mit Ständen von etwa 50 Unternehmen. Die Shuttlebusse zirkulieren zwischen 11.30 Uhr und 16 Uhr auf zwei Routen ab dem „Info-Point“ am Bahnhof.