Christof Fink will erster grüner Bürgermeister werden

Am Morgen nach dem Beschluss über den Wahltermin gibt Christof Fink seine Kandidatur um das Bürgermeisteramt bekannt. Foto: js

Oberursel (js). Der Kampf um die Nachfolge von Hans-Georg Brum im Bürgermeisteramt ist eröffnet. Es ist keine große Überraschung, dass dabei als erstes der Name Christof Fink von den Oberurseler Grünen aufploppt. Mit seinem am Freitagvormittag verkündeten „Ja, ich will“ ist der Erste Stadtrat der SPD um knapp 24 Stunden zuvorgekommen.

Die Spatzen und Finken haben es schon von den Dächern gepfiffen, nun hat Christof Fink als Erster offen und öffentlich verkündet, dass er bereit und gewillt ist, die Nachfolge von Hans-Georg Brum (SPD) anzutreten, wenn dessen dritte Amtszeit als Bürgermeister im kommenden Jahr endet. Hat mit der ihm eigenen Überzeugung erklärt, dass er mit seiner Erfahrung, Haltung und seinen Ideen „der Richtige für die Zukunft“ ist. Fink, seit 25 Jahren kommunalpolitisch aktiv und vom Nachrücker im Stadtparlament über zehn Jahre Fraktionsvorsitz schon in jungen Jahren zum ersten grünen Stadtrat in Oberursels Geschichte ins politische Hauptamt gereift, hat am Freitag seinen Hut in den Ring geworfen.

Der grüne Hut soll auch für politische Veränderung stehen. Keine radikale Veränderung, das ist nicht Christof Finks Idee, denn Oberursel habe zuletzt eine „starke Entwicklung“ genommen. „Ich möchte das kommende Jahrzehnt zu einem Jahrzehnt des sozialen und ökologischen Aufbruchs für Oberursel werden lassen“, sagt Fink zur Motivation seiner Kandidatur. Politische Veränderung brauche Oberursel, „damit unsere Stadt ein guter Ort zum Leben bleibt.“ Es gibt Projekte vor allem im Bereich Bauen und Wohnen, da waren Brum und die Grünen nicht immer einer Meinung, gleichwohl hat das Spitzen-Tandem im Rathaus ordentlich kooperiert. Wenn der in manchen Augen schon „ewige Hans-Georg Brum“ geht, könnte Fink der Nachfolger sein, der an Stellen die politische Arbeit justiert, an denen sich Brum nicht nur Freunde gemacht hat.

Das Thema Stadtentwicklung und damit auch gesellschaftliche Entwicklung dürfte bestimmend werden im Wahlkampf, der für Fink erklärtermaßen ab sofort beginnt. Sozialer und ökologischer Aufbruch, es wird dabei auch um Grenzen des Wachstums gehen. Nicht um einen Schlussstrich, „das halte ich für falsch“, sagt Fink, wohl aber darum, „bauliche Entwicklungen zu verlangsamen“. Zielgerichteter, planerischer, eingebettet in einen ökologischer und sozialer als bisher ausgerichteten Stadtentwicklungsplan. Ein Ziel: Aktiv mit dem Klimawandel umgehen, Stadtgestaltung spürbar verändern, Klimaneutralität bis 2035 anstreben. Mit einer Stadtverwaltung, die digital, kommunikativ und bürgernah ausgerichtet ist. Im fünften Stock des Rathauses hat sich Fink vor acht Jahren eingerichtet, zum etwas größeren Bürgermeisterbüro sind es nur ein paar Meter. „Das Rathaus bleibt in der Mitte der Stadt“, die aktuelle Entscheidung des Parlaments unterstützt Fink mit vollem Herzen.

Christof Fink ist in Stierstadt aufgewachsen, politisiert hat den heute 45-jährigen Diplom-Politologen die Auflösung der Gesamtschule Oberursel gegen den Willen der Schulgemeinde und der Streit um die Nordumfahrung „Feldbergzubringer“. Schon mit 21 Jahren saß er 1995 für die Grünen im Parlament. Es spricht für seine Geradlinigkeit, seine stets klare, offene und berechenbare Linie, dass er vor zehn Jahren seine Bewerbung für das hohe Amt als Erster Stadtrat mit dieser Episode einleitete. Aus Zeiten, in denen er mal mit grünen, mal mit orangenen Haaren auftrat, auch noch im Stadtparlament. Und immer wieder bewies, dass knochentrockene Sachlichkeit seine Stärke ist. Vor knapp zwei Jahren wurde er wiedergewählt, als seine Abwahl eigentlich schon abgemachte Sache war. Die OBG hatte für Fink geworben, Abweichler aus den Reihen der CDU/SPD-Koalition hatten den Ausschlag für Fink gegeben.

Mit der Bekanntgabe seiner Kandidatur gingen auch die Website www.fink2021.de und seine neue Facebook-Seite fink2021 online. Instagram und Twitter sind weitere Plattformen, auf denen Fink den Dialog mit den Bürgern sucht. Die Corona-Pandemie werde auch für den Wahlkampf einen Digitalisierungsschub bringen, glaubt der Kandidat, Hausbesuche und herkömmliche öffentliche Walveranstaltungen würden indes eine geringere Rolle spielen. Erste Unterstützerin seiner Kandidatur ist Finks Ehefrau Christina Herr, die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Stadtparlament. Mit ihr und einem Sohn lebt er in der Altstadt, ist, wann immer es geht, mit dem Fahrrad unterwegs. Privates und Berufliches wird im Hause Fink/Herr schon immer streng getrennt, in Oberursel wurde es nie politisch thematisiert, dass beide engagiert in der Kommunalpolitik unterwegs sind. „Wir treten nicht als Duo an“, so Fink. Seine Frau werde sicher nicht die „First Lady“ von Oberursel.

Nachdem Christof Fink am Freitag seine Kandidatur um das Bürgermeisteramt bekanntgegeben hatte, fasste am Samstag der Vorstand von Bündnis 90/Die Grünen Oberursel den Beschluss, den Mitgliedern bei einer Mitgliederversammlung nach den Sommerferien zu empfehlen, Fink zu unterstützen.



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