Oberursel. Mit einem lauten Knall begann pünktlich um 14.11 Uhr der diesjährige traditionsreiche Taunuskarnevalszug mit seinen 191 Zugnummern und rund 2000 Teilnehmern in der Altkönigstraße.
Der närrische Lindwurm folgte der Polizei und dem Verkehrsüberwachungsclub zum Marktplatz, angeführt von „Castellum Music & Show“ aus Mainz-Kastel. Für manche hatte die große Party bereits vor einigen Stunden begonnen. Um halb eins hatte die Brassband des KV Frohsinn im Hof der Theresienwiese in der Ackergasse gespielt und für Stimmung gesorgt. Anschließend machten sie sich auf den Weg in die Altkönigstraße, wo der Zug aufgestellt wurde und wo erst gegen 13 Uhr die letzten Fahrzeuge ankamen. Schon vor dem eigentlichen Beginn bot die Anreise der Garden über die Füllerstraße ein buntes Spektakel.
Mit dem guten Wetter kamen auch viele Zuschauer frühzeitig zur Zugstrecke, viele von ihnen in Kostümen. So gab es links und rechts von den Tanzgruppen mit ihren Kostümen auch Prinzessinnen, Piraten, Dinosaurier, Hexen, Bienen und Bräuserpaketen.
Laute Musik gehört zum Taunuskarnevalszug dazu, aber die Musikwahl der „Eulen“ aus Seulberg war dann doch etwas ungewöhnlich, nämlich „Last Christmas“. Das störte die Kinder am Straßenrand vermutlich weniger, die mit Taschen gewappnet auf Kamellen warteten. Sie wollten im Laufe des Nachmittags nicht enttäuscht sein.
Neben den Oberurseler Karnevalsvereinen nahmen auch befreundete Karnevalisten aus Bad Homburg, Bad Soden, Seulberg, Kelkheim, Wehrheim, Usingen, Fischbach, Eschborn, und Steinbach am Karnevalszug teil. Auch Tollitäten aus dem Taunus winkten den Zuschauern von ihren Wagen aus zu, darunter Faschingsprinzessin Anna-Lena I. aus Bad Homburg, Prinzessin Nadine Sodenia aus Bad Soden, Prinzessin Nicole I. aus Kransberg und das Usinger Prinzenpaar Marco. I. und seine Schwester Monja I.
Karneval kann auch politisch sein
Während die Garden für viele bunte Auftritte sorgten, nutzten einige Oberurseler Vereine die Gelegenheit, auf aktuelle politische Ereignisse aufmerksam zu machen.
„Orschel ärgere dich nicht“ hieß es am Wagen des kleinen Rats vom KV Frohsinn, der von Michael Reuter gefahren wurde. Das typische Spielfeld wurde um vier Themenfelder erweitert: „Gefahrenabwehrzentrum, Marodes Rathaus, Analoge Rathausverwaltung und Grundsteuererhöhung.“
Der Sängermotivwagen des KV Frohsinn hatte eher die Bundespolitik im Blick: „Friedrich, Olaf, Robert“ waren in schwarz, rot und grün auf dem Plakat zu lesen. „Alice“ in blau wurde ergänzt durch „im Wunderland“ in bunten Farben. „Die Wahl bunt wie ein Chemieunfall - wir Sänger bügeln’s aus mit lautem Knall“ war als Motto auf dem Anhänger zu lesen, begleitet von einem Warnschild für Explosionen.
Und mit Fokus auf die Weltpolitik feierte die Sambagruppe „Quarta feira„ auf ihrem Wagen einen „Muskenball“. Dort waren die Gesichter von Donald Trump und Vladimir Putin zusammen mit Elon Musk zu sehen, wie sie mit Sekt aus der Krim feierten.
Ebenfalls mit politischer Aussage trug das Mitglied einer Tanzgarde ein Schild mit sich, mit der Beschriftung „Als wir Frauen mehr Rechte wollten, meinten wir keine Nazis.“
Bunte Kostüme gab es auch viele, zum Beispiel die „Textmarker“ der Usinger Narren Zunft, die „Cocktailgläser“ der Schleiereulen vom Seulberger KV 1977, die Hexen des CV Stierstadt und die Kleider aus Puzzleteilen des BCV.
Das Kinderprinzenpaar Matthäus I. und Jolina I. winkte von ihrem Wagen in der Altkönigstraße allen Teilnehmern des Karnevalszuges zu, bevor sie sich selbst als Schlusslicht auf den Weg machten.
Nach dem Marktplatz fuhr die Zugstrecke entlang der Eppsteiner Straße und dann rechts am Homm-Kreisel zum Epinay-Platz, wo es eine Glasverbotszone gab. Von dort ging es weiter über die Henchenstraße, Liebfrauenstraße, Adenauerallee und Aumühlenstraße zum Rathaus, wo sich der Zug auflöste.
Für manche Karnevalisten ging es jedoch weiter zu Fuß zur „After-Umzugsparty“ im Landgasthof „Zur Sonne“ in Stierstadt, die vom CV Stierstadt organisiert wurde. Andere feierten weiter in den Gaststätten der Innenstadt. Für viele von ihnen warteten weitere Auftritte am Rosenmontag und Fastnachtsdienstag.
Kreativität wurde belohnt
Am Sonntagabend wurden zudem noch die Preise für die besten Kostüme und Wagen bekannt gegeben. Der erste Preis für die beste Fußgruppe ging an die Laufhexen vom Kappen-Club-Niederhöchstadt für ihre Darstellung „Pusteblumen“. Der zweite Platz ging an die Schleiereulen vom Seulberger KV 1977 für ihre „Cocktailgläser“. Der Bommersheimer Carneval Verein 1987 (BCV) holte den dritten Platz für sich mit dem Motto „Alles passt zusammen in unserem Verein, der BCV puzzelt gemeinsam von groß bis klein“.
Der Preis für den besten Motivwagen ging an die Schlümpfe vom VIP-Klub-Bommersheim. Der zweite Platz ging an den KVNA Karnevals Verein Neu Anspach für ihren Motivwagen „KVNA feiert 10 jähriges Bestehen“. Schließlich holten sich die Carneval Freunde Usinger Land mit dem Motto „Carneval rot/weiß, Kölle Alaaf“ den dritten Platz.
Den begehrten „Ohlenspiegel“ gewannen die „Lustigen Stierstädter“ mit ihrer Vorstellung einer „Hochwasserlösung a la Venedig“. Der Ehrenpreis der Stadt Oberursel ging an die Sambagruppe „Quarta feira“, die Kritik an der aktuellen Weltpolitik äußerte mit einem „Muskenball“ ( mit „u“ geschrieben in Anlehnung an Elon Musk).
Der Ehrenpreis des Landrats ging an die „Apres Burner“ vom Carnevalsverein Heiterkeit 1919, die als Skelette verkleidet einen Sarg durch Oberursel zogen. Der Ehrenpreis der Frankfurter Volksbank ging an den Karnevalverein Frohsinn 1890 für ihr „Erstes Frohsinn Spaßlabor, ein närrisches Experiment“.
Der Karnevalverein Club Geselligkeit Humor Weißkirchen 1952 (CluGeHu) gewann mit „Mit Magie und Zauberei ist der GluGeHu dabei“ den Ehrenpreis aus Rushmoor, der „Frohsinn Kleiner Rat“ gewann mit ihrer „Orschel ärgere dich nicht“ Spieldarstellung den Ehrenpreis des fokus O. Der Kappen Klub Kronberg 1902 gewann mit „Winter Wonderland“ den Ehrenpreis Pokal der Ex-Prinzen und „KC The Ravens“ gewann mit ihrer Star Wars Darstellung, samt Sturmtruppen, Darth Vader, und vielen Yodas, den Ehrenpreis Pokal des Kinderprinzenpaars.
Schließlich holte sich die Tanzgarde „Little Ontario´s“ von der Sodener Karnevals Gesellschaft 1948 den Ehrenpreis Pokal des CV Stierstadt. Die Verleihung der Preise findet zu einem späteren Termin statt.