Dramatische nächtliche Rettungsaktion der Bergwacht

Hochtaunus (how). Am Freitagabend musste eine Ausbildungsgruppe der DRK-Bergwacht Großer Feldberg eine Einsatzübung im Wald abbrechen und in die Fahrzeughalle der Rettungswache verlegen, weil aufgrund der Sturmböen die Windbruchgefahr zu groß wurde. Eine Gruppe Ausflügler, die am Nachmittag zum Bergrestaurant auf den Herzberg aufgebrochen war, konnte den Rückzug aus dem Taunus allerdings nicht mehr antreten, weil die Zufahrten von der Saalburg und die anderen Wege rund um den Herzberg von umgestürzten Bäumen bereits versperrt waren. Einer der Ausflügler ist aufgrund einer Lungenerkrankung auf ständige Sauerstoffzufuhr angewiesen, sein mitgebrachter Vorrat ging jedoch zur Neige, und das Freischneiden der Wege durch die Feuerwehr hätte Stunden gedauert.

Die angesichts der sich anbahnenden Notlage alarmierten Bergretter der DRK-Bergwacht Großer Feldberg machten sich sofort auf den Weg, um den Patienten zu erreichen und mit neuem Sauerstoff zu versorgen. Alle Zufahrten aus Richtung Oberursel und Oberstedten waren jedoch unpassierbar. Auch mit einem extrem geländegängigen All-Terrain-Vehicle (ATV) war die Zufahrt über Hirschgarten und Bleibeskopf nicht möglich. Immer wieder lagen große Bäume quer über dem Weg. Einige konnten mit dem ATV mühsam durch das freie Gelände umfahren werden, knapp unterhalb des Herzbergs war aber auch das nicht mehr möglich. Sogar der nächtliche Einsatz eines Hubschraubers mit Rettungswinde wurde erwogen, war aber aufgrund der Wetterlage mit Schneefall und Windböen ebenfalls nicht machbar.

Schon bald nachdem das Ausmaß der Windschäden deutlich geworden war, hatte sich ein Bergretter vom ebenfalls eingesetzten Bergrettungsfahrzeug etwa 1,5 Kilometer unterhalb des Herzbergs mit einer tragbaren Sauerstoffflasche zu Fuß auf den Weg gemacht und erreichte die Einsatzstelle gerade noch rechtzeitig, bevor der Sauerstoffvorrat des Patienten aufgebraucht war. Bald danach konnte auch das Bergrettungsfahrzeug über verschlungene Umwege bis auf 400 Meter an das Restaurant herangeführt werden. Der Patient wurde mit einer Gebirgstrage zum Fahrzeug gebracht und über den letzten querliegenden Baum gehoben, der die Zufahrt zum Herzberg verhinderte. Nach der Erkundung eines sicheren Abtransportweges durch das ATV wurde der Patient fast zweieinhalb Stunden nach Einsatzbeginn an einen in Dornholzhausen wartenden Rettungswagen des DRK Hochtaunus gebracht, der ihn zur ärztlichen Beurteilung ins Krankenhaus fuhr.

Die DRK-Bergwacht Großer Feldberg mahnt zur Vorsicht. „Bei Bergausflügen lohnt es sich, einen Blick in die aktuelle Wettervorhersage zu werfen, auch im Mittelgebirge“, empfiehlt Bergwacht-Einsatzleiter Jens Werner. Gerade Sturmereignisse haben derzeit starke Auswirkungen: Viele Bäume sind aufgrund der Trockenheit der vergangenen Jahre geschwächt, sodass große Äste abbrechen können. Die großen Freiflächen aufgrund des massiven Borkenkäferbefalls bieten obendrein große Windangriffsflächen an den umstehenden Bäumen, die schon bei leichteren Sturmböen umstürzen können. „Bitte meiden Sie den Wald bei Windbruchgefahr, und seien Sie auch hinterher wachsam mit Blick nach oben! Auch viele Tage nach einem Sturmereignis kann es immer noch zu Baumstürzen und Astbruch kommen“, erklärt Werner.

Die DRK Bergwacht kann bei Notfällen im Wald und Gebirge über die Notrufnummer des Rettungsdienstes 112 alarmiert werden.



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