BSO erweitert zeitnah Kapazitäten des Kanalnetzes

Oberursel (ow). Die bauliche Entwicklung im Stadtgebiet sowie strengere Umweltauflagen machen zusätzliche Investitionen in die Stadtentwässerung erforderlich.

Ein Kanalnetz besteht aus den Kanalrohren, den Kanalschächten und den Entlastungsanlagen, die ein Speichervolumen zur Regulation des Gemischs aus Regen- und Schmutzwasser sowie die dafür nötige Steuerungstechnik (Drosselungen) enthalten. Die Kapazitäten der Entlastungsanlagen werden regelmäßig nach dem „Schmutzfrachtsimulationsmodell (SMUSI)“, einem Prüfprogramm des Landes Hessen, berechnet, und vom Regierungspräsidium bewertet. Die entscheidende Messgröße ist der chemische Sauerstoffbedarf (CSB), das ist die Sauerstoffmenge, die zum Abbau organischer Belastungen im Abwasser erforderlich ist. Je höher der Wert, desto unvollständiger ist das Abwasser geklärt.

In den SMUSI-Berechnungen darf der CSB-Wert einen Grenzwert nicht übersteigen, der mit 250 kg CSB/ha x Ared angegeben ist. Die im Herbst 2018 vorgelegten Berechnungen zeigen, dass die Regenüberlaufbecken an der Brennersmühle und an der Kläranlage mit 247 kg CSB/ha x Ared zunehmend an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen und erweitert werden müssen. Der Bau & Service Oberursel (BSO), der für die Erhaltung und den Neubau des Kanalnetzes zuständig ist, wird in diesem Jahr mit ersten Erweiterungen beginnen.

Der BSO plant vor diesem Hintergrund die Aufstellung einer neuen SMUSI-Prognose-Berechnung, ausgerichtet auf das Jahr 2023, bei der die geplanten Entwicklungsflächen berücksichtigt werden. Diese soll zeigen, welche Maßnahmen erforderlich sind, um die Entlastungsanlagen im Stadtgebiet bedarfsgemäß zu ertüchtigen und zu erweitern.

Um laufende und zukünftige Bauprojekte nicht zu belasten und eine Überschreitung der CSB-Grenzwerte bei den heute bekannten Engpassstellen zu verhindern, soll als Sofortmaßnahme das Stauvolumen im Zulaufsammler zur Kläranlage aktiviert werden. Mit dieser Investition wird ein zusätzliches Stauvolumen von 740 Kubikmeter in einem vorhandenen Regenüberlaufbauwerk im Zulaufsammler DN 2000 zur Kläranlage aktiviert. Dieses Regenüberlaufbauwerk befindet sich in einem guten baulichen Zustand. Die Umsetzung des Projekts soll bis zum Jahresende erfolgen. Die Planungs- und Bauüberwachungsleistungen werden voraussichtlich durch den BSO, Abteilung Tiefbau, erbracht. Die Kosten liegen bei rund 200 000 Euro. Zur Finanzierung wird im Wirtschaftsplan des BSO eine Sanierungsmaßnahme an der Kläranlage auf 2020 verschoben. 2019 soll auch noch der Regenüberlauf Römerstraße umgebaut werden. Für die Investitionsplanung 2020 ist schon jetzt eine Erweiterungsmaßnahme am Regenüberlaufbecken Brennersmühle in Vorbereitung – voraussichtliches zusätzliches Investitionsvolumen: 800 000 Euro.

Die Entwässerungsfläche im Stadtgebiet umfasst 1125 Hektar, verteilt auf 880 Hektar Mischwasserfläche, rund 20 Hektar Trennsystemfläche und 225 Hektar Außengebietsfläche, die in die Kanalisation entwässert wird. Oberursels Kanalnetz beläuft sich auf rund 185 Kilometer, davon rund 166 Kilometer Mischwasserkanäle, 17,6 Kilometer Regenwasserkanäle und 0,9 Kilometer Schmutzwasserkanäle. Die Stadt verfügt insgesamt über 29 Entlastungsanlagen – 13 Regenüberläufe, sieben Regenüberlaufbecken und drei Regenrückhaltebecken im Einzugsgebiet der Kläranlage Weißkirchen für Oberursel-Mitte, Bommersheim, Stierstadt und Weißkirchen. Der Stadtteil Oberstedten ist der Kläranlage in Bad Homburg zugeordnet, hier gibt es weitere drei Regenüberläufe und drei Regenüberlaufbecken. Im Zusammenhang mit dem Ausbau des Baugebiets „Borngrund“ in Stierstadt wurden ein Staukanal und ein Regenrückhaltebecken errichtet.



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