Und dann bilden alle gemeinsam den Glücksdrachen Fuchur

Das muss ein echter Glücksdrache sein, der so bezaubernd verkörpert wird wie jener Fuchur, den die Schülerinnen der Ballettschule gemeinsam darstellen. Foto: Pfeifer

Oberursel (pit). Seit ihrem Erscheinen vor 40 Jahren hat sich die „Unendliche Geschichte“ von Michael Ende zu einem Klassiker der Kinder- und Jugendliteratur entwickelt, der nicht nur verfilmt, sondern auch für Oper, Theater und 1999 darüber hinaus für das Ballett adaptiert wurde. Eine Adaption für Kinder ab drei Jahren ist das allerdings nicht. Um die spannende Fantasy-Geschichte mit ihren Schützlingen trotzdem auf die Bühne bringen zu können, musste Ballett-Lehrerin Melanie Köhl also viel Kreativität walten lassen, als sie das Projekt vor zwei Jahren in Angriff nahm.

„Ich habe eigene Tänze choreografiert und die Geschichte teilweise abgeändert, damit sie für die Kleinen passt“, erzählt die Oberurselerin, die schon als Kind davon träumte, eines Tages eine eigene Ballettschule zu haben. So könnten sie sich von dem „Nichts“, das das Land Phantasien und seine Kindliche Kaiserin bedroht, keine Vorstellung machen. „Daher habe ich ihnen für den jeweiligen Tanz erklärt, sie spielen schwarze Schlangen“, lautet Melanie Köhls clevere Lösung. Auch bei den Protagonisten hat sie nachvollziehbare, im Grunde jedoch nur marginale Änderungen vornehmen müssen, da alle Rollen von Mädchen gespielt werden. So ist aus dem Krieger Atreju die Kriegerin Alana geworden und Bastian heißt in ihrer Fassung Bamika.

Außer den Tänzen hat Melanie Köhl auch die Texte verfasst, die im Verlauf der Aufführung am Sonntag, 1. Dezember, um 15 Uhr in der Taunushalle, Landwehr 6, von dem Schauspieler und Komponisten Lasse Heinrich gelesen werden. „Lasse und ich sind schon seit langem ein Team“, freut sich die Ballett-Trainerin über die Kooperation.

Überhaupt weiß sie die vielen guten Geister um sich herum mehr als zu schätzen: „Ohne deren Hilfe könnte ich diese ganze Produktion gar nicht stemmen.“ Da ist ihre Mutter, die sich um die Kostüme für die insgesamt 86 jungen Tänzerinnen im Alter zwischen drei und 14 Jahren kümmert. Denn nicht allein die aus vorherigen Produktionen müssen angepasst werden, auch die neu dazu gekauften haben nur in Ausnahmefällen die exakte Größe, sodass sie zumeist enger gemacht oder gekürzt werden müssen.

Eine weitere große Hilfe ist Fabienne Hauser, deren zehnjährige Tochter Sienna Hauser die kindliche Kaiserin tanzt. „Wir kennen uns, seit ich mit fünf Jahren mit dem Ballett angefangen habe“, erinnert sich Melanie Köhl. Damals besuchten die beiden Mädchen gemeinsam die Schule von Elly Quick in der Korffstraße, bis sie gut 15 Jahre später aus Altergründen geschlossen wurde. Die Freundschaft zwischen den Frauen hat jedoch bis heute gehalten, und so hilft Fabienne Hauser, die heute selbst Unterricht bei Melanie Köhl nimmt, ihr tüchtig bei der Koordination der insgesamt sechs Gruppen und innerhalb der Trainingseinheiten.

In deren Verlauf ist es eine helle Freude, zu sehen, wie ruhig, harmonisch und sichtlich viel Freude alle Kinder miteinander agieren. Mucksmäuschenstill wird es, wenn sie Aufstellung nehmen und auf die ersten Musiktakte warten, die zum Wichteltanz erklingen. Sichtlich viel Disziplin herrscht auch bei den Jüngsten, alle möchten alles richtig machen, schielen zu Lehrerin oder Nachbarin rüber, um zu sehen, wie die „schönen Wellenbewegungen“ mit den Armen eigentlich aussehen sollen.

Ein weiteres schönes Bild ist es, als sie alle in einer Reihe hintereinander her laufend den Glücksdrachen Fuchur bilden, dessen riesiger Kopf aus Pappmaché von einer erwachsenen Schülerin von Melanie Köhl gebastelt wurde. Ebenfalls eine Unterstützung, die nicht selbstverständlich ist. Immerhin ist die Produktion nicht nur sehr zeitintensiv, sondern außerdem mit großen Kosten verbunden, was wiederum dazu führt, dass das Stück nur ein Mal aufgeführt wird: „Die Hallenmiete ist recht hoch, und es gibt leider zu wenige, die eine Ballettaufführung sponsern möchten.“ Denn die Eintrittspreise sollen erschwinglich bleiben. So kosten die Karten für Erwachsene zehn Euro und für Kinder ab drei Jahre fünf Euro. Vorbestellungen sind möglich per E-Mail an melly.koehl[at]t-online[dot]de.

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