Das Bistum ist nun Träger der Ketteler-La Roche-Schule

Schüler der Erzieherkurse O1 und U2 erklären Besucherin Helen Büttner (2. v. l.) ihr Projekt. Lars Strauch (Mitte) hat mit Anselm Dräker und Natan Kabuth die musikalischen Murmelbahnen gebaut. Foto: Tappenden

Oberursel (gt). Die Geschichte der Ketteler-La Roche-Schule im Altenhöfer Weg geht bis in das Jahr 1933 zurück. Als Privatschule für Kindergärtnerinnen von der Ordensgemeinschaft der Schwestern der Göttlichen Vorsehung gegründet, wurde sie 1941 durch das NS-Regime geschlossen und die Schwestern wurden in Lazaretten eingesetzt. Der Neubeginn in der Nachkriegszeit fand 1947 statt, im September 1956 erfolgte der Umzug zum heutigen Standort. In den 1970er-Jahren wurden die ersten männliche Studenten sowie die ersten Lehrkräfte, die nicht zum Orden gehörten, zugelassen. Auch als in den 1990er-Jahren im Kollegium keine Ordensschwester mehr vorhanden war, blieb der Orden weiterhin Träger der Schule, die inzwischen zu einer Berufsschule geworden war. Es folgten zwar Kooperationen mit dem Bistum Limburg, aber ungeachtet aller Änderungen, die die Schule durchmachte, blieben die Schwestern der Göttlichen Vorsehung der Schulträger.

Die neueste Epoche der Schule begann bereits Ende letztes Jahres. Am 12. Dezember 2018 schloss der Orden mit der St.-Hildegard-Schulgesellschaft des Bistums Limburg einen Vertrag, um ihr die Trägerschaft zu übertragen. Seit diesem Schuljahr hat der neue Schulträger die volle Verantwortung übernommen.Die feierliche Übergabe fand am Samstag in einem Gottesdienst auf dem Schulgelände statt. Generalvikar Wolfgang Rösch zitierte: „Wenn du etwas bewahren willst, musst du dafür sorgen, dass es sich verändert.“ Das Labyrinth im Schullogo sei kein Irrgarten, denn es führe zu einem Ziel, Wendungen auf dem Weg zeigten immer neue Blickwinkel, und wer eine Wendung annehme, komme weiter. Rösch lobte die Arbeit der Schule: „Sie prägen hier Menschen, die später in der sozialen Arbeit anderen prägen.“ Im Gottesdienst wurden Fotos aus 72 Jahren projiziert, darunter von der ersten Oberurseler Schulklasse 1947.

Neue Lebensräume entdecken

Und es wurde gesungen – in Deutsch, Englisch und Spanisch, begleitet von Musikern der Schule. Besonders bewegend war das irische Segenslied „Möge dir Gott sein Schwester oder Bruder…“. Es ist Tradition, dass Schüler und Studenten mit diesem Lied von den Lehrkräften in die Ferien verabschiedet werden. An diesem Tag galt der Abschied den Schwestern der Göttlichen Vorsehung.

Nach Stephen Behr, Geschäftsführer der St.-Hildegard-Schulgesellschaft, sprach Schwester Liberata Ricker. Sie war zwischen 2003 und 2013 Provinzoberin, somit zuständig für die Schule regelmäßig anwesend etwa bei den monatlichen Konferenzen oder bei Feiern. „Die Schule hat sich immer wieder geändert“, sagte sie. Schüler hätten sich nicht nur Zertifikate verdient, sondern auch die Chance bekommen, neue Lebensräume zu entdecken. „Die Schule ist mir ans Herz gewachsen“, gestand Schwester Liberata.

Der Generalvikar blickte in die Zukunft. Der Schulneubau in Stierstadt solle 15 Millionen Euro kosten und sei damit deutlich günstiger als die 35 Millionen Investitionsbedarf am alten Standort. Da die Schule auf das gesamte Rhein-Main-Gebiet ausstrahle, sorge der Standort in der Nähe der S-Bahn Haltestelle für eine bessere Anbindung.

Bürgermeister Hans-Georg Brum lobte die Schule aus zweierlei Gründen. Erstens profitiere die Stadt von deren Impulsen, da viele Absolventen später hier arbeiten würden, aber manch staatliche Schulen sehne sich nach dem, was die Ketteler-La Roche-Schule vorweisen könne. Brum sprach die leerstehende Häuser im Altenhöfer Weg an, die vor einigen Jahren vom Orden errichtet wurden und inzwischen ebenfalls dem Bistum Limburg gehören. Sie würden ab 1. Januar 2020 von der Caritas und der Stadt angemietet, um betreutes und gemeinschaftliches Wohnen anbieten zu können. Er deutete an, dass der öffentliche Fußweg zwischen Herderstraße und Altenhöfer Weg in Höhe des alten Klosters wieder vollständig geöffnet werden könnte, um den Zugang zu den Häusern zu erleichtern.

Nachdem einige Mitglieder des Kollegiums, darunter Schulleiterin Ute Villmeter, mit Ehrennadeln für 25 oder 30 Dienstjahre geehrt worden waren, begann im Schulgebäude der Tag der offenen Tür. In den Klassenräumen wurde nicht nur das Konzept der Schule vorgestellt, Schüler präsentierten auch Beispiele ihrer Arbeit. Die Erzieherkurse O1 und O2 hatten sich darüber Gedanken gemacht, „wie Kinder die Welt sehen und was wir Erwachsene daraus machen“. Sie hatten sich Projekte ausgedacht für Kinder in Tagesstätteneinrichtungen. Dazu gehörte eine musikalische Murmelbahn, gebaut von Lars Strauch, Anselm Dräker und Natan Kabuth. Eine andere Idee sah vor, Gegenstände zu sortieren. In weiteren Räumen gab es Platz für Stille im „Raum der Besinnung“, einen Trommelkurs, Sandmalen im Dunkeln, und das Thema „Lernen anders erleben“. Die Klasse SASS U1 hatte Buchempfehlungen vorbereitet und eine Vorleseecke in der Bibliothek für kleine Besucher eingerichtet. Derzeit befinden sich 331 Schüler in Ausbildung. Damit ist die Ketteler-La Roche-Schule die größte katholische Ausbildungsstätte in Hessen.

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