Brunnenfest – das „Schönste in Oberursel“

Auch wenn sich zwischendurch mal die Sonne hinter den Wolken versteckt – die Bleiche ist voll, die Stimmung ist gut, Orscheler und auswärtige Gäste genießen das Brunnenfest in vollen Zügen. Foto: gt

Von Graham Tappenden

Oberursel. Sonnig, gut gelaunt und gut besucht – beim Brunnenfest zeigten sich Oberursel und seine Vereine am Wochenende von ihrer besten Seite. Und Brunnenkönigin Janine I. als strahlende Gastgeberin.

Im Sonnenschein begann am Freitagabend das Brunnenfest beim ökumenischen Gottesdienst mit dem Lied „Hosanna“. Theologin Renate Jetter von der Klinik Hohe Mark schlug vor, Gott „zu Wort kommen zu lassen“, und leitete damit ihre Lesung aus dem Neuen Testament „Ihr seid das Licht der Welt“ ein. Pfarrer Ingo Schütz von der Kreuzkirche ergänzte: „Wir haben hier so ein Licht“. Damit meinte er das Publikum. Das Brunnenfest sei wie ein Leuchtturm, sagte er, die Menschen sollten ihre Hände ausstrecken und sagen „Feiert mit mir“, dann würden auch sie zu Leuchttürmen. Symbolisch wurden kleine Leuchttürme aus Papier auf dem Marktplatz verteilt. Am Ende spendete Vikarin Annika Müller-Praefcke von der evangelischen Kirche in Oberstedten den Segen.

Anschließend betrat die stellvertretende Vereinsring-Vorsitzende Christine Förder die Bühne auf dem Marktplatz und kündigte „das Schönste in Oberursel“ an: das Brunnenfest. Vorsitzender Ludwig Reuscher dankte dem Brunnenfestausschuss, der jedes Jahr mit Veränderungen konfrontiert sei, den Sponsoren sowie den Kräften von DRK, Feuerwehr, Stadtpolizei, Landespolizei, Sicherheitsdienst und Verkehrsüberwachungsclub.

Dann breitete sich majestätischer Glanz über den Platz. Brunnenkönigin Janine I. begrüßte die Gäste und trug vor, was Oberursel und das Brunnenfest aus ihrer Sicht ausmacht. „Ich bin schon super gespannt auf das, was mich in den nächsten vier Tagen erwartet“, sagte sie und freute sich auf neue Bekanntschaften während des Festes. Sie sprach über die Brunnen und das Brunnenfest und unterstrich die Bedeutung des Wassers in der Stadt, unter anderem wegen seiner guten Qualität. Seit sie in Oberursel wohnt, schmecke ihr das Wasser bei ihren Eltern in Bischofsheim nicht mehr. Den Urselbach bezieht die Hundeexpertin gerne in ihre Gassirunden mit den vierbeinigen Freunden ein, erzählte sie.

Bürgermeisterin Antje Runge erklärte: „Das Brunnenfest ist unser Stadtfest“, und fuhr fort: „Hier leben wir Oberurseler zusammen, hier feiern wir entspannt, hier genießen wir Oberursel und hier zeigt sich das, was Oberursel ist“. Sie lobte die ehrenamtliche Arbeit des Vereinsrings bei der Vorbereitung des Festes, eine Arbeit, die ein ganzes Jahr in Anspruch nehme. In Anbetracht der Nachbarschaft, zu der sie selbst gehöre, sagte sie, „Wir feiern einfach vier Tage mit, anders geht das gar nicht“. Klaus-Dieter Otto von der Frank-furter Volksbank wünschte kurz und knapp „Schöne Feiertage und viel Spaß“, und dann ging es auch schon los mit dem Fassanstich zur Eröffnung des 43. Brunnenfests.

Zum Marktplatz waren auch Gasthoheiten aus anderen Städten zu der Eröffnung gekommen. Die Frankfurter Grüne-Soße-Königin Angela I., die Bundesäppelwoikönigin BiBi I., die Büdinger Froschkönigin Hannah I., die Wehrheimer Apfelblütenkönigin Victoria I., die Rosbacher Blütenkönigin Sophia I. und die Bergen-Enkheimer Apfelweinkönigin Lea I. durften ihre Grüße überbringen. Anschließend zog Janine I. mit ihren Gästen, der Bürgermeisterin und einigen Ex-Königinnen und Ex-Brunnenmeistern weiter zum Festplatz an der Bleiche. Dort zogen sie von einem Fahrgeschäft zum nächsten, und Brunnenkönigin Janine I. überreichte vor jeder Fahrt einen Bembel an die Betreiber.

Los ging es beim Break Dancer, wo Victoria I. ihren Apfel kurz abgab und von Vereinsring-Kassenwart Alexander Weisel begleitet wurde. Im Autoscooter waren alle dabei, Janine I. drehte mit ihrer Vorgängerin Felicitas I. rasante Runden, sogar mit Krone und Zepter. Fast alle Hoheiten fuhren mit dem Riesenrad am Ende der Bleiche, und auch Bürgermeisterin Antje Runge nutzte die Gelegenheit, sich die Stadt von oben anzuschauen. Das Riesenrad hatte in diesem Jahr eine Neuheit zu bieten: eine Gondel ohne Mittelstange für Rollstuhlfahrer. Janine I. und Lea I. trauten sich, mit dem Skipper zu fahren. „Das sah von außen nicht ganz so schlimm aus“, meinte Janine. In der Villa Wahnsinn ging es durch einen Parcours mit Spiegellabyrinth und Gummiseilen über bewegliche Böden und durch eine Art Waschanlage. „Um Himmels willen“, erschrak Sofia I., als sie die Wasserspritzer sah und sich kurz Sorgen um ihr Kleid machte. Bei der Drop Zone blieb Janine lieber in der Steuerkabine, während Lea I. und BiBi I. sich zusammen mit Felicitas und der Bürgermeisterin anschnallen ließen, um noch einmal einen Blick von oben auf die Altstadt zu werfen. Anschließend ging es zum Frohsinn-Stand, um den Abend ausklingen zu lassen.

Währenddessen spielten auf dem Marktplatz schon „The Gypsys“, und auch in den Höfen gab es Musik. Die „Astor Club Band“ trat im Alt-Oberurseler Brauhaus auf, und am Berlebachplatz, der kurz vor dem Fest erst freigeräumt worden war, gab es Rockmusik mit „Voll daneben“.

Am Samstag waren bei perfektem Brunnenfestwetter bereits am Nachmittag beim Auftritt der Big Band vom Gymnasium Oberursel die Sitzplätze am Marktplatz voll, am Abend, als „Pfund“ auf der Bühne stand, war auch im hinteren Bereich des Marktplatzes kaum noch ein Durchkommen. Auch auf der Bleiche wurde es am Samstagabend sehr voll. Wer sich nicht für die Fahrgeschäfte interessierte, besuchte die Schießbude oder versuchte sein Glück beim Dosenwerfen und Entenangeln. Zuvor war Gelegenheit, vom St.-Ursula-Kirchturm auf die Bleiche herabschauen. Zurück in der Altstadt konnte die Musik am Barbara-Brunnen neben der Hospitalkirche St. Barbara gar nicht passender sein, denn hier trat die Gruppe „The Barbarella’s Five“ mit ihrer Sängerin Barbara auf.

Natürlich gab es eine große Auswahl an Verpflegungsständen, von denen viele von den Oberurseler Vereinen über das ganze Wochenende betrieben wurden. Im Hof der Hospitalkirche bot der Verein „Windrose“ internationalen Speisen, darunter Wraps mit Sauerkraut und Gurkenrelish an. In der Strackgasse hatte die Eintracht Oberursel ihren Stand mit den beliebten Fleischspießen. Im Internationalen Dorf in der Weidengasse gab es bei der „Internationale Frauenkochgruppe der ,Portstrasse‘“ Bergani, Pakora, Gol Gappa und Shami Kebab, außerdem einen Eintopf aus 1001 Nacht. Samosa- und Pakora-Platten sowie Seekh Kebab wurden dort von der Ahmadiyya-Gemeinde angeboten.

Und während das Bier am britischen Stand zwar nach englischer Art, aber dennoch in Deutschland gebraut worden war, gab es um die Ecke in der „Midgard Schänke“ echten schottischen Whisky. Auch das neue Trian’s Café in der Strackgasse war mit einem Stand vertreten. Wer lieber abseits, aber hochprozentig feiern wollte, besuchte am Samstagabend Florian Lossa und seine Freunde auf dem Hollerberg. Dort, am beliebten Treffpunkt der Orscheler Jugend, gab es Erdbeerlimes und „Pfeffis“.

Einen faszinierenden Anblick boten die Straßen rund um den Homm-Kreisel am Samstagabend. Viele waren dem Appell von Erstem Stadtrat Christof Fink gefolgt und mit dem Fahrrad gekommen, die 90 Fahrradabstellplätze an der Bleiche und oberhalb des Marktplatzes reichten bei Weitem nicht aus. Reihenweise standen die Drahtesel entlang der Zäune.

Der Sonntag begann mit strahlend blauem Himmel und nach dem Brunnenfestlauf boten sich viele Speisen zur Stärkung an der Bleiche an, auch für Fans der veganen Küche: Kartoffeltwister, gebratene Champignons mit Kräutersoße oder Blumenkohl. Sehr beliebt waren auch die Hamburger bei „Orschel Events“ am Rande der Bleiche. „Oberursel Sekt“ gab es am Sonntagnachmittag bei den Frohsinn Sektschwestern Andrea und Messi in der Eppsteiner Straße. Musikalisch wurde es auf der Bleiche mit dem „Shanty Chor“ und anschließend mit der „Frohsinn Jugend Brassband“. Im Brauhaus-Hof spielten „Aber Hossa“ und in der Hospitalstraße beim DLRG klang der Abend zu den Tönen der „Toms & Jerries“ aus.

Auch den überwiegend sonnigen Montag genossen viele Festgäste noch einmal, allerdings mit der Gewissheit, dass es auch in diesem Jahr kein Feuerwerk zum Abschluss des Festes auf der Bleiche geben werde. Während sich einige Tierhalter in der Altstadt freuten und auch die Entlastung der Umwelt begrüßt wurde, bedauerten oder kritisierten andere diese Entscheidung. Einige schlugen eine Drohnenshow als Alternative vor. Dennoch scheint der Ausklang des Brunnenfests am Montagabend noch Freude gemacht zu haben.

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