Oberursel (nel). Pünktlich zum Start in den Sommer hat sich die Oberurseler Innenstadt um ein charmantes neues Café erweitert: In die ehemaligen Räume der Eisdiele Cortina an der Ecke zur Vorstadt 1 ist das „Fräulein Menke“ eingezogen – betrieben von Robert Menke, der vielen schon durch das „FoodWerk“ im selben Haus bekannt ist.
Die neue Adresse am Tor zur Fußgängerzone will mehr sein als ein bloßes Nachfolgeprojekt der traditionsreichen Eisdiele: Mit hochwertigem Kaffee, Frühstücksangeboten und auch Eis bringt das Café frischen Schwung auf die Speisekarte. Menke ist mit dem Haus vertraut, der Umgang untereinander läuft laut Hausbesitzerin „tiptop“. Hinter dem Haus in der Vorstadt 1 steht Sabine Heimann-Afferbach – mit 66 Jahren lebt sie als Tierheilpraktikerin in Nordfriesland. Das Gebäude gehört ihr bereits seit 1984, damals kaufte sie es mit Hilfe ihrer Eltern und einer Lebensversicherung – ursprünglich mit dem Plan, ein eigenes Wollgeschäft zu eröffnen, inspiriert von den vielen kleinen Läden in Frankfurt. Doch das Leben kam dazwischen: Ihre Eltern wurden pflegebedürftig, sie stellte ihre Pläne zurück und vermietete stattdessen die Wohneinheiten.
Wichtig sei ihr dabei seit jeher ein faires Miteinander. Das Verhältnis zu ihren Mietern verstehe sie als ein „gegenseitiges Geben und Nehmen“, so Heimann-Afferbach. Sie setze auf langfristige Verträge, stabile Mieten und persönliche Absprache. Auch in schwierigen Zeiten – etwa während der Corona-Pandemie – habe sie nach eigenen Angaben auf bis zur Hälfte der Miete verzichtet, um ihre Mieter zu entlasten. Dieses Verständnis spiegelt sich auch in der langen Verweildauer vieler Geschäfte im Haus wider. Dass es mit der Eisdiele Cortina, die fast 30 Jahre im Haus ansässig war, letztlich zu keinem neuen Mietvertrag kam, belastet sie bis heute. Sie hätte der Betreiberfamilie gerne erneut ihren üblichen Zehnjahresvertrag angeboten. Doch es kam anders: „Sie wollten nur fünf Jahre und forderten daraufhin noch eine Mietminderung“, erinnert sie sich traurig. Dabei gibt sie an, die Miete über all die Jahre hinweg selbst nie erhöht zu haben – auch durch schwierige Zeiten nicht. Letztlich stand Aussage gegen Aussage, die Situation eskalierte, es kam zur Räumungsklage. „So etwas hatte ich in all den Jahren noch nie – es hat mich sehr enttäuscht.“
Umso mehr freut sie sich, dass nun mit Robert Menke ein vertrauter und verlässlicher Partner das Café übernommen hat. Das Konzept habe sie überzeugt: Ein ganzjähriges Café mit stilvoller Einrichtung und ein Betreiber, der sich mit der Nachbarschaft versteht. „Das war mir wichtig – ich wohne 700 Kilometer entfernt, da muss alles reibungslos laufen.“ Auch baulich wurde vieles erneuert: Die sanitären Anlagen, die Treppe, neue Fliesen – was in den Verantwortungsbereich der Vermieterin fällt, lässt sie auf eigene Kosten modernisieren. Die Zusammenarbeit beschreibt sie als offen, vertrauensvoll und gemeinschaftlich.
Das Haus Vorstadt 1 ist heute ein lebendiges Beispiel für gelebte Vielfalt: Ein seit über 20 Jahren bestehender Handyladen, das FoodWerk, das neue Café – und eine über Jahre hinweg internationale Mieterschaft mit italienischen, türkischen, spanischen und griechischen Wurzeln. „Bei mir zählt, dass es menschlich passt“, sagt Heimann-Afferbach. Die offizielle Eröffnung des „Fräulein Menke“ fand Ende März statt – Sabine Heimann-Afferbach wünscht Robert Menke viel Erfolg